Viel Glück gehabt!

Gemeinsame Jahre in Kindheit und Jugend – und dann ein Bruch, zwei Jahrzehnte. Das Wiedersehen war ein neues Kennenlernen, der neue Bruder, es erinnerte nichts mehr an früher. Aber es war schön, interessant, eine große menschliche Bereicherung. Auch wenn wir uns dann nicht so oft gesehen haben, waren es doch Begegnungen, die etwas Intensives hatten. In manchem Punkt eine innere Übereinstimmung, ein Verständnis, das es nicht so oft gibt. Gedanken und Lebensentwürfe ändern sich, unsere berührten sich, das war eine schöne Erfahrung.

Als dann die Entscheidung zur Auswanderung fiel, wenn auch nur in ein Nachbarland, habe ich das gut verstanden, auch ich habe so oft Fernweh, aber leider auch Heimweh. Nun ist es so weit, ich freue mich sehr für Dich und bin traurig für mich und den Rest unserer kleinen Familie. Gestern und heute die Lastwagen bepackt, alle haben den Abschied verdrängt und so getan, als wäre es nur ein Umzug innerhalb Berlins. Dann nur ein kurzer Abschied, weinen tut man allein. Hoffentlich klappt alles so, mit dem neuen Leben auf der Insel. Ich wär so gerne fort, und bin so gerne hier. Alles Liebe und viel Glück!

DiGlücks-Elcheser Text erschien hier am 18. Februar 2008.
Zehn Jahre später:

Mein Bruder Kex und seine Freundin Ann haben sich auf der schwedischen Ostsee-Insel Öland ein Zuhause geschaffen und – wie man so sagt – „eine Existenz aufgebaut“. (Als wenn sie vorher nicht existiert hätten…)

Der alte Bauernhof wurde total umgebaut. Das Wohnhaus ist noch immer eines. Schon früh ist im Nebengebäude ein Café entstanden, zu dem die Menschen im Sommer aus zig Kilometern anreisen. Darüber hat vor zwei Jahren die Regenbogen-Etage aufgemacht, eine bunte Ferienwohnung, kindergerecht, auch brudergerecht :-) In der Scheune entstand ein wunderschöner Spielzeugladen, dazu der wohl größte Drachen-Verkauf Schwedens.

Öland ist eine Urlaubsinsel, die fast nur von den Touristen lebt. Außerhalb der Saison kümmert sich mein Bruder um die Ferienhäuser von Schweden und Deutschen, repariert, streicht, mäht den Rasen, kontrolliert die Türen. Nach ein paar Jahren konnten sie dann endlich von allem leben.
Auf dem einstigen Bauernhof wurde und wird weiter gearbeitet. Der Schuppen und die Scheune werden als Nächstes umgebaut, Ann hat etliche Bilder gemalt, währenddessen ist draußen eine kleine Kinderburg entstanden und ständig kommt es Neues dazu.

Leider ist die Anreise von Berlin aus recht langwierig. Zur Ostsee, zwei Stunden rüber, dann nochmal 550 Kilometer. Oder sechs Stunden Fähre und 400 Kilometer. Aber es ist die Reise wert!
Vor ein paar Jahren hatten wir dort ein Familientreffen, letzten Sommer war ich wieder dort. Und bestimmt nicht das letzte Mal.
Bei der Abreise 2008 haben wir ihnen viel Glück gewünscht. Das haben sie gehabt. Aber auch wahnsinnig viel Arbeit.
Und nun: Juuuuuuhhhuuubiläumsjahr.
Gratulation!

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3 Kommentare

  1. Ich kann es nur bestätigen, geweint wurde zu Hause. Durch die lieben Freunde die geholfen haben konnte man es gelassener angehen. In Gedanken begleite ich euch auf die Fähre und in der Frühe angekommen, weiter zum neuen Heim.
    Alles erdenkliches Glück soll Euch begleiten.

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