Gleich drei Modemessen zur selben Zeit in Berlin – das ist für uns Taxifahrer natürlich das Paradies. Bis vor vier Jahren fand die Bread & Butter in der Siemensstädter Pampa statt, bevor sie gefrustet und zu recht nach Barcelona gewechselt ist. Dank einer selbstherrlichen Aktion von Klaus Wowereit fand sie nun zusammen mit der Premium und der Fashionweek wieder in Berlin statt.
Uns bescherte der Strom von etwa 80.000 Besuchern ein schönes Geschäft, rund um den Flughafen Tempelhof standen jeden Tag stundenlang hunderte von Fahrgästen auf der Suche nach einem Taxi. S-Bahn-Ausfälle und die täglichen Wolkenbrüche trieben zusätzliche Kundschaft in unsere Autos, da machte es auch niemandem was aus, dass es mittendrin eine Tariferhöhung gab. Am Flughafen in Tegel kam am Mittwoch noch eine Blockade dazu, dann wurde der neu eingeführte Zwang schon wieder ausgesetzt, dass Taxis nur noch mit einem speziellen Transponder dort Fahrgäste laden dürfen. So habe ich zum ersten Mal seit Jahren wieder dort geladen.
In der Nacht ging es weiter, die Clubs und Discos waren voll, vor allem die Italiener sind offenbar sehr feierfreudig. Aber nicht nur die Mode bescherte uns zahlende Gäste, sondern auch die Politik: Immer vor den Sommerferien feiern die Landesvertretungen, diese Woche waren Niedersachsen und Hessen dran. Man soll ja nicht schadenfroh sein, aber den begossenen Roland Koch hätte ich schon gerne gesehen, als während seiner Ansprache der Platzregen los ging.
Ein Taxi-Highlight war dann noch gestern Nacht das Ende der Bundestagssitzung gegen 23 Uhr. Da der offizielle Wagenpark ja nicht ausreicht, werden immer Taxis dazu bestellt, diesmal stand ich mit etwa 50-60 Kollegen auf dem Ebertplatz. Im Reichstag dauerte es noch etwas länger, uns war es recht, denn die Taxameter liefen bereits heiß. Nach einer Viertelstunde kamen dann die genervten Volksvertreter heraus – natürlich alle auf einmal, was für zusätzliches Chaos sorgte. Ich brachte „meine“ Abgeordnete nach Wilmersdorf, sie erzählte mir, dass alle ziemlich durch den Wind sind. So kurz vor der Sommerpause werden in Marathonsitzungen noch schnell alle möglichen Gesetze durchgepeitscht, weil man es in all den anderen Sitzungswochen nicht auf die Reihe gekriegt hat. Als ich gegen Mitternacht Feierabend machen wollte, sprang mir in Mitte ein Politikerpärchen vors Auto: „Zum Reichstag, schnell!“ Auf der kurzen Fahrt erzählten sie mir, dass alle Abgeordnete eine SMS bekommen haben, dass sie nochmal zu einer Abstimmung zurückkommen müssen. Diesmal stauten sich also die Autos vor der Einfahrt zum Parlament. Die Stimmung war natürlich mies, im Gegensatz zu meiner: Ich hatte wie schon in den Tagen davor eine super Kasse gemacht und bin danach endgültig ins Wochenende gefahren. An den Kater in der nächsten Woche und die kommenden zwei Monate denke ich jetzt lieber noch nicht.
Messen sind immer fein. Bei uns tut sich da zur Zeit recht wenig, aber wenn welche da sind, brummt’s schon richtig.
Unterhältst Du Dich eigentlich mal mit dem ein oder anderen Abgeordneten über Gesetze und die Arbeit im Bundestag? Mich hätte mal interessiert, wie diverse Abgeordnete zu dem KiPo-Gesetz stehen und ob die nur wegen dem Fraktionszwang dann dafür gestimmt haben oder nicht.
Gruß
Hatte ich hier nicht auch was geschrieben ? Oder haben mich die Modemessen völlig kirre gemacht?
@ Trixi
Naja, KiPo-Gesetz würde ich das nicht gerade nennen. Aber: Ja, manchmal spricht man schon mal miteinander, aber meist blättern sie in ihren Akten oder telefonieren. Jeder muss ja dafür sorgen, dass er wichtig bleibt!
@ Klaus
Nee, das war bei Dir!
@Aro: Das Gesetz heißt doch „Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie“, abgekürzt hab ich das im Netz immer als sog. „KiPo-Gesetz“ gelesen.
Daß man mit Heiner Geißler sehr gut diskutieren konnte, glaub ich. Der war ja in der CDU ein sympathischer Querkopf (und ist ja heute gar nicht mehr in der Partei, oder?)
Den einzigen Fahrgast diesbzgl. den ich mal hatte, war der Pressesprecher der Kanzlerin, der in München wohnt. War eine Flughafenabholung über unsere Zentrale.
Allzu viele Hintergrundinformationen hab ich allerdings von ihm nicht bekommen. Er kam gerade vom EU-Treffen aus Brüssel, das anläßlich Wirtschaftskrise stattgefunden hat, aber das kann man vom Pressesprecher der Bundesregierung auch nicht erwarten.
Er war eher daran interessiert, ein paar Infos von mir zu bekommen, sozusagen ein „Plausch mit dem Plebs“ und dem „UFO Bundesregierung“ ;)
Komisch, ich war mir sicher, etwas über den schlechtesten Samstag seit Monaten geschrieben zu haben, in Verbindung mit Katerstimmung. Na ja, vielleicht habe ich es in meinem Wochenendtran vergessen abzuschicken.
@Trixi
als „normaler“ Taxifahrer in Berlin bekommt man keine Politiker ins Auto. Da muss man schon Bundestagsfahrer sein.
Aro ist so ein „besonderer“ Taxifahrer. ;-)