Königsberg

530 km. Ein König von nichts

Das Ende vom Anfang, auf den Tag genau 130 Jahre vor dem Anfang vom Ende in Versailles, voll­zog sich eben­falls jwd, nur dies­mal im Osten, 1701 in Königs­berg.

Ich war dort leider nie, und die Stadt gibt es auch gar nicht mehr. Ramo­nas Mutter hatte sie noch bren­nen sehen. Dort liegt nun Kali­nin­grad mit seinen sowje­ti­schen Plat­ten­bau­ten. Immer­hin durfte Marion Gräfin Dönhoff dort ein Kant-Denk­mal aufstel­len.

Kurfürst Fried­rich III., der Sohn des Großen Kurfürs­ten, wollte unbe­dingt König werden, um sich selbst so zu bewun­dern, wie er Ludwig XIV. in Frank­reich bewun­derte. Nun konnte man im Kaiser­reich nicht einfach so König werden, das hätte die ganze Ordnung durch­ein­an­der­ge­bracht. Aber er besaß ja dank dieser Klevi­schen Heira­ten seiner Vorfah­ren auch Ostpreu­ßen, und das lag außer­halb des Kaiser­rei­ches. Also König von Preu­ßen? Nein, das ging auch nicht, denn Preu­ßen bestand aus West- und Ostpreu­ßen, und West­preu­ßen gehörte dem König von Polen, der im Kaiser­reich auch kein König war, sondern Kurfürst von Sach­sen, und dort seinen Einfluss geltend machte, dass es keinen König von Preu­ßen geben dürfe.

Nach­dem Kurfürst Fried­rich III. Unsum­men an Kaiser, Papst und aller­lei Botschaf­ter bezahlt und mit seinem Heer Prinz Eugen gehol­fen hatte, die Türken vor Wien zu schla­gen, durfte er sich endlich, endlich selbst die Königs­krone aufset­zen, ganz ohne Hilfe des Paps­tes, aber eben jwd, in Königs­berg. Und genau wie 130 Jahre später gab es Probleme mit dem Titel. König von Preu­ßen ging ja nicht, weil halb Preu­ßen unter den König von Polen fiel. König von Bran­den­burg ging erst recht nicht, weil Bran­den­burg unter den Kaiser fiel, und der duldete keine Könige unter sich.

Der Titel wurde dann „König in Preu­ßen“. Ein König von nichts und kein König in Bran­den­burg. Fried­rich I. nannte er sich nun.

Univer­si­tä­ten stel­len heut­zu­tage gern außer­or­dent­li­che Profes­so­ren für einen halben oder ganzen Arbeits­tag pro Woche an. Das reicht für das Halten einer Vorle­sungs­reihe und die Betreu­ung von ein paar Master-Arbei­ten. Kennen Sie solch einen Teil­zeit­pro­fes­sor? Achten Sie mal drauf: Er führt sieben Tage in der Woche seinen Profes­so­ren­ti­tel. So hielt es auch Fried­rich I. und seine Nach­fol­ger: Sie nann­ten sich einfach über­all König.

Nach und nach wurden auch Bran­den­burg, Kleve und die rest­li­chen Gebiete „Preu­ßen“ genannt. Etiket­ten­schwin­del.

„Preu­ßen“ war wohl einer der ersten Marken­na­men in moder­nem Sinne. Das Gemälde von der Selbst­krö­nung aber hängt heute in Doorn, jwd in der ande­ren Rich­tung.

Seine hoch­ge­bil­dete Ehefrau Sophie Char­lotte hat den ersten König in Preu­ßen nie ernst genom­men. Es fing damit an, dass sie die ganze Krönung Unsinn fand. Als der soeben selbst­ge­krönte König seiner Gattin die Köni­gin­nen­krone aufset­zen wollte, sagte sie: „Moment!“ und nahm erst einmal eine Prise Schnupf­ta­bak.

Sie nahm Unter­richt bei Leib­niz, weil sie alles über Mathe­ma­tik, Natur­wis­sen­schaf­ten und Philo­so­phie wissen wollte. Eines Tages wollte Leib­niz ihr das infi­ni­te­si­mal Kleine erklä­ren. „Nicht nötig. Ich kenne doch meinen Mann“, soll sie gesagt haben.

Aus: Suche nach der Mitte von Berlin

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