Yolocaust

Vor einigen Tagen hat der AfD-Rechtsextremist Björn Höcke das Holocaust-Mahnmal in Mitte als Schande bezeichnet und gefordert, die Erinnerung umzukehren. Die Nazis wollen das Gedenken an dieses größte Verbrechen der Menschheit auslöschen. Deshalb hetzen sie seit vielen Jahren gegen das Mahnmal.

Es erinnert an aufgereihte Särge. Aber dies ist nur die eine, etwas oberflächliche Wirkung, die das Denkmal hat. Man muss es betreten, hindurchgehen, um seine Wirkung zu spüren, denn es symbolisiert den Weg der europäischen Juden während der Nazizeit: Außen ist es noch niedrig und übersichtlich, doch je weiter man hinein geht, umso höher werden die Blöcke um einen herum. Gleichzeitig senkt sich der Weg und wird uneben. Selbst tagsüber verdunkelt es sich, niemand, der einigermaßen sensibel ist, kann ich der Beklemmung erwehren.

Aber es gibt auch die anderen, die diese Sensibilität nicht haben. Sie sehen das Stelenfeld als Spielplatz, hüpfen über die Quarder oder spielen darin Verstecken. Oft ist es dort laut. Das Holocaust-Denkmal ist eine Sehenswürdigkeit, tausende Touristen besuchen es jeden Tag. Und viele von ihnen fotografieren sich darin. Es gibt viele tausend Selfies, in denen die Stelen den Hintergrund bilden.

Der in Berlin lebende israelische Satiriker und Autor Shahak Shapira hat nun einen Teil dieser Fotos auf einer Website Yolocaust veröffentlicht. Menschen, die lachen, tanzen, sich verrenken, fröhlich sind. Doch wenn man mit dem Mauszeiger auf die Bilder geht, verschwinden im Hintergrund die Betonstelen und die Touristen stehen plötzlich im Konzentrationslager, in einem Massengrab, auf einem Haufen Körper ermordeter Juden.

Shapira klagt nicht an, der legt einfach nur die Fotos übereinander, die ja durchaus etwas miteinander zu tun haben. Denn die meisten der ermordeten Juden haben kein eigenes Grab bekommen, sie wurden entweder in Massengräbern verscharrt oder verbrannt und ihre Asche verstreut.

Es stimmt, das Verhalten mancher Menschen am Holocaust-Mahnmal bewerten viele als respektlos. Aber Shahak Shapira sieht es lockerer, er schreibt dazu: „Die Opfer sind tot, also bleibt es fragwürdig, ob es sie die Bohne interessiert.“ Vermutlich hat er recht. Und so ist auch der Name seiner Website zu verstehen, denn Yolocaust ist ein Kunstwort: zusammengesetzt aus „You only live once“ (man lebt nur einmal) und Holocaust.

Yolocaust.de

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