Merkel süßsauer und diverse Alleinherrscher

Die vergan­gene Woche war natür­lich vom Tod der beiden Kinder Moha­med und Elias geprägt. Aber es gab auch schöne Ereig­nisse. So wurde unsere verehrte Bundes­kanz­le­rin in China wie ein Rock­star empfan­gen. “Guten Tag, Frau Merkel” stand auf dem großen Trans­pa­rent, das die Jubel­per­ser ihr entge­gen hiel­ten. An der Univer­si­tät hing dummer­weise ein Foto von Sigmar Gabriel an der Wand, da hat die Merkel­sche aber souve­rän drüber weg geschaut.
So wie uns die Chine­sen nun auch nicht mehr böse sind, dass ihr Geschenk — zwei Panda­bä­ren — in unse­rem Zoo verreckt sind, ohne dass sie Kinder gezeugt haben. Im fernen Deutsch­land ist das eben so eine Sache mit den Homo­se­xu­el­len, das steckt offen­bar sogar Tiere an. Trotz­dem haben sie nun noch mal zwei Bären sprin­gen lassen. Mal schauen, ob die das mit der Vermeh­rung hinkrie­gen. Zwei Kinder dürfen es sein, laut geän­der­tem chine­si­schen Fami­li­en­ge­setz. Für den Fall, dass es wieder nicht klappt, hat aber der Zoodi­rek­tor bereits darauf hinge­wie­sen, dass man sehr gute Kontakte zum Natur­kun­de­mu­seum hat: Dort könn­ten die Viecher dann ausge­stopft werden.

Für Merkel war der nette Empfang im fernen China ja eine Wohl­tat. Denn ausge­rech­net jetzt, wo sie (in Sachen Flücht­linge) endlich mal eine gute Figur macht, wird sie von allen mögli­chen Leuten beschimpft und bedrängt. Nicht zuletzt von ihren eige­nen. Damit ist nicht nur Seeho­fer gemeint, der ja schon immer rela­tiv weit von mensch­li­cher und demo­kra­ti­scher Poli­tik entfernt stand, sondern auch von der eige­nen Partei und dem Koali­ti­ons­part­ner SPD. Kaum gehen die Umfra­ge­werte aufgrund einer kurz­fris­tig mal huma­nen Asyl­po­li­tik nach unten, knicken alle rechts von der Links­par­tei ein. Einer­seits schimp­fen sie über Pegida und AfD, gleich­zei­tig verschär­fen sie die Asyl­ge­setze, um den “besorg­ten Bürgern” irgendwo rein­zu­krie­chen. Ganz vor Innen­mi­nis­ter Thomas de Maziere, der schon wieder Lager fordert, um die Hilfe­su­chende bloß weit weg zu halten. Und sein Kabi­netts­kol­lege, Wirt­schafts­mi­nis­ter Gabriel, geneh­migt gleich­zei­tig neue Waffen- und Panzer­lie­fe­run­gen nach Saudi-Arabien und Katar, die beide akut in Krie­gen verwi­ckelt sind. Kriege unter­stüt­zen, Flücht­linge produ­zie­ren, diese dann an den Gren­zen abwei­sen. Das ist einfach nur eklige Wirt­schafts­po­li­tik. Dass die von einem SPD-Minis­ter kommt, ist dabei nicht über­ra­schend: Die Sozi­al­de­mo­kra­ten stan­den schon immer stramm an der Seite des Kapi­tals, wenn sie selbst an der Regie­rung waren.

