Taxistreit in TXL

Schon seit Wochen gibt es in Tegel Ärger, weil die Berliner Flughafen Gesellschaft (BFG) beschlossen hat, pro Taxifahrt einen halben Euro Gebühr zu kassieren. Angeblich soll mit diesem Geld eine Kontrolle der Taxis finanziert werden, ob sie auch sauber sind, Kreditkarten akzeptieren und die Fahrer Englisch sprechen. Das ist zwar ein schönes Ziel, aber der Verdacht vieler Taxifahrer und Betriebe ist, dass die neue Gebühr lediglich mehr Geld in die Kassen der BFG und dem von ihr beauftragten Betreiber Q-Park spülen soll.
Aus diesem Grund wurde der Flughafen im Juni mehrmals bestreikt, also keine Fahrgäste aufgenommen. Das Ganze dauerte immer einige Stunden, alles nicht so dramatisch, ankommende Fluggäste mussten eben auf die BVG-Busse ausweichen. Und selbstverständlich schaltete die Flughafengesellschaft erstmal auf stur. Als die neue Gebührenordnung nun in der vergangenen Woche in Kraft trat, eskalierte die Situation zum ersten Mal. Die von der BFG eingestetzten Kontrolleuer der Securitas (die mit den drei Herdplatten im Zeichen) zogen sich bald zurück, der ganze Flughafen wurde kurzzeitig blockiert. Am Donnerstag beschloss die BFG, die neue Regelung für drei Tage auszusetzen, gleichzeitig kündigte sie aber öffentlich in der Presse an, sie ab diesem Montag hart durchzusetzen. Und so gab es schon am Vormittag erste Auseinandersetzungen zwischen den Ordnern, Polizei und Genehmigungsbehörde auf der einen Seite und zahlreichen Taxlern auf der anderen. Nach lautstarken Beschimpfungen und Rangeleien eskalierte die Situation, nur durch den Rückzug der Securitas-Leute und der Polizei wurden Schlägereien verhindert.
Das aggressive Klima blieb jedoch den Tag über bestehen. Nachmittags begann dann eine Blockade des großen Nachrückplatzes. Sehr viele Kollegen beteiligten sich an diesem Streik, trotzdem versuchten die Hiwis der BFG, ankommende Taxifahrer zu den Ladeleisten an Gate 9 und 16 zu winken.
Am frühen Abend rief der Verband „Taxi Deutschland“ dazu auf, bis Freitag in Tegel keine Fahrgäste mehr aufzunehmen. Begründet wird dies damit, dass eine weitere Eskalation vermieden werden soll.

Die Flughafengesellschaft hat bei all diesen Auseinandersetzungen keine glückliche Hand bewiesen. Der zum 1. Juli eingeführte neue Tarif bedeutet für regelmäßige Flughafenfahrer eine Verdoppelung der Gebühren. Dummerweise hat die BFG vergessen, die bisherigen Verträge zu kündigen, so dass diese nun noch bis Ende Dezember gültig sind. Trotzdem dürfen Taxis, die nur die alten Verträge haben, auf dem Flughafen jetzt keine Fahrgäste mehr laden. Dass dieser Vertragsbruch viele Kollegen zusätzlich wütend macht, ist wohl klar.
In den kommenden Tagen ist sicher mit weiteren Protesten zu rechnen. Viele Taxifahrer werden sich das arrogante Vorgehen der BFG, als auch das ruppige Auftreten der Hilfssheriffs nicht gefallen lassen.

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7 Kommentare

  1. Obwohl es mich nicht persönlich betrifft, finde ich es doch gut, was gerade passiert. Letzten Samstag habe ich Fahrgäste nach Tegel gebracht und da war der Nachrückparkplatz schon wieder halb gefüllt. Na ja, dachte ich, das wird laufen wie immer: Zuerst große Aufregung und am Ende setzen sich die „Mächtigen“ durch und die anderen kuschen. Aber anscheinend lassen die betroffenen Taxifahrer nicht locker.

