Chaos-Radio

Der Berliner Radiomarkt ist groß, über 30 Sender teilen sich Frequenzen, Hörer und Werbeeinnahmen. Da wird um jedes Prozent Einschaltquote gekämpft. Die Hörer werden angebrüllt, bestochen, für dumm verkauft, aber es nützt alles nichts. Manche Privatsender schaffen es trotzdem nicht, aber auch die Öffentlich-Rechtlichen streichen zusammen oder machen ihr Angebot massenkompatibel. Das RBB-Radio Fritz wurde bereits glattgefeilt, Radio Multikulti komplett stillgelegt.
Um Personalkosten zu sparen, werden kaum noch Redakteure beschäftigt, Unterhaltung geht vor Information und auch die technische Qualität sinkt. Im Inforadio kommt es vor, dass der Moderator plötzlich keinen Text mehr hat oder einzelne Nachrichtenmeldungen zweimal direkt hintereinander verlesen werden. Überhaupt ist das Inforadio ein gutes Beispiel für Sparkonzepte: Wer den Sender eine Stunde lang gehört hat, kann eigentlich abschalten, weil sich danach so ziemlich alles ständig wiederholt.

Vor allem nachts wird gespart, bei manchem Privatsender sitzt dann anscheinend gar keiner mehr im Studio. Musik und Werbetrailer kommen aus dem Rechner oder vom CD-Player. Dumm nur, wenn dann etwas schiefgeht. Das kennen die Hörer von Jazzradio gut, hier herrscht nachts öfter mal kurzfristige Funkstille. Den GAU aber erlebte kürzlich der Berliner Rundfunk: Offenbar klemmte wieder eine CD, kurze Zeit war überhaupt nichts zu hören. Plötzlich jedoch liefen zwei Songs gleichzeitig. Dieses Chaos brachte sicher nicht nur mich zum Lachen.
Mal sehen, wie das weitergeht. Demnächst gibts vielleicht eine versehentliche Live-Schaltung in die Kantinenküche oder ins Frauenklo, wo die Angestellten gerade über ihren Chef herziehen. Man darf gespannt sein.

Lustig ist es aber, wenn die Moderatoren durcheinanderkommen. So wie es meinem lieben Kollegen Bastian passierte, auf dessen Website und Blog ich übrigens hinweisen möchte! Vor einigen Wochen hat er dort einen sehr interessanten Beitrag „Gedanken zur Zukunft der Radionachrichten“ gepostet.
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2 Kommentare

  1. Dieses Quotengehetze der Sender geht mir auf den Wecker, auch hier im Norden. Permanent wird an Ecken gefeilt – so ähnlich wie bei Autos. Damit sie schön windschnittig werden. Vergessen wird dabei, dass es nicht nur ein „schön“ oder „angenehm“ gibt, sondern dazu unterschiedliche Meinungen existieren. Und es ja aus genau diesem Grunde die unterschiedlichen Sender gibt. Was natürlich auch unterschiedliche Quoten nach sich zieht.

    Aber nein, jeder will ja führend sein mit der quote. Abartig. Ganz besonders bei den Öffentlich-Rechtlichen, die dafür die Zwangsgelder (Rundfunkgebührenbeiträge) zum Fenster rausschmeißen.

    Und dann Nachrichten, die den Namen nicht mehr verdienen. Eingedampft auf einen oder 2 Sätze, völlig inhaltslos. Und damit eigentlich auch sinnlos und überflüssig.

    Ob die Herrn Redakteure mal begreifen, dass Nachrichten keine Unterhaltung sind? Und in einen seriösen Kontext gehören. Sollen sie doch meinetwegen Sender schaffen, die in ihren Programmen keine Nachrichten senden. Ich hätte damit keine Probleme – ich würde ihn einfach nicht hören. Aber Wischi-Waschi-Nachrichten rauben nur die Zeit und werden von der Zielgruppe eh nicht oder nur als Störung wahrgenommen.

    Klar, man könnte auf die Info-Sender ausweichen. Aber da fängt das Ganze nach einer halben Stunde wieder von vorne an. Ich will einfach ein Programm, dass zur vollen und halben Stunde Nachrichten sendet, die ihren Namen verdienen!

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