Tod nach Taxi-Überfall

Als ich gestern früh über Funk hörte, dass im Prenzlauer Berg ein Kollege überfallen wurde und der Täter flüchtig ist, stieg wieder kalte Wut in mir auf. Und die Erinnerung: Bei einem Überfall von zwei etwa 20-Jährigen auf einen Kollegen in der Dunckerstraße war ich vor einigen Jahren mit meinem Taxi innerhalb kurzer Zeit nach dem Notruf vor Ort. Die Täter hatten ihn mit einer Pistole bedroht, in Panik war der Fahrer aus dem Wagen gesprungen, so dass der in die parkenden Autos fuhr. Daraufhin flüchteten die beiden jungen Männer.
Das Opfer war ein Taxifahrer, der schon fast 70 Jahre alt war. Er konnte noch nicht in Rente gehen, weil er dann zu wenig Geld gehabt hätte, erzählte er mir. Der Überfall jedoch hat ihm einen großen Schock verpasst, die Angst und die Verzweiflung waren ihm auch noch nach Stunden anzusehen. Weil er psychisch so fertig war, habe ich meine Schicht beendet und bin bei ihm geblieben, nach insgesamt drei Stunden Polizeieinsatz brachte ich ihn dann auch noch nach Hause, nach Köpenick. Das einzig „Gute“ an diesem Abend war, dass die Täter zwei Stunden später aufgrund der Beschreibung doch noch erwischt wurden.
Ich selber habe noch keinen Überfall erlitten, aber während meiner Zeit in der Funkzentrale mehrere „live“ miterlebt. Diese gingen alle insofern gut aus, dass die Taxifahrer nicht verletzt und die Täter sogar fast immer erwischt wurden.

Die Beschreibung des Täters wurde auch im aktuellen Fall über Funk verbreitet. Ich hörte, dass einige Kollegen in der Gegend herumfuhren. Was ich nicht mehr mitbekommen habe war, dass der Täter diese Nacht nicht überlebt hat. Es stellte sich heraus, dass der nur 19-Jährige zuvor in der Stromstraße in Moabit ins Taxi gestiegen war und sich in die Marienburger Straße fahren ließ. Dort hielt er dem Taxifahrer ein Messer an den Hals und forderte dessen Geldbörse. Als der Kollege sich wehrte, flüchtete der Täter. Nur ein paar Häuser weiter drang er dann in ein Haus ein, ging in den vierten Stock und sprang von dort auf den Hof. Dort fand ihn die Polizei tot.
Bisher ist nicht bekannt, warum der junge Mann sich das Leben genommen hat. Man kann natürlich spekulieren, ob es die Erkenntnis war, gerade einen bewaffneten Raubüberfall begangen zu haben. Vielleicht hatte er erst im Taxi gemerkt hat, dass er kein Geld bei hatte und hat dann so bescheuert reagiert. Die Gründe werden wahrscheinlich nie bekannt.

Ich bin natürlich nicht für die Todesstrafe wegen Taxiüberfall. Tragisch ist dieser Tod auf jeden Fall, aber man kann vermuten, dass er wahrscheinlich die Konsequenz aus dem Überfall war. Der Mann kann das nicht mehr aufklären und ich hoffe nur, dass der Taxi-Kollege sich von dem Erlebnis wieder erholt. Und dass eventuelle Nachahmer sich klar machen, dass es sich hier nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, sondern um eine Tat, die mehrere Jahre Haft nach sich zieht. Und: Die meisten Taxiüberfälle werden aufgeklärt!

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1 Kommentar

  1. Mich bringen diese Überfallgeschichten immer dazu, zu überlegen, ob eine Videokamera nicht doch ganz geschickt wäre im Taxi.
    Da gab es in der aktuellen Taxinews einen -> Artikel dazu.

    Zum Glück ist mir das selber auch noch nicht passiert, allerdings einer Kollegin von mir, einer „Wallküre“, die fast 1,90m groß ist… die hat sich nach dem Überfall 2 Monate nicht mehr ins Taxi getraut.

    Ob sich der junge Mann explizit „nur“ wegen dem Überfall vom Dach gestürzt hat, weiß ich nicht so recht. Wohl eher waren die Gründe dafür verantwortlich, warum er diesen Überfall überhaupt begangen hat. Der Überfall war dann wohl für ihn nur der letzte Ausweg.

    Klopfen wir mal 3x auf Holz, daß uns nie so ein Überfall passiert.

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