Lustige Fahrt

Berlinale ist Promi-Zeit und manchmal fährt man im Taxi auch den einen oder die andere, die man aus Filmen kennt. Alles, was ich jetzt schreibe, hat sich zwar so abgespielt, doch die wirklichen Namen inklusive Hauptdarstellerin werden nicht genannt. Sie nenne ich hier Katja.

Es war ein 5-Personen-Auftrag in Wilmersdorf. Der markante Name auf dem Display ließ mich gleich an die Schauspielerin aus verschiedenen Fernsehserien denken. Aber seit ich schon mal einen „Stalin“ im Auftrag stehen hatte, glaube ich nicht mehr automatisch, dass die Namen echt sind. Dieser aber war es.

Als ich vor dem Restaurant ankam, stand sie bereits draußen: „Die anderen kommen gleich.“ Um eine fünfte Person mitnehmen zu können, muss ich sowieso einen kurzen Umbau im Taxi vornehmen. „Aber noch nicht die Uhr anmachen, hören Sie!“, pflaumte sie mich an. „Sie dürfen das erst nach fünf Minuten.“
„Nein, das stimmt nicht ganz, aber egal.“
„Doch, doch, ich weiß bescheid. Ich habe einen Taxifahrer bei uns in Hamburg gefragt, der hat mir das bestätigt.“
Ich hatte keine Lust mit ihr zu streiten, denn was in Hamburg so ist, gilt in Berlin noch lange nicht.

Dann kamen auch die anderen vier und als sie alle auf ihren Plätzen saßen und wir Richtung Kreuzberg los fuhren, war gleich eine super Stimmung im Auto. Mindestens zwei von ihnen waren auch Schauspielerinnen, der Mann ein Produzent oder Regisseur.

Offenbar waren sie alle befreundet, denn sie unterhielten sich über einige recht intime Dinge. Themen waren z.B. der Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Orgasmus und inwieweit das Stöhnen beim Sex die Stimmung verbessert (die Mehrheit stimmte für Ja). Auch das Fremdgehen während Aufenthalten in anderen Städten wurde diskutiert, wobei Katja das nicht ablehnte, für sich selber aber schon. „Im Prinzip jedenfalls!“

Während der 15 Minuten im Auto wurde fast nach jedem Satz gelacht, teilweise war es so laut, dass Leute hereinschauten, weil sie es draußen gehört haben.

Ich habe während der Fahrt einiges gelernt, vor allem über die Filmbranche. Wer genau was gesagt hat, konnte ich nicht lokalisieren, aber Katja war immer mittendrin.

Sex
Katja: „Bei der Party von Günni hieß es, es soll keinen Sex auf dem Tisch geben.“
„So ein Quatsch, da hält sich doch eh niemand dran.“
„Die Friese hat sich sogar in den Vertrag schreiben lassen, dass sie einen Kerl fürs Bett bekommt.“
Katja: „Wieso denn das?“
„Na während der Drehtage hast man doch keine Zeit, jemanden aufzureißen. Also soll der Produzent einen auftreiben.“
Katja: „Auf Kosten des Hauses?“
„Nein, den muss sie wohl schon selber zahlen. Aber sie braucht nur die gewünschen Merkmale angeben und dann kümmert sich jemand drum.“
Katja: „Wie ein Einkaufszettel? Das ist ja praktisch.

Stimme
Katja: „Marlene hat ja eine noch höhere Stimme als ich.“
Extremes Lachen der anderen.
Katja: „Wieso lacht Ihr denn?“
„Jede die ich kenne hat eine höhere Stimme als du!“
Katja: „Gar nicht wahr. Sofia zum Beispiel…“
„…ist im Verhältnis zu Dir ein Bass!“
„Sie hat mal erzählt, dass sie als Kind am Telefon immer für ein Junge gehalten wurde.“

Lesbisch
Katja: „Manche halten mich ja für lesbisch, weil ich bei Frauen angeblich so lasziv bin. Dabei ist das nur meine normale Art.“
„Wie, ich dachte, du bist lesbisch.“
Katja: „Hey, ich bin mit einem Mann verheiratet.“
„Na und.“
Katja: „Aber ich hatte wirklich schon mit mehr Frauen Sex als mit Männern.“
„Na siehste.“
Katja: „Mehr Frauen, aber nicht öfter. Das ist ein Unterschied!“
„Ein feiner Unterschied.“
„Vor allem für deinen Mann.“

Karten
Katja: „Ich dachte, die Party wäre schon lange dicht. Wie hast du da noch Karten bekommen?“
„Ich habe dem Regisseur einen geblasen.“
Katja: „Echt?“
„Nein, Witz. Es war der Produzent.“

Kameramann
Katja: „Der eine Kameramann war wirklich süß. Mit seiner total engen Hose und nichts drunter. Da hat man alles gesehen, lecker.“
„Machmal ist die Ehe echt scheiße, oder?“
Katja: „Allerdings.“

Synchronisieren
Katja: „Edda sollte beim neuen Disney synchronisieren. Aber ihre Stimme passt überhaupt nicht. Sie spricht da eine Krake, ein Monster. Aber ihre Stimme ist wie von einer guten Fee. Ich spreche darin eine alte Bäckerin.“
„Warum nicht das Monster? Das würde doch viel besser zu dir passen…“
„…schon vom Aussehen.“

Trennung
Katja: „Du hast doch bloß die Trennung von mir nicht verkraftet.“
„Wir waren zusammen? So einen wie mich kannst du dir doch gar nicht leisten.“

Lycra
„Ich musste einen Lycra-Anzug dazu tragen. Wie sehe ich denn darin aus, schrecklich.“
Katja: „Was ist denn Lycra?“
„So ein dünnes, elastischen Plastikzeug. Aber echt geil.“
„Ich könnte es tragen. Und dazu hohe Lederstielel.“
Katja: „Und eine Peitsche!“
„Harrrrr, du machst mich ganz wuschig!“

Die Fahrt war viel zu schnell vorbei, ich habe lange nicht so viel gelacht, obwohl ich nur passiver Zuhörer war. Kurz vor dem Ziel aber sagte Katja zu mir: „Aber dass Sie das ja nicht weitererzählen, verstehen Sie? Sonst…“
„Sonst bringen wir Sie um!“
Katja: „Meinst du, das wäre angebracht?“
„Ich finde schon.“
Katja: „Vielleicht sollten wir das Risiko lieber nicht eingehen, sondern gleich…?“
„Lass mal, er sieht seriös aus.“
Ich: „So kann man sich täuschen. Wir sind da.“

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5 Kommentare

  1. neuer disney mit krake kann eigentlich nur findingDory sein…hmmmm…sie ist die „bäckerin“(???). spätestens am 17.6. sollte „katja“ geoutet sein. auweiapoppeia.

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