  2. Ich möchte einmal daran erinnern, dass es keinen Flughafen auf der Welt gibt der keine Taxis benötigt. Also sollten wir den Flughafen mal eine Woche nicht anfahren um Gäste abzuholen. Mal sehen wie die BFG angewinselt kommt. Also Leute Einigkeit macht stark. Die BFG braucht uns. Und die, die den Transponder jetzt schon haben sollten sich über Ihre Dummheit schämen.

  3. Ich find’s ja richtig gut, daß die Berliner Taxler eine so gute Solidarität untereinander haben. Bei uns in München würde das nicht klappen.
    Wenn ich euch allerdings sage, was der Flughafen für die Taxler in München kostet, würdet ihr mit den Ohren schlackern.
    Aber München ist ja nicht Berlin ;)
    Drücke euch allen „da oben“ die Daumen, daß ihr Erfolg habt. :)

  4. Ich wartete Montag Nachmittag ca. 1 std 45 min auf dem sog. Nachrückeplatz 1 bis der TVD Herr brüllte macht den Platz leer fahrt in die Stadt und boykottiert den Laden. Soll’n die seh’n wie sie klarkommen. Sehr gefrustet aber konsequent fuhr ich wie alle raus. Nicht angenehm aber richtig fand ich das

  5. Hallo liebe Taxifahrer und Taxifahrerinnen !

    Ich bin ca 2-3 mal die Woche mit dem Flugzeug geschäftlich von Tegel aus unterwegs und benutze stets ein Taxi für diese Strecke.

    Ich muss einfach mal was loswerden: Ich zahle ab jetzt gerne die 50 Cents Gebühr. Diese 50 Cents sind so nichtig im Vergleich für das, was man bekommt.

    Saubere Taxen, zivilisierte Fahrer die einen nicht anmotzen, wenn die Route die man fährt einmal nicht so lang ist dass man dafür 50€ kassiert, Englischsprechende Fahrer etc. Wir haben oft Geschäfstpartner aus dem Ausland die ebenfalls von den Taxen Gebrauch machen und hören seit Jahren übergreifend Beschwerden. Oft sind es türkische oder arabische Fahrer die unschön auffalllen. Mal wird einem Geschäfstkunden 20€, mal 30€ für die gleiche Strecke zu unser Firma abgeknöpft. Laute arabische Musik und agressives Fahrverhalten natürlich mit eingeschlossen. Mit bedauern, aber zum Wohl unser Partner haben wir nun ein Taxiunternehmen gefunden welches uns seriös behandelt. Sowas zahlt sich eben aus.

    Außerdem weiß ich nicht warum ihr euch über den Transponder beschwert? Die Pauschale im Jahr wäre für euch teurer.

    Ich danke den Berliner Flughäfen und den Initiatoren dieses Projektes, welche damit einen weiteren Schritt tun, der Metropole „Berlin“ das Privileg sich angemessen als Weltstadt zu verkaufen beibehalten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Benjamin von Lanthen

  6. Sehr geehrter Herr Benjamin von Lanten,

    glauben Sie wirklich, dass die, von Ihnen zu Recht kritisierten, Vorfälle durch einen Transponder aus der Welt geschafft werden?
    Diese unangenehmen Fahrer können ja nach wie vor einen Transponder erstehen und er wird sich nicht auf die Qualität der Fahrt auswirken. Ich rate ihnen, bei Beschwerden über den Fahrer in Zukunft ihre Geschäftsfreunde zu bitten, sich beim Labo zu beschweren.
    http://www.berlin.de/labo

    Hochachtungsvoll

    Einer der noch nie in Tegel geladen hat.

  7. Richtig. Schwarze Schafe gibt es außerdem in jeder Branche (was ich in diesem Blog auch selbst schon mehrfach beschrieben habe), die von Ihnen aufgezählten Erfahrungen gehören für mich auch in Verantwortung von solchen Leuten.
    Die Kritik richtet sich auch nicht nur gegen die Transponder, sondern u.a. dagegen, dass sich die BFG eine Kontrolle der Taxifahrer herausnimmt.
    Übrigens ist dabei etwas untergegangen, dass zum 1.7. auch die Taxitarife erhöht worden sind, was ebenfalls von vielen Kollegen abgelehnt wird.

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