100 Jahre Wedding

Hier finden Sie eine Übersicht über 100 Wedding – beginnend vom Datum der Eingemeindung zum Jahresbeginn 1861 bis kurz vor dem Mauerbau 1961. In kurzen Texten werden Sie über wichtige Stationen des Wedding informiert. Die Texte sind dem Heft „Was geschah in 100 Jahren auf dem Wedding?“ entnommen.
Die Texte wurden inhaltlich nicht geändert, und sind deshalb – 40 Jahre nach ihrem Erscheinen – oft selbst schon überholt. So ist gleich am Anfang von einem Platz die Rede, der „heute“ Courbièreplatz heißt. Tatsächlich wurde er 1994 wieder umbenannt. Alle Angaben in diesen Texte müssen also aus der Sicht von 1961 gesehen werden.

1861

1. Januar: Die Kabinettsorder vom 28. Januar 1860 tritt in Kraft: Der Wedding und das Louisenbad nebst der Colonie am Louisenbade werden gegen den Willen des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung mit dem Stadtbezirk von Berlin vereinigt.
Einwohnerzahl: 14.692
1. April: Der seit 1828 benutzte Kirchhof auf dem Ruheplatz (heute Courbièreplatz) wird geschlossen und dafür der Nazarethkirchhof an der Seestraße eingeweiht.

1862

Gründung des Bezirksvereins Gesundbrunnen.
22. April: In einem Apfelweingarten, Müllerstraße 163, wird der erste Turnverein des Weddings ins Leben gerufen und am 6. Juli der erste Turnplatz eingeweiht.
29. Mai: Die 1861 vom Eigentümer Steinbrecher angelegte Bernauer Straße erhält ihren Namen.
2. August: Bebauungsplan und Straßennetz für Wedding und Gesundbrunnen werden festgelegt.

1865

12. Oktober: Die Stadtverordneten-Versammlung genehmigt den Ankauf der Ländereien für die Anlegung des ersten Weddinger Volksparks an der Brunnenstraße.

1866

Alter Johanniskirchhof in der Seestraße wird angelegt.

1867

Baubeginn der Osthälfte der Ringbahn zwischen Moabit und Schöneberg.
Die Berliner Maschinenbau AG, vormals L. Schwartzkopff, erweitert ihren seit 1852 bestehenden Betrieb durch die Anlagen in der Scheringstraße 13-28.
Der Garnisonskirchhof in der Müllerstraße wird angelegt.

1868

Gründung der Allgemeinen Berliner Omnibus AG (Aboag), die am 1. Juli mit 257 Omnibussen und 1.089 Pferden den Verkehr aufnimmt.

1869

Norddeutsche Fabrik für Eisenbahn-Betriebs-Material am Nordufer Ecke Lynarstraße gegründet. Von den durch die Arch. Hennicke und v.d. Hude auf dem 12 Hektar großen Gelände errichteten Baulichkeiten stehen noch heute Reste des Beamtenhauses. Die Fabrik beschäftige 1.200 Arbeiter.
14. September: Beginn des Baus des Weddinger Volksparks, der am gleichen Tag den Namen Humboldthain bekommt. Unter der Volksmasse fallen mehrere tausend Männer auf, die rote Schleifen tragen und in geschlossenen Reihen auftreten.

1870

Neuer Domkirchhof in der Müllerstraße angelegt.
16. Mai: Lazarus-Kranken- und Diakonissenhaus in der Bernauer Straße 115-117 eingeweiht, dessen Bau fünf Jahre vorher begonnen wurde.
September: Dr. Henry Strousberg eröffnet auf einem 30 Hektar großen Gelände zwischen Brunnen- und Hussitenstraße den von August Orth erbauten Viehmarkt und Schlachthof mit eigenen Bahn-Anschlüssen.

1871

Das erste Weddinger Schulhaus von 1821 in der Schulstraße 14-15 wird durch einen dreistöckigen Bau erweitert.
17. Juli: Eröffnung der Osthälfte der Ringbahn, vorerst nur für den Güterverkehr.
23. Oktober: Apotheker Ernst Schering begründet in der Müllerstraße 170-171 die Chem. Fabrik auf Aktien, vorm. E. Schering, nachdem er seit 1851 die Grüne Apotheke, Chausseestraße 21, betrieben hatte.
8. November: Gründung der Großen Berliner Pferdeeisenbahn A.G. als zweite in Berlin nach der 1865 entstandenen Berlin-Charlottenburger Pferdeeisenbahn, der ersten Deutschlands überhaupt.

