Razzia

Die Wege des Staatsanwalts sind unergründlich. Und so war ich doch sehr erstaunt, als es morgens klingelte und ein Durchsuchungskommando von drei Mann und einer Frau vor der Tür stand. Da ich nachts arbeite und morgens schlafen gehe, war ich eben erst ins Bett gegangen und entsprechend wenig gastfreundlich. Die Herrschaften wünschten meine Wohnung zu durchsuchen, ebenso den Keller und mein kleines Auto.
Natürlich gingen mir sofort einige Gründe durch den Kopf, weswegen die Schergen mich überfallen. Hatte ich mit dem Taxi einen Umweg gefahren? Die GEZ-Überweisung verschlampt? Oder war gar einer meiner Todesflüche wahr geworden, die ich im Leben schon zahlreich verteilt habe? Als sie mir jedoch den tatsächlichen Grund nannten, war ich doch überrascht: Ich soll Papiere gefälscht haben, Pässe und Visa-Dokumente. Außerdem soll ich illegal Behördenstempel hergestellt haben zum Zwecke der Einschleusung von nicht befugten Personen. Damit waren wohl Flüchtlinge gemeint, die nicht legal in Deutschland einreisen konnten.

Merkwürdig ist, dass all diese angeblichen Taten bereits so lange her sind, dass sie längst verjährt wären. Wie also kommt die Staatsanwaltschaft dazu, Haus und Hof zu razzen, offenbar auch ohne einen konkreten Anhaltspunkt? Zum Glück habe ich eine fleißige Anwältin, die sogar früh um Sechs erreichbar ist. Sie stellte nach dem telefonischen Vorlesen des Durchsuchungsbeschlusses und einem kurzen Telefonat mit der Justiz die Unrechtmäßigkeit fest und konnte die beteiligte Staatsmacht davon abhalten, weiterhin illegal zu handeln. Die Herrschaften gingen dann erstmal Kaffee trinken und kündigten an, wieder von sich hören zu lassen.

print

2 Kommentare

  1. Die ham‘ sich halt gelangweilt, außerdem was liegt denn näher, als dass ein Taxifahrer an Schleusung von Illegalen beteiligt ist, schliesslich nimmt der ja fast jeden mit.
    Aber ehrlich, fahren die mit dem Taxi???

  2. Es sind sogar schon Kollegen in grenznahen Landkreisen verurteilt worden, weil sie „Illegale“ transportiert haben. Man hat dann ernsthaft von denen erwartet, sich bei „Verdächtigen“ die Aufenthaltserlaubnis zeigen zu lassen.
    Völlig krank.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*