Taxi-Bashing im Kino

Wir Taxifahrer in Berlin sind es ja schon gewohnt, dass wir in der Tagespresse immer wieder mal als potenzielle Betrüger dargestellt werden. Zu diesem Thema haben Kollegen schon einige Male etwas geschrieben, z.B. hier und hier.

Schlimm ist es aber, dass das nun auch im Kino stattfindet, und zwar auf einem weit höheren Niveau. Da treten wir Taxifahrer fast schon als Henker auf. Gleich am Anfang durchbricht eine Kollegin die Absperrung der Oberbaumbrücke und landet mit ihrem Taxi + Fahrgast in der Spree. Später rast ein anderes Taxi (mit der gleichen Fahrerin!) quer durch die Stadt, zeitweise auch über Bürgersteige. Die Dame tötet dabei einen harmlosen Gangster und schupst einen Lieferwagen aus dem Obergeschoss eines Parkhauses in die Tiefe.
Ein anderer liefert sich in der Friedrichstraße ein Rennen mit anderen Autos. Bei Hugeldubel fährt der Wagen innerhalb der Arcarden mit mindestens 50 km/h sogar rückwärts über den Bürgersteig, viele Passanten können sich nur noch durch einen Sprung zur Seite retten. Schließlich verendet das Taxi auf dem Dach liegend bei der Kollision erst mit einem Bierlaster und dann mit einer Straßenbahn.
In dem Film „Unknown Identity“, der vergangenes Jahr in Berlin gedreht wurde, wird der Chef einer Taxi-Klitsche als bärtiger, langhaariger und versiffter Assi dargestellt. Einer seiner Angestellten wird erschossen, eine andere arbeitet illegal ohne P-Schein, sie klaut am Flughafen dann noch ein anderes Taxi, weil ihres gerade nicht zur Verfügung steht. Am selben Flughafen vergisst ein anderer Kollege den Koffer eines Fahrgastes in den Kofferraum zu packen, was eigentlich ursächlich für das ganze Chaos ist.

Insgesamt ist dieser Actionfilm nicht gerade dazu geeignet, bei Touristen Vertrauen für die Berliner Taxifahrer zu schaffen. Aber was soll’s, es ist die ganze Zeit richtig was los.
Übrigens ist das Kino Collosseum im Prenzlauer Berg für seine Solidarität mit uns Taxifahrern zu loben. Mittendrin schaltete dort jemand den Ton ab, bald danach auch noch das Bild. Erst nach rund zehn Minuten lief der Film weiter, allerdings wurden die letzten bereits gezeigt 20 Minuten wiederholt.

http://www.youtube.com/watch?v=LU6PwhiOTYI

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7 Kommentare

  1. So schlecht kommt der Taxi-Beruf aber im Film nicht weg!
    1) In der Anfangsszene: „Gleich am Anfang durchbricht eine Kollegin die Absperrung der Oberbaumbrücke und landet mit ihrem Taxi + Fahrgast in der Spree. “ Die Fahrerin rettet dem Fahrgast das Leben, außerdem ist sie am Unfall schuldlos.
    2) “ Später rast ein anderes Taxi (mit der gleichen Fahrerin!) quer durch die Stadt,“ – stimmt nicht, Martin Harris fährt, nicht sie!

  2. Hey, danke für die Verlinkungen.
    Ja, ich muss den Film nächste Woche auch gucken gehen. Und wehe, sie haben mich und meine Taxe im Bild. Das wird teuer. ;-)

  3. Liebe Kollegen!
    Was ist die zweitwichtigste Aufgabe eines Taxifahrers nach dem eigentlichen Transport? Na klar – die Wünsche des Gastes zu erfüllen! Und was ist einer der Wünsche der meisten Menschen? Na klar – ein deutliches Feindbild!
    Also geben wir es ihnen doch, auch um den Preis der Selbstopferung!

  4. Hätte ich beinahe vergessen.
    Ich habe mir den Film jetzt auch angesehen. Und wie ich es mir dachte. Bei der Taxi-Ankunftsszene am Adlon sind im Hintergrund Taxen zu sehen. Ich weiß nicht genau ob sie diese Aufname genommen haben, bei der ich als erster vorne stehe. Dazu bräuchte ich die DVD und ein Standbild der Szene. Und eines dieser schicken CSI-Pixelschärfprogramme. ;-)
    Aber ich will diesen Film nicht noch einmal ansehen müssen. :-(

  5. Ich hab mir den Film gerade angeschaut. Zu dem Zeitpunkt, wo sie mit dem Taxi den Ford Transit über’s Geländer geschubst hat, war sie keine Taxifahrerin, hatte die Karre nur geklaut. Und die Szene ist ebenso unrealistisch, wie dass der Van danach beim Aufprall explodiert, oder dass kurz zuvor eine Kugel genau die Windschutzscheibe trifft, aber nicht bis zur Fahrerin durchschlägt. Auch die Fahrt in der Friedrichstraße ist keine „Taxi-Fahrt“, das Taxi hätte ein beliebiger Fluchtwagen sein können – war halt gerade das Auto, mit dem ihr vorher getöteter Freund vorher angekommen war, von dem sie die Schlüssel hatten, und was deshalb verfügbar war. Also, ich würde da nicht so viel „Taxi-Bashing“ hineininterpretieren. Das einzige, was man als Taxi-Bashing interpretieren könnte, war der Unfall am Anfang auf der Oberbaumbrücke, das war einfach eine schlechte Autofahrerin, die den Wagen nicht vorher zum Stehen bekommen hat. Aber neben der Tatsache, dass ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren nicht Bestandteil des P-Scheins für Taxifahrer ist, schreibe ich das einfach mal der Tatsache zu, dass es eben ein amerikanischer Film ist. Und um in amerika als „Cabbie“ zu arbeiten, braucht man – neben den Dollars, um sich für die Schicht die „Lizenz“ zu erwerben – wohl in erster Linie das Wissen, wie man ein Automatikgetriebe von „P“ nach „D“ umstellt. Von daher: Bitte nicht zu harsch, das war nämlich ansonsten ein netter Action-Film! (Außer dass ich nicht wüsste, wie man auf dem Weg vom Adlon nach Tegel über die Oberbaumbrücke kommen könnte, aber das weiß ja niemand, der nicht mindestens in Berlin wohnt)

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