Der Frust des Taxifahrers

Es gibt Taxifahrer, die blicken voll durch. Wenn man mit ihnen spricht, fühlt man sich wie ein absoluter Loser. Sie erzählen, dass sie immer wissen, wo was läuft, wo die Fahrgäste warten. Sie geben sich wie die Könige der Kutscher. Glauben braucht man das aber nicht.
An manchen Tagen ist es wirklich so: Kaum hat ein Fahrgast die Tür geschlossen, kommt schon der nächste angerannt oder ein Funkauftrag landet auf dem Display. Das sind schöne Schichten, wichtig für den Geldbeutel, und auch für die Seele. An solchen Tagen macht das Taxifahren Spaß. Da ist nicht nur die „Freiheit“, sondern auch das Geld.

Viel öfter jedoch gibt es die öden Schichten. Wenn man eine Stunde am Halteplatz steht, sich aber kein Fahrgast und kein Funkauftrag blicken lässt und auch die Taxisäule weigert sich beharrlich, zu klingeln. Irgendwann gibt man dann auf, fährt zu anderen Halteplätzen, in der Hoffnung, dass es dort besser läuft. Aber alle Plätze sind voll, keine Chance. Wenn es das Schicksal besonders schlecht mit einem meint, hört man einen Funkauftrag für den ersten Taxistand, an dem man so lange gestanden hat.

Man hat keine Lust mehr, sich irgendwo hinten anzustellen, fährt durch die Straßen und ist schon froh, wenn kein anderes freies Taxi vor einem her gondelt. Aber Fahrgäste sind trotzdem nicht in Sicht, man frisst jetzt nur noch Kilometer. Seit zwei Stunden hat man keinen Euro mehr verdient, der Frust nagt an einem, manchmal möchte man nur heulen. Wenn man mal mit einem nicht so coolen Kollegen an der Halte spricht, erzählt er einem genau das gleiche, ist frustriert. Manche Kollegen werden in dieser Situation rücksichtslos, drängeln, betrügen, aber ob sie dadurch wirklich mehr verdienen?
Am Liebsten würde man jetzt jemanden anrufen, sich ein bisschen trösten lassen, um wieder etwas hoch zu kommen. Aber das geht nicht, mitten in der Nacht.
Als Taxifahrer ist manchmal ziemlich einsam.

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