Die Königliche Pulverfabrik

Wer Krieg führt, muss schießen können. Preußen führt gerne Krieg und brauchte entsprechend viel Schießpulver. So wurde vor 300 Jahren auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. außerhalb der Berliner Stadtmauer, im heutigen Moabit die Königliche Pulvermühle angelegt. Sie war die größte Pulverfabrik des Deutschen Reichs. Das Grundstück befand sich anfangs auf dem Gelände des heutigen Hauptbahnhofs und breitete sich bis 1834 immer weiter aus, an der Spree entlang bis zur jetzigen Joachim-Karnatz-Allee.

Um bei einer Explosion größere Schäden zu vermeiden, wurden die Gebäude immer weit voneinander entfernt errichtet. Tatsächlich explodierte 1820 ein mit zehn Zentnern Pulver gefülltes Haus auf der Pulvermühle, wodurch zwei Arbeiter getötet wurden. Immer wieder kam es auch zu kleineren Unglücken, die sich jedoch aufgrund der Ausbreitung des Geländes nicht zu einer Katastrophe entwickelten.

Die Einlagerung des fertigen Pulvers erfolgte in Pulvertürmen, die in Berlin und über das ganze Land verteilt wurden. Niemand wusste so recht, ob die vorgesehenen Sicherheitsbestimmungen ausreichten, dennoch mussten die Bürger mit diesen gefährlichen Einrichtungen in ihrer direkten Nachbarschaft leben. Bei der Explosion eines solche Pulverturm 1720 nahe des heutigen Roten Rathauses kamen 72 Menschen ums Leben.

Ungewöhnlich für die damaligen Verhältnisse war die Arbeits- und Gesundheitsfürsorge in der Königlichen Pulvermühle. Arbeiter wohnten mietfrei oder erhielten Mietzuschüsse. Die ärztliche Behandlung für Werkmeister, Pulverarbeiter und deren Familien war kostenlos, ebenso die Versorgung mit Medikamenten.

Aufgrund der Gefährdung und weil die Grundstücke für das Militär gebraucht wurden, sind die zum Schluss 16 Moabiter Pulvermühlen von 1832 bis 1843 schrittweise nach Haselhorst verlegt worden. Das frei werdende Gelände wurde in der Folgezeit von der Eisenbahn genutzt.

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