Sozialistengesetz bis Kapp-Putsch

1878
Zwei Attentate auf Wilhelm I.; „Sozialistengesetz“ (1890 aufgehoben) erklärt die Sozialdemokraten als Rädelsführer sozialer Unruhen. Berliner Kongress: Reichskanzler Bismarck erreicht als „Ehrlicher Makler“ eine Revision der türkisch-russischen Beschlüsse zur Neuordnung des Balkans.

1879
Gründung der Technischen Hochschule Charlottenburg (heute TU Berlin).

ab 1880
Ausbau des Kurfürstendamms zum 54 m breiten und 3,5 km langen Boulevard nach Pariser Vorbild.

1881
Fernsprechbetrieb mit 45 Teilnehmern wird aufgenommen; erste elektrische Straßenbahn der Welt (Lichterfelde).

1882
Eröffnung der Berliner Stadtbahn. Sie besteht aus der querverlaufenden „Stadtbahn“ (Bhf. Charlottenburg – Schlesischer Bahnhof, 12,1 km) und einer ca. 22 km langen „Ringbahn“ um Berlin herum. Beide Bahnen mit eigenem Gleiskörper und zahlreichen speziell entworfenen S-Bahnhöfen sind noch dampfbetrieben, ab 1928 elektrifiziert. Die „Fernbahnen“ aus dem Reich und dem weiteren Umland enden in 10 Kopfbahnhöfen; Berlin ist Deutschlands und Mitteleuropas Verkehrsmittelpunkt.

1883
Gründung der AEG-Vorläufergesellschaft, Berlin wird zur größten Industriestadt auf dem europäischen Festland.

1887
Am S-Bahnhof Friedrichstraße eröffnet das Varieté „Wintergarten“.

1888
„Dreikaiserjahr“: Wilhelm I. und Friedrich III. sterben, Wilhelm II. (bis 1918).
seit 1890.
Nach Entlassung des Reichskanzlers Otto v. Bismarck (1890) prägt Wilhelm II. einen national-konservativen Politik-, Lebens- und Baustil („Wilhelminismus“). Er manifestiert sich z.B. in der 1895 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (die Turmruine ist heute eines der Wahrzeichen Berlins) oder im überdimensionierten Berliner Dom (1893-1905, Wiederaufbau 1994 abgeschlossen).

1891
Weltweit erste Gleitflüge Otto von Lilienthals in Lichterfelde.

6. Dezember 1894
Erste Reichstagssitzung im neuen Reichstagsgebäude (Wallot-Bau, begonnen 1884).

1895
Erste Kinovorführung im „Wintergarten“.

1902
Erste Hoch- und U-Bahn: Warschauer Brücke – „Knie“ (heute: Ernst-Reuter-Platz); das Zusammenwirken von S- und U-Bahn, Straßenbahn- und Omnibusbetrieb (seit 1905 mit Kraft-Omnibussen) ergibt eines der leistungsfähigsten Nahverkehrssysteme der Welt.

1905
Berlin hat 2 Millionen Einwohner, die zum großen Teil in kleinen Wohnungen in Mietskasernen mit bis zu 6 Hinterhöfen leben müssen. Mehrere 100.000 Menschen leben in fast lichtlosen Keller-„Wohnungen“ unter erbärmlichen Bedingungen.

1906
Die Eröffnung des südlich der Stadt von Köpenick nach Potsdam verlaufenden Teltow-Kanals macht Berlin zu einer der großen Binnenhafenstädte Europas.

1907
Kaufhaus des Westens („KaDeWe“) in Charlottenburg eröffnet, damals größtes Warenhaus Deutschlands, seit den Erweiterungen 1978 und 1993-96 ist es das größte Kaufhaus Europas.

1910
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute: Max-Planck-Gesellschaft) zur Förderung der Wissenschaften gegründet. Berlin ist auch unangefochtener Forschungsschwerpunkt des Reichs.

1914-1918
Erster Weltkrieg, schwere Bedrängnis der Zivilbevölkerung durch Lebensmittel- und Brennstoffknappheit (öffentliche Volksspeisung, 1916/17 „Kohlrübenwinter“).

9. November 1918
Abdankung Kaiser Wilhelm II. und Ausrufung der „Deutschen Republik“ durch den SPD-Politiker Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstags. Die kommunistisch orientierten Kräfte rufen im Gegenzug die „Räterepublik“ aus, das gemäßigt-sozialdemokratische Lager und weite Teile des Bürgertums stehen jedoch mehrheitlich hinter Scheidemann und seinem parlamentarisch-demokratischen Modell.

Frühjahr/Sommer 1919
Der kommunistische Spartakusaufstand und andere politische Unruhen in Berlin zwingen die gerade gewählten Reichtagsabgeordneten, in das ruhige Weimar in Thüringen (bis 1919-09-30) auszuweichen (daher der Name „Weimarer Republik“).

März 1920
Der rechtsradikale Kapp-Putsch als erste Bewährungsprobe der jungen Republik wird niedergeschlagen; Hauptschauplatz ist Berlin.

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