Im grün regier­ten Kreuz­berg wird zeit­gleich versucht, Wohnun­gen in einer schi­cken Wohn­an­lage zu beschlag­nah­men, um darin Flücht­linge unter­zu­brin­gen. 40 Einhei­ten sollen in Rieh­mers Hofgar­ten frei sein, die vom Bezirks­amt notfalls beschlag­nahmt werden sollen.
Geprobt wurde im glei­chen Bezirk schon zwei­mal, vergan­ge­nen Sonn­tag und Frei­tag muss­ten jeweils mehr als 10.000 Bürger ihre Wohnun­gen verlas­sen, weil in der Nähe zwei Welt­kriegs­bom­ben entschärft werden muss­ten.
Freund­li­cher­weise hat Innen­se­na­tor Frank Henkel dies­mal nicht die grüne Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Monika Herr­mann für die Bomben verant­wort­lich gemacht. In seinen Augen ist sie ja sonst für alles Schlechte der Welt verant­wort­lich. Vermut­lich auch dafür, dass das gigan­ti­sche Flug­ha­fen­ge­bäude in Tempel­hof ohne Bauge­neh­mi­gung errich­tet worden war, was den Büro­kra­ten sogar noch heute Probleme berei­tet.
Ansons­ten steht er poli­tisch in einer Linie mit dem Bazi-Präsi­den­ten Horst Seeho­fer, der in seiner Anti-Flücht­lings-Hetze den Rechts­extre­mis­ten Konkur­renz macht. Dafür droht Seefer­kel nun die Gren­zen dicht zu machen, vorläu­fig in Rich­tung Öster­reich, aber wer weiß, wozu der Sonnen­kö­nig sonst noch fähig ist. Seine Angriffe gegen den Rest der Repu­blik macht ihn unbe­re­chen­bar. Darin ist er seinem nord­ko­rea­ni­schen Kolle­gen ähnlich: Auch der spielt jetzt Demo­kra­tie, obwohl er als Allein­herr­scher über sein Reich keine Anders­den­ken­den neben sich duldet. Nach 35 Jahren findet in Nord­ko­rea erst­mals wieder ein Partei­tag statt, was aber nicht mehr als eine Schau­ver­an­stal­tung sein wird.

King Jong Un will noch werden, was einer schon ist: Vertre­ter Gottes auf Erden. Der Papst sich vorges­tern von seiner guten Seite gezeigt: Er würdigte öffent­lich den Erzbi­schof Romero, der 1980 in San Salva­dor ermor­det wurde, weil er die dama­lige rechts­extreme Mili­tär­dik­ta­tur anpran­gerte. Das gefällt vielen Bischö­fen gar nicht. Die sind noch sehr konser­va­tiv und Vertre­tern der Befrei­ungs­theo­lo­gie würden sie am Liebs­ten auf den Schei­ter­hau­fen stel­len, anstatt sie zu ehren.
Ein ande­rer möchte erst wieder zum Allein­herr­scher werden: In der Türkei versucht Präsi­dent Recep Tayyip Erdo­gan durch vorge­zo­gene Neuwah­len und vor allem der Unter­drü­ckung kurdi­scher und oppo­si­tio­nel­ler Parteien, zum Papst des Osma­ni­schen Reiches zu werden. Anders­den­kende werden durch das Verbot von Radio­sen­dern und Zeitun­gen mund­tot gemacht, einge­sperrt oder gleich erschos­sen. Was passie­ren sollte, wenn Erdo­gans Partei AKP die abso­lute Mehr­heit bekommt, will man sich nicht vorstel­len.

Dafür ist ein ande­rer Größen­wahn­sin­ni­ger nun von uns gegan­gen. Der eins­tige Weddin­ger Rapper Denis Cuspert (“Deso Dogg”) wurde in Syrien nach US-Anga­ben getö­tet. Er hatte sich vor eini­gen Jahren der Dschi­ha­dis­ten des “Isla­mi­schen Staats” ange­schlos­sen und soll an Anschlä­gen betei­ligt gewe­sen sein. Vor allem aber war er für die Rekru­tie­rung neuer Kämp­fer für den heili­gen Krieg zustän­dig. Ob das dem Prophe­ten gefal­len hätte?

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Das Brecht-Haus in der Chaus­see­straße 125 war von 1953 an bis zu ihrem Tod das Wohn­haus von Bertolt Brecht (1956) und Helene Weigel (1971). Zuvor haben beide in der Berli­ner Allee 185 gewohnt. Brecht war […]

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