Unsinnige Taxiregeln für Tegel

Ab 2009 sollen am Flughafen Tegel strenge Bestimmungen gelten, wenn ein Taxifahrer dort Kunden aufnehmen will. Die Flughafengesellschaft (BFG) hat zusammen mit den Taxiverbänden beschlossen, dass dort nur noch Taxen fahren dürfen, die einen eigentlich selbstverständlichen Mindeststandard einhalten: Sauberes Auto, der deutschen Sprache mächtig, keine Umwege fahrend. Zu diesem Zweck werden extra mehrere Personen angestellt, die sich darüber finanzieren sollen, dass die BFG für jede Fahrt vom TXL einen halben Euro kassiert – was dann wiederum auf den Fahrpreis draufgeschlagen wird.
Wirklich klar ist mir jedoch nicht, was sich die Herren da ausgedacht haben. Wie wollen sie denn überprüfen, dass ich von Tegel nach Charlottenburg nicht heimlich einen Weg über Pankow fahre? Manche der Bestimmungen mögen sinnvoll sein, wie die, dass Kreditkartenzahlungen möglich sind. Andere dagegen sind so weichgespült formuliert, dass eine willkürliche Auslegung schon vorprogrammiert ist. So werden z.B. Grundkenntnisse der englischen Sprache gefordert (wieso eigentlich nicht russisch oder schwäbisch?). Was muss man denn wissen, reichen „Okay“, „Hotline“, „Bestseller“, „Fitness“, „Gag“ „Lifestyle“ und „Management“ aus?
Und was versteht man unter „korrekter Kleidung“? Ich dachte immer, Badehose und Schwimmflügel genügen, wenn ich dazu eine Krawatte trage. Viele der Punkte sind außerdem schon längst verbindlich, nicht nur am Flughafen Tegel: Natürlich darf man im Taxi nicht rauchen, auch ohne Fahrgast nicht. Und selbstverständlich habe ich eine Beförderungspflicht, auch wenn die Strecke nicht so lang ist, wie ich es gerne hätte.
Statt über solche Maßnahmen nachzudenken, Kontrolleure zu bestimmen und schon mal Repressionsmaßnahmen vorzubereiten, sollten die Verantwortlichen der BFG und des Taxiverbands lieber eine Regelung finden, wie man das Hauptärgernis für Fahrgäste am Flughafen Tegel beseitigen kann: Dass die nämlich manchmal um den kompletten Ring laufen müssen, um endlich ein Taxi besteigen zu dürfen, obwohl sie vorher schon an Dutzenden Wagen vorbeigekommen sind. Dafür müssten sie nicht mal 50 Cent mehr zahlen.

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5 Kommentare

  1. Es ist mal wieder typisch für die Gewerbevertretung des Taxigewerbes. Alles was die vorgeschlagen haben ist nicht durchführbar, gescheige, daß daher irgendetwas verändert wird. Viel sinnvoller wäre es den Taxihalteplatz an der Haupthalle wieder einzurichten, den viele Fahrgäste immer noch suchen. Jetzt laufen da Kontrolleure des Taxiverbandes herum und achten darauf, daß keine Fahrgäste geladen werden. Schwachsinn. Das Problem des Taxigewerbes ist ihre sogenannte Gewerbevertretung die sich permanent outet. Ich würde gerne wissen ob Herr Freutel überhaupt einen Schulabschluss hat.

  2. Naja, jedesmal wenn ich mit meine Familie am Flughafen ankam, gab’s immer den selben Spiel: Ne, Sie ham zuviel gepaeck. Was immer nicht stimmte — wir hatten immer kaum gepaeck ABER zwei Kindersitze. Selbst grossraum Taxis nickten ab. Aber komisch, wenn ich alleine mit Brieftasche auftauche, ploetzlich gehen alle tueren auf.

    Ich bin auch gegen die Regeln aber sie stammen aus tatsaechlichen Probleme. Die Taxifahrer sollen sich selber ein bisschen zu helfen wissen und solche unsinnigkeiten aus dem Weg schaffen. Weil: es ist uns so oft passiert das wir jetzt einfach eine teurere Variante bestellen wenn wir mit Familie unterwegs sind und, aus Wut, nehme ich einfach bus + u-bahn wenn ich alleine reise.

  3. Das Hauptproblem, dass der Flughafen Tegel aus allen Nähten platzt da er für die Mauerstadt geplant wurde, wird nicht erwähnt. Als früher der Taxinachrückplatz im Innenring war und es noch der Halteplatz an der Haupthalle gab, hat es auch besser geklappt. Es gibt nur ein logistisches Problem was die Herren der Flughafengesellschaft zu lösen haben. Und wir Taxifahrer sollten einfach den Flughafen so lange nicht mehr anfahren bis wir da vernünftig arbeiten können. Und zwar Gebührenfrei. Den Flughafen der keine Taxi zur Verfügung stellt will ich sehen !

  4. In einem Dienstleistungsgewerbe Qualtitätsstandards für das Personal festzulegen ist durchaus sinnvoll wie die sehr gute Auftragslage z. Bsp. bei Limousinen-Diensten zeigt. Denen könnte man durchaus ein paar Kunden abjagen und neue hinzugewinnen, wenn sich das Gewerbe zu solchen Standards durchränge. Dies würde bedeuten eine, wie auch immer geartete, einheitliche Dienstkleidung festzulegen und was die Sprachkenntnisse betrifft, von JEDEM Fahrer das Ablegen einer Prüfung in Deutsch und Englisch nach den europäischen Standards zu erwarten. Den Kunden für das Anbieten von Selbstverständlichkeiten eine Gebühr aufzudrücken ist eine Unverschämtheit.
    Die in TXL umhergeisternden selbsternannten Sittenwächter erinnern mich in ihrer Legitimität und Handlungsweise an das DDR-Politbüro. Besonders was das Vorne-Anstellen nach dem „Dienst“ betrifft.
    Alles in allem ein Armutszeugnis für die Berliner Taxiunternehmer und ihre Vertretungen. Aber mangelnde
    Erkenntnisfähigkeit bestraft manchmal das Leben. Siehe Politbüro.

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