Keine Birne

Ja, ich weiß, ich bin dekadent. Da sterben jeden Tag 4000 Kinder, weil sie  kein Wasser haben, und ich rege mich über Marmelade auf. Genauer: Über Birnen-Marmelade, bzw. eben über keine Birnen-Marmelade. Denn haben Sie schon mal versucht, im Laden Marmelade von Birnen zu bekommen? Gibts nicht!
Vor ein paar Jahren, so um 2001 oder 2002 herum, hatte unsere Kaufhalle mal so kleine Gläser, 100 Gramm vielleicht, ganz billig auch, und da bin ich auf den Geschmack gekommen, aber leider gab es das nur einige Tage. Seitdem bin ich auf der Suche. Mittlerweile war ich in sämtlichen Supermarktketten, Kaufhäusern, selbst im KaDaWe, wo es dutzende Marmeladen gibt, aber auch dort keine Birne. Einen einzigen, ganz kleinen Laden habe ich entdeckt, in Wilmersdorf. Doch da kostet das 100-Gramm-Glas 6,50 EUR, aber so dekadent bin dann doch nicht.
Also habe ich vergangenen Herbst den Lebensmittelhändler meines Vertrauens gebeten, mir frische Birnen vom Großmarkt mitzubringen, damit ich mir die Marmelade selber kochen kann. 30 Euro für zwei Paletten, aber okay, es sollte ja auch ein Jahr reichen. Das ging leider völlig daneben, statt Marmelade kam nur Kompott raus, aufgrund des vielen Gelierzuckers leider total ungenießbar.

Meine Recherchen im Internet brachten mich leider auch nicht weiter. Zwar gibt es mehr als 2000 Treffer, doch fast alles sind Rezepte zur Marmeladenherstellung. Immerhin zeigt das, dass ich nicht der einzige Birnenmarmeladen-Junkie bin. Ein schwacher Trost, aber immerhin. Es gibt dazu noch einige Online-Shops, die welche verkaufen, aber die Preise  sind auch hier nicht akzeptabel. Der Hammer ist ein Versandhaus aus Oldenburg, das für ein 55-Gramm-Glas 1,95 EUR verlangt! Alle anderen sind zwar etwas billiger, aber bieten sie die Marmelade nur mit allem möglichen Zusätzen an, wie Karamel, Apfel-Zimt oder Birnenbrand. Einfach nur Birnenmarmelade gibt es nicht.
Ich frage mich wirklich, wieso das so ist. Immerhin sind Birnen doch ein heimisches Gewächs, das auch nicht gerade so selten vorkommt. Ananas-Marmelade kostet z.B. nur ein, zwei Euro für ein großes Glas, dabei haben doch die Südfrüchte einen viel weiteren Weg hinter sich. Auch Erdbeere, Kirsche oder alle möglichen Arten von Waldbeeren gibt es günstig als Brotaufstrich. Nur die Birne, die wird gemoppt. Eine Erklärung habe ich nicht und auch die vielen Verkäuferinnen nicht, die ich schon deswegen genervt habe.
Also: Falls sie eine Marktlücke suchen, nehmen Sie doch diese! Einen Kunden haben Sie auf jeden Fall schon.

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6 Kommentare

  1. Versuchen sie es doch mal im Dorf Ribbeck im Havelland. Zumindest an einem Haus habe ich vor vier oder fünf Jahren ein Schild gesehen: „Birnenmarmelade zu verkaufen“. Oder schreiben sie an den Heimatverein Ribbeck . Die können ihnen sicher Auskunft geben, wer im Dorf Birnenmarmelade kocht?

  2. Ich bin auf der Suche nach Beantwortung genau derselben Frage – warum es eigentlich nirgends Birnenmarmelade (man verzeihe mir die falsche Bezeichnung) zu kaufen gibt – auf dieser Seite gelandet. Hatte nämlich kürzlich sehr reife Birnen und hab’s einfach mal probiert: Kleingewürfelte Birnen, Gelierzucker (ich hab 2:1 genommen), Saft einer Zitrone, etwas Tonkabohne (ist Geschmacksache) und wenig Wasser in einen Topf geben, über Nacht stehen lassen. Danach erhitzen, 3-4 min sprudelnd kochen lassen, sofort in heiße Gläser füllen – fertig! Ist ohne Probleme fest geworden und schmeckt (zumindest mir ) prima! Was es mir umso unverständlicher macht, warum dieser Aufstrich selbst in gut sortierten Einkaufsmärkten nicht zu finden ist … ‍♀️

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