1872

1. Januar: Auf der Ringbahn wird der Personenverkehr aufgenommen – mit zwei Zügen täglich in jeder Richtung. Bahnhöfe Wedding und Gesundbrunnen angelegt.
Im gleichen Jahr entsteht in der Pankstraße 15 die Maschinenfabrik Cyclop, die 1895 rund 500 Arbeiter beschäftigte.
Anlegung des Neuen (3.) Kirchhofs der Französischen Reformierten Gemeinde in der Wollankstraße 43.

1873

Berlin beschließt den Bau der Kanalisation und beginnt mit den Anlagen im Jahre 1875. Das für den Wedding zuständige Radialsystem IX mit der Pumpstation an der Seestraße wird allerdings erst 1893 fertiggestellt und schickt die Abwässer seitdem auf die Rieselfelder in Rosenthal und Blankenfelde.
8. Juli: Die erste Pferdeeisenbahn im Bezirk Wedding fährt vom Rosenthaler Tor bis zu den Schranken der Stettiner Bahn in der Badstraße und wird am 22. Februar 1874 bis zum Gesundbrunnen (Bad- Ecke Uferstraße) verlängert. Am 4. Dezember 1874 folgt die Linie Oranienburger Tor – Weddingplatz, deren Verlängerungen bis zur Müllerstraße 117 am 15. September 1875, bis zur Tegeler Chaussee am 1. Juli 1876 durchgeführt werden.

1874

Im Februar wird der Pferdebahnhof in der Badstraße 41a erbaut, der seit 1892 als Hauptwerkstatt der Straßenbahn dient.
Bankier Meyer baut in der Ackerstraße 132/133 die berüchtigte Mietskaserne „Meyer’s Hof“ mit sieben, durch sechs schmale Höfe getrennten, Häusern, in deren 300 Wohnungen über 1.000 Personen hausen.
Auf dem Gartenplatz wird vom Magistrat ein Getreide-, Heu- und Strohmarkt eingerichtet und am Gartenplatz 4-5 auch eine 1876 eröffnete Ratswaage erbaut. Der vornehmlich von den Bauern aus dem Havelländischen und Rhin-Luch beschickte Heumarkt ging erst in den 1930er Jahren ein.

1875

1. Januar: Aufhebung der lästigen Mahl- und Schlachtsteuer macht die „Steuerhäuser“ an den Ausfallstraßen überflüssig.

1876

Humboldthain nach den Plänen des Stadtgartendirektors Gustav Meyer fertiggestellt, er ist 25 Hektar groß.

1877

17. Juni: Der Turnlehrer Auerbach eröffnet am Westufer des Plötzensees eine Badeanstalt.
Am 1. Oktober wird der Güterbahnhof der Nordbahn an der Bernauer Straße dem Verkehr übergeben. Die Bahn selbst, an der seit 1872 gebaut wurde, wird am 10. Juli bis Oranienburg und am 1. Januar 1878 bis Stralsund durchgeführt und damit vollendet.

1880

14. Februar: Siemens & Halske reichen dem Polizeipräsidenten das Projekt einer elektrischen Hochbahn Belle-Alliance-Platz – Wedding ein, das, von der Presse stark bekämpft, am 7. Mai vom König abgelehnt wird.
Im gleiche Jahre beginnt die Parzellierung des Luisenbades auf dem Gesundbrunnen.

1881

1. März: In einer Gaststätte des Weddings wird die Pankgrafenschaft von 1381 ins Leben gerufen.
Der Antrag der Bewohner der Ackerstraße, diese in Virchowstraße umzubenennen, wird von der Aufsichtbehörde abgelehnt.

1882

17. April: Das Lessing-Gymnasium, die erste Höhere Schule des Weddings, wird im Hause der 118. Gemeindeschule, Pankstraße 7-8, eröffnet. Am 1. August 1866 kann es sein eigenes Schulhaus in der Pankstraße 18-19 beziehen.
Verein Dienst am Arbeitslosen gegründet, der seine Schrippenkirche in der Ackerstraße 52 unterhält.
Die Altersversorgungs-Anstalt der Kaiser-Wilhelm- und Kaiserin-Augusta-Stiftung, gegründet 1879, in der Schulstraße 98 erbaut (Arch. Stadtbaurat Blankenstein und Stadtbau-Inspektor Erdmann).

1883

19. April: Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität von Emil Rathenau gegründet. Aus ihr entsteht 1887 die AEG. Für ihre Betriebsanlagen erwirbt sie die seit 1857 bestehende Maschinenbau-Anstalt W. Wedding, Ackerstraße 76.
1. Mai: In der Reinickendorfer Straße 66 wird mit zehn Plätzen die erste Berliner Arbeiter-Kolonie bezogen und bis 1890 auf 200 Plätze erweitert.
Für die Reuterstiftung für alte Kaufleute erbaut Stadtbau-Inspektor Erdmann ein Heim in der Schul- Ecke Iranische Straße (im Zweiten Weltkrieg zerstört).

1884

3. Januar: Dankeskirche auf dem Weddingplatz (Arch. August Orth) eingeweiht, 1943 zerstört.
Haus- und Grundbesitzer-Verein Gesundbrunnen begründet.

1886

Hospital zum Hl. Geist und St. Georg, Reinickendorfer Ecke Iranische Straße erbaut (Arch. Milczewski).
Brunnenstraße 111 wird ein Straßenbahnhof für 40 Wagen und 300 Pferde gebaut, aber 1905 verkauft, da für die Umstellung auf elektrischen Betrieb ungeeignet.

1887

23. Mai: Gründung der AEG, die ab 1891 durch Franz Schwechten ihre bauten an der Brunnenstraße errichten lässt.
Am 11. August erscheint die erste Nummer der Lokalzeitung des Gesundbrunnens „Die Quelle“.
Am 1. Dezember sind durch die Arch. Schwartzkopff und Theising in der Müllerstraße Ecke Barfusstraße die später mehrfach erweiterten Baulichkeiten des 1876 gegründeten Paul-Gerhard-Stifts fertiggestellt.

1888

Anlegung des Pauls-Kirchhofs in der Seestraße.
Theodor Hildebrand u. Sohn verlegen ihre seit 1817 bestehende Schokoladen-Fabrik von der Innenstadt in die Pankstraße.
Im Nordhafen wird eine Frauen-Badeanstalt erbaut; eine Männer-Badeanstalt bestand dort bereits seit dem Jahre 1856.

1889

Baurat Otto March baut in der Müllerstraße das im zweiten Weltkrieg zerstörte Verwaltungs-Gebäude der Chem. Fabrik auf Aktien, vormals E. Schering, und ziert die Front mit Medaillon-Bildnissen berühmter Chemiker, Repliken der von seinem Vater, dem Tonwaren-Fabrikanten in Charlottenburg, 1865 für das Chemlische Laboratorium angefertigten Terrakotten.
Am 15. August wird die 600. Wiederkehr des Tages, an dem Wedding in den Besitz Berlins kam, feierlich begangen.

1890

Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus, Reinickendorfer Ecke iranische Straße, erbaut (Arch. Schmieden, von Weltzien und Speer), 1901 von Berlin als Städt. Kinder-Krankenhaus übernommen und mehrfach erweitert.
In der Bellermannstraße 7 wird die Pumpstation des Radialsystems X in Betrieb gesetzt. Damit ist auch der Gesundbrunnen an die Kanalisation angeschlossen.

1891

19. Januar: Friedenskirche, Ruppiner Straße 28, eine Schöpfung von August Orth, eingeweiht.
Institut für Gärungsgewerbe mit Versuchs- und Lehrbrauerei, in der Seestraße erbaut.
Sigm. Bergmann gründet die Elektrotechnische Fabrik S. Bergmann u. Co., Seestraße, deren Räume 1932 von Osram bezogen werden.
Die zuletzt im Jahre 1846 erneuerte Pankemühle, Badstraße 35-40, wird stillgelegt; auch verschwinden die letzten Reste des Luisenbades (Gesundbrunnen).
Am Plötzensee wird eine Militär-Badeanstalt eingerichtet.

1892

1. September: Markthalle XIV, Reinickendorfer Straße 2d, eröffnet. Dem Gesundbrunnen dient die Markthalle XII, Badstraße 10-10a.
Lange-Schucke-Stift, Reinickendorfer Straße 31, von Bernhard Felisch erbaut.
Neuer Johannis-Kirchhof am Plötzensee angelegt.
An der Kreuzung der Garten- und Liesenstraße wird der Niveau-Übergang der Stettiner Eisenbahn durch die noch vorhandene Brücke (im Volksmund „Schwindsuchtbrücke“ genannt) beseitigt.

1893

In diesem Jahre werden gleich drei Kirchen eingeweiht; am 10. März die neue Nazarethkirche auf dem Leopoldplatz (Baurat Spitta), am 4. Juni die von August Orth im Humboldthain errichtete Himmelfahrt-Kirche und am 26. Juni die St. Sebastian-Kirche auf dem Gartenplatz (Arch. Max Hasak), die erste Katholische Kirche des Berliner Nordens.

1895

10. September: Berlins erste elektrische Straßenbahn, von Siemens & Halske erbaut, wird auf der Strecke Badstraße – Pankow in Betrieb genommen.
Im gleiche Jahre verbindet als erste Untergrundbahn der Welt eine elektrische Materialbahn die Betriebe der AEG in der Brunnen- und Ackerstraße.

1897

Die Heilandskirche legt am Plötzensee ihren Kirchhof an.

1898

Heinrich und August Wittler eröffnen in der Müllerstraße 33 mit zwei Gesellen eine Brotbäckerei, die 1908 in die Maxstraße 2-5 verlegt wurde und sich dort zu ihrer bekannten Bedeutung entwickelte.

1899

Neuer St. Pauls-Kirchhof am Plötzensee angelegt.

1900

Am Nordufer entsteht das Robert-Koch-Institut für Infektionskrankheiten, in dem 1910 auch die Urne mit der Asche des großen Forschers feierlich beigesetzt wird.
Einwohnerzahl des Weddings: 141.320

1901

5. September: 200-Jahr-Feier des Gesundbrunnens.

1902

Am 21. August verkehrt die letzte Pferdebahn der Berliner Innenstadt auf der Linie Großgörschenstraße – Weddingplatz, während die letzte mit Pferden betriebene Außenlinie zwischen Ofener Straße und Dalldorf (Wittenau) ihren Betrieb am 14. Dezember einstellt. Berliner Straßenbahnen werden nunmehr ausschließlich mit Elektrizität betrieben.
25. August: Einweihung der Kapernaum-Kirche, See- Ecke Antwerpener Straße (Arch. Siebold).
Die seit 1832 bestehende Firma Essig-Kühne bezieht das Gelände an der Ecke Brunnen- und Voltastraße.

1903

Das Institut für Zuckerindustrie bezieht den Neubau See- Ecke Amrumer Straße (Arch. Adams).

1904

31. Oktober: Der Vaterländische Bauverein eGmbH weiht die vom Baurat Schwartzkopff geschaffene sogenannte Versöhnungs-Privatstraße zwischen Hussitenstraße 4-5 und Strelitzer Straße 43 ein (208 Wohnungen).
3. Dezember: Einweihung der Stephanuskirche, Prinzenallee Ecke Soldiner Straße (Arch. Bürckner).
Zu den Kirchhöfen am Plötzensee kommt der Kirchhof der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirchengemeinde hinzu.

1905

13. April: Die Stadtverordneten-Versammlung beschließt, den geplanten Nordpark Schillerpark zu nennen, zur Erinnerung an die 100. Wiederkehr des Todestages des Dichters Friedrich von Schiller. Die Anlegungsarbeiten nach dem preisgekrönten Entwurf des Gartenarchitekten Bauer aus Magdeburg beginnen 1909 und werden am 14. Juni 1913 abgeschlossen.
Im November wird die Swinemünder Brücke nach dreijähriger Bauzeit dem Verkehr übergeben. Im Volksmund heißt sie wegen der Baukosten „Millionenbrücke“.

1906

1. Oktober: Rudolf-Virchow-Krankenhaus mit 2.400 Betten in 57 Gebäuden eröffnet. An diesem größten Krankenhaus Berlins war seit 1899 gebaut worden (Arch. Stadtbaurat Ludwig Hoffmann).
Von Hoffmann ist auch der Neubau Pank- Ecke Böttgerstraße des in der Pankstraße 41 gegründeten Schiller-Lyzeums.
13. Oktober: Schuhmacher Wilhelm Voigt unterstellt in der Seestraße die Schwimmschul-Wache vom Plötzensee seinem Kommando und unternimmt mit zehn Soldaten seine Fahrt nach Köpenick, die ihn als „Hauptmann von Köpenick“ in die Weltgeschichte eingehen lässt.
Liebenwalder Ecke Malplaquetstraße von der Berliner Baugenossenschaft das Karl-Schrader-Haus mit 14 Aufgängen und 192 Wohnungen erbaut.
Amtsgericht Wedding auf dem Brunnenplatz nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt (Arch. Mönnich).

1907

22. April: Einweihung der zum Gemeindehaus umgestalteten alten Nazarethkirche (Arch. Bürckner), die 1835 als erste Weddinger Kirche nach dem Entwurf Karl Friedrich Schinkels entstand.

1908

6. Januar: Einweihung der St. Petruskirche, Bellermannstraße 91-92 (Arch. Bunning).
15. Juni: Stadtbad in der Gerichtstraße eröffnet (Arch. Ludwig Hoffmann); die Badeanstalt im Nordhafen wird geschlossen.

1909

7. Oktober: Mit der Beuth-Schule werden die von Ludwig Hoffmann gestalteten Schulbauten am Zeppelinplatz eröffnet.
Der Moonsche Blindenverein von 1860 bezieht sein Haus in der Seestraße.

1910

2. Mai: Konsekration der St. Josephkirche, Müllerstraße 161 (Arch. Bunning).
Die heute unter Denkmalschutz gestellte Feuerwache Edinburger Straße, eine Schöpfung Lugwig Hoffmanns, eröffnet.
Der 1860 als Darlehenskasse Gesundbrunnen begründete Bankverein Gesundbrunnen bezieht sein neues Geschäftshaus Badstraße 20.

1911

Für die seit dem 19. November 1905 eingeführten Auto-Omnibusse der Aboag, deren Zahl im Jahr 1910 schon 162 beträgt, wird in der Jasmunder Straße ein Betriebshof erbaut. Auch der Pferde-Omnibushof in der Usedomer Straße wird für Kraftfahrzeuge eingerichtet.
18. Juni: Einweihung des von den Arch. Dinklage, Paulus und Lilloe an der Samoastraße erbauten Osterkirche.

1912

28. November: Erste Einäscherung im neu erbauten Krematorium Gerichtstraße (Arch. William Müller), dem ersten in Preußen.
2. Dezember: Erster Rammschlag an der Seestraße für die Nordsüd-Untergrundbahn, deren Fertigstellung erst Jahre nach Beendigung des ersten Weltkrieges erfolgt.

1914

Großschifffahrtsweg Berlin – Stettin als Hohenzollernkanal eröffnet. Ab Plötzensee benutzt er den seit 1859 bestehenden, entsprechend verbreiterten Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.
Fertigstellung des Jüdischen Krankenhauses, Iranische Straße (Arch. Reimer und Körte).
Einwohnerzahl: 251.140

1916

Die 1912 begonnene Hindenburgbrücke (heute Bösebrücke) an der Bornholmer Straße dem Verkehr übergeben.

1918

28. Januar bis 4. Februar: Großer Streik der Weddinger Rüstungsarbeiter gegen die Fortsetzung des bereits verlorenen Krieges. Demonstrationen, bei denen Straßenbahnen, deren Fahrer weiterfahren wollen, angehalten und umgeworfen werden. Auch Leitungsdrähte werden zerstört.
9. November: Die Weddinger Arbeiterschaft tritt in den Generalstreik und marschiert unter roten Fahnen Richtung Innenstadt. Auf den Weddinger Fabriken gehen rote Fahnen hoch. An der Grenze des Weddings, vor der Maikäfer-Kaserne in der Chausseestraße, schießen Offiziere auf Demonstranten und töten zwei Arbeiter. Im Wedding selbst vollzieht sich der Umsturz ohne Blutvergießen.
Der Berliner Ledigenverein eröffnet Schönstedt- Ecke Orthstraße sein für 500 Insassen bestimmtes Haus, das 1921 von Berlin übernommen wird.
Gründung der Egemi im Wedding in der Müllerstraße 128 durch Berliner Milch-Einzelhändler. Aufnahme der Versorgung des Berliner Berliner Milch- und Lebensmittel-Einzelhandels. Der Fuhrpark umfasste bereits 20 bis 25 Pferdegespanne, die in den heute noch vorhandenen Ställen auf dem Gelände der Müllerstraße untergebracht waren.

1919

In der Weddinger Bevölkerung vollzieht sich eine Linksradikalisierung, so dass die Sozialdemokratie und am 1920 die Kommunistische Partei starken Einfluss gewinnen.

1920

1. Oktober: Durch das Inkrafttreten des Einheitsgemeinde-Gesetz vom 27. April 1920 werden die alten Stadtteile Gesundbrunnen und Wedding, der Nordteil des sogenannten Vogtland-Gebietes und der Ostteil von Plötzensee, in dem neuen Bezirk 3 mit dem Namen Wedding zusammengefasst.

1921

21. Februar: Die erste aus den Bezirksverordneten-Wahlen hervor gegangene Bezirksversammlung, die eine große Mehrheit aus Sozialdemokraten, Unabhängigen Spzialdemokraten und Kommunisten aufweist, wählt den der USPD angehörenden Landtags-Abgeordneten und Redakteur der Freiheit, Karl Leid, zum ersten Bürgermeister.

1923

8. März: Die U-Bahn-Linie Seestraße – Neukölln mit dem U-Bahnhof an der oberen Müllerstraße und dem Umformerwerk unter dem Weddingplatz wird dem Verkehr übergeben. Baubeginn war 1912, aber durch den Weltkrieg gab es eine lange Bau-Unterbrechung.
8. April: Eröffnung einer Reihe von Versuchs- und weltlichen Schulen in der Gotenburger, Lütticher, Pank-, Putbusser, Schöningstraße und auf dem Leopoldplatz.
25. August: In den Morgenstunden kehrt Berlins letzter Pferde-Omnibus auf den Betriebshof in der Wattstraße zurück.

1924

8. August: Vorortstrecke Berlin – Bernau als erste Linie des Berliner Eisenbahn-Netzes elektrisch betrieben.

1925

Beginn der Wohnungsbautätigkeit: Schaffung moderner, gesunder Wohnungen. Das Parkgelände der Rehberge wird angelegt.

1927

Vier Wohnkuben von Ludwig Mies van der Rohe an der Afrikanischen Straße erbaut.
Neuer Straßenbahnhof an der Müllerstraße (Jan Krämer).

1929

1. Mai: Blutige Barrikadenkämpfe zwischen Polizei und Kommunisten in der Kösliner Straße, die bis zum 5. Mai dauern und 19 Tote fordern.
22. Juni: Oberbürgermeister Dr. Böß und Bürgermeister Leid übergeben den fertiggestellten Volkspark Rehberge bei einer Feier der Bevölkerung. Entwurf des Park von Barth und Germer, Größe: 86 Hektar.
Ring- und Stadtbahn sowie sämtliche Vorort-Strecken (mit Ausnahme der Wannseebahn, die erst 1933 folgt) elektrisch betrieben.

1930

18. April: Eröffnung der neuen U-Bahn-Linie Gesundbrunnen – Neukölln mit den Bahnhöfen Voltastraße und Gesundbrunnen.
18. November: Enweihung des neuen Weddinger Rathauses an der Müllerstraße (Arch. Stadtbaurat Martin Wagner).

1931

Friedrich-Ebert-Siedlung zwischen Müllerstraße und Windhuker Straße durch die Arch. Mebs und Emmerich sowie Bruno Taut erbaut.

1930-1933

Die schwere Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit treffen den Wedding besonders hart und tragen zur weiteren Radikalisierung der Bevölkerung bei. Die KPD überflügelt die SPD, der National-Sozialismus gewinnt zahlreiche Anhänger. Blutige Zusammenstöße und Schlägereien zwischen Kommunisten und Nazis, die Todesopfer kosten.

1933

5. März: Bei der letzten freien Wahl bekennt sich im Wedding nur eine Minderheit (61.000) zu dem Hitler-Regime, während auf die KPD 92.000 und auf die SPD 52.000 Stimmen entfallen.
Wenige Tage nach den Wahlen werden alle freiheitlich gesinnten Beamten und Lehrer aus der Bezirks-Verwaltung entlassen. Ein Nationalsozialist wird Bürgermeister.

1934

Die Quelle, Lokalzeitung für den Gesundbrunnen, stellt ihr Erscheinen mit dem 47. Jahrgang ein.

1935-1939

Am 31. Januar und am 1. Oktober Eröffnung der auf der Nord-Süd-Strecke gelegenen neuen Bahnhöfe Humboldthain und Bornholmer Straße.
Große Umbauten im Volkspark Rehberge: Anlegung von Aufmarschstraßen und -plätzen, Bau von Jugendheimen, einer „Thingstätte“, eines Kriegerdenkmals.
Errichtung einer neuen Siedlung um den Nachtigalplatz.
Einwohnerzahl: 325.099

1940

Im Oktober fallen die ersten Fliegerbomben auf Weddinger Gebiet (Schulzendorfer Straße).

1943

Errichtung der beiden Großbunker im Humboldthain.
31. August: Große Teile des Virchow-Krankenhauses fallen Fliegerbomben zum Opfer.
Der südliche Wedding geht unter den Bombenteppichen zu Grunde.

1944

14. April: Pfarrer Dr. Max Josef Metzger wird wegen seines tapferen Widerstandes gegen die braune Tyrannei im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet, wie viele Weddinger Antifaschisten vor ihm und nach ihm, unter ihnen auch der Lehrer Kurt Steffelbauer.

1945

Ausräumung der Egemi in der Müllerstraße 128. Verlust sämticher Warenbestände, Betriebs-Einrichtungen und des Fuhrparks. Im Herbst kann mit dem Wiederaufbau des Betriebes begonnen werden.
Ende April: Die Kämpfe der Schlacht um Berlin erstrecken sich bis zur Seestraße. Die Schulstraße wird drei Tage lang zur Hauptverteidigungslinie. Zerstörung zahlreicher Gebäude. Vernichtung der katholischen Josefskirche, Tod der Geistlichen in den Trümmern. Die Schulen am Grenzberg und die Himmelfahrt-Kirche gehen zu Grunde. Die südliche Badstraße steht in Flammen.
8. Mai: Die Russen setzen einen Bürgermeister ein. Von den 121.166 Wohnungen (1939) haben nur 83.729 den Krieg überstanden, 33,7 Prozent sind zerstört.
Ende Mai werden 191.000 Einwohner registriert. In den Krankenhäusern stehen nur noch 1.500 Betten zur Verfügung. Im Bezirk praktizieren 90 Ärzte, 21 Zahnärzte, 72 Dentisten und 26 Hebammen. Die Zahl der Tbc-Kranken wird auf 50.500 geschätzt.
20. Mai: Wedding ist der erste Bezirk Berlins, in dem wieder Straßenbahnen fahren, die U-Bahn verkehrt zwischen Kochstraße und Seestraße (12. Juli).
1. Juni: Die Schulen nehmen mit 23.000 Kindern wieder den Unterricht auf, der wegen der vielen unbenutzbaren Schulräume durchweg als Schicht-Unterricht durchgeführt werden muss. Die sechs Berufs- und Fachschulen werden von etwa 8.000 Schülern besucht.
27. Juli: Der Wedding wird dem britischen Sektor zugeteilt. Aber bald danach wird aus ihm und Reinickendorf der französische Sektor gebildet.

1946

Der Wedding richtet sich aus dem Chaos wieder auf. Wirtschaft, Kultur, Verkehr erwachen zu neuem Leben.
Mit Unterstützung der französischen Militär-Regierung wird eine Schuhbesohlungs-Aktion durchgeführt, in der 10.000 Schüler Schuhbesohlungs- und Reparaturscheine erhalten.
20. Oktober: Wahl einer Bezirksversammlung, in der die SPD die Mehrheit hat.
12. November: Die erste Nummer der von den Franzosen lizensierten deutschen Tageszeitung Der Kurier erscheint.
Im Dezember müssen 50.000 Not leidende Rentner versorgt werden.
11. Dezember: Der Sozialdemokrat Walter Röber wird zum Bürgermeister gewählt.
Einwohnerzahl: 234.000

1947

Der ungewöhnlich harte Winter bringt die Bevölkerung einer Katastrophe nahe. Harabsetzung der Kohlen-, Gas- und Strom-Zuteilungen. Schließung zahlreicher Betriebe. 15 Weddinger erleiden den Kältetod in ihren ungeheizten Wohnungen. Wälder und Grünanlagen werden wegen des Mangels an Brennmaterial abgeholzt.
Im Mai hat sich der Holzbestand der Berliner Forsten von drei Mio. Kubikmeter im Jahre 1938 auf 1,4 Mio. verringert.
Die Lebensmittelrationen liegen noch 30 bis 40 Prozent unter der Mindestmenge.
An Leder ist nur ein Drittel der Menge vorhanden, die erfolderlich wäre, um jedem Wedinger wenigstens das Besohlen eines Paars Schuhe zu ermöglichen.
Infolge der Notlage blüht der Schwarzhandel; schätzungsweise fünf bis sieben Prozent der bewirtschafteten Lebensmittel und etwa zwölf Prozent der Textilien gelangen auf den Schwarzen Markt, wo sie oft das 30fache der amtlich zugelassenen Preise erzielen.
Ohne die großzügige Hilfe aus der westlichen Welt, ohne die Schulspeisung des Schwedischen Roten Kreuzes, ohne den Spendenstrom aus der Schweiz, England, Irland und vor allem aus den USA hätte die Not noch viel schrecklichere Formen angenommen. Vom Winter 1945 bis September 1947 gelangen 1.625.650 Tonnen Lebensmittel durch das Rote Kreuz nach Berlin.

1948

23. Juni: Der russische Befehl Nr. 111 ordnet die Einführung der Ostwährung und das Verbot der Westwährung für ganz Berlin, ohne Rücksicht auf den Viermächte-Status, an. Am gleichen Tage führen die westlichen Kommandanten ihrerseits die D-Mark West mit Wirkung vom 25. Juni ein. Der Osten antwortet darauf hin mit der Blockade, die zwei Millionen Westberliner durch Hunger zur Kapitulation zwingen soll. Der amerikanische General Clay erhält den Auftrag zum Aufbau einer Luftbrücke, deren höchste Tagesleistung 13.000 t Lebensmittel und Kohle nach Berlin bringt. Licht gibt es nur zweimal am Tag und zu den unpassendsten Zeiten. Ab 18 Uhr liegen die Verkehrsmittel still.
Am 21. Juli gibt die Weddinger Bezirksverordneten-Versammlung eine Erklärung zur Blockade ab:
„Die BVV des Verwaltungsbezirks Wedding protestiert gegen die unmenschliche Blockade. Fast 240.000 wehrlose Menschen im Wedding müssen zusehen, wie Kranke und Kinder unter Stromsperren, Sperrung der Frischmilch-Zufuhr und anderen Einschränkungen zu leiden haben. Weitere Folgen wie Arbeitslosigkeit und völlige Verarmung können eintreten.
Diese kriegsähnlichen Maßnahmen drei Jahre nach Niederlegung der Waffen sind die grausamsten Methoden, der Bevölkerung des Bezirks Wedding fremden politischen Willen aufzuzwingen. Die Bevölkerung des Bezirks Wedding wird getreu ihrer freiheitlichen und demokratischen Überzeugung trotz Not und Entbehrung den ihr aufgezwungenen Kampf um ihre Selbstbehauptung weiterführen und sich durch keine Drohungen und falschen Versprechungen von diesem Ziel abbringen lassen.“

15. September: Die drei demokratischen Parteien der Weddinger BVV erklären: „Die Haltung der SED in den letzten Monaten beweist die Absicht, Berlin mit undemokratischen Mitteln zu erobern. Damit hat die SED den Anspruch verloren, in den Parlamenten als gleichberechtigter Partner gewertet zu werden.“
30. November: Die SED vollzieht die Spaltung Berlins durch einen Putsch der kommunistischen Massen-Organisationen. Unabhängig von der gleichzeitig gegen die Bewohner West-Berlins betriebenen Blockade wird jedoch die Freizügigkeit in Berlin und der Verkehr über die Sektorengrenzen nicht eingeschränkt.
5. Dezember: Die neuen Bezirksverordneten-Wahlen stärken die Mehrheit der SPD im Bezirks-Parlament. Die bisherige Bezirks-Verwaltung unter Leitnug von Bürgermeister Walter Röbert wird in ihrem Amt bestätigt.

1949

4. Mai: Ein Vier-Mächte-Kommuniqué stellt die Aufhebung aller von den vier Mächten seit dem 1. März 1948 getroffenen einschränkenden Maßnahmen und die Wiederherstellung des bis dahin geltenden Zustandes als gemeinsame Verpflichtung fest. Die Außenministerkonferenz der vier Mächte beschließt am 12. Juni: Die Besatzungsbehörden werden sich in Verfolg der Absicht ihrer Außenminister, ihre Bemühungen zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen und politischen Einheit Deutschlands fortzusetzen, auf Viermächte-Grundlage in Berlin miteinander beraten. Die Beratungen sollen dem Zweck dienen, den Handel zwischen Berlin und den Zonen auszudehnen, den Personen- und Güterverkehr zu erleichtern und das Leben in der Stadt weitgehend zu normalisieren.
8. Mai: Das Französische Gymnasium siedelt nach dem Zeppelinplatz über.
12. Mai: Nach Aufhebung der Blockade entstehen im Wedding und Gesundbrunnen neue Geschäftsviertel, die sogenannten Budenreihen. Das Wirtschafts- und Geschäftsleben passt sich allmählich dem der Städte in Westdeutschland an. Ganze Straßenzüge erhalten ein neues Gesicht.
Einweihung der völlig zerstörten, dann wieder aufgebauten Rotaprint-Werkshalle und Neueinstellung von 100 Arbeitern.
Mit Beendigung der Blockade kann auch die Egemi ihre urspünglichen Handels-Funktionen wieder aufnehmen.
13. August: In feierlicher Form wird der Siedlung am Volkspark Rehberge ihr alter Name Friedrich-Ebert-Siedlung zurück gegeben, den sie bis zur Machtergreifung der National-Sozialisten führte.
Eine auf Veranlassung der französischen Militärregierung angestellte Erhebung über die 1945 von den Sowjets im Wedding vorgenommenen Demontagen ergibt, dass 12.464 Maschinen im Demontagewert von 62,6 Mio. DM abgebaut und gen Osten transportiert wurden.

1950

3. April: Grundsteinlegung für den ersten größeren Betriebs-Neubau der Schering AG nach dem Krieg.
15. Mai: Eröffnung der ersten Berliner Freihand-Bücherei nach dem Krieg. Sie trägt den Titel des Berliner Ehrenbürgers Hugo Heimann.
29. Juli: Eröffnung der Müller-Markthalle.
August: Beginn des Baues von 200 Wohnungen in der Müllerstraße 122-124, der ersten großen Wohnungs-Neubauten im Frieden.
29. Oktober: Wiedereinweihung der zerstörten katholischen Kirche St. Sebastian.

1951

Neubau der Feuerwache Reinickendorfer Straße aus Anlass der 100-Jahr-Feier der Berliner Feuerwehr.
17. Februar: Der Schüler Dieter Bretall aus der Hussitenstraße 36 versinkt auf dem Schulhof Grenzstraße 8 in einem bisher unbekannten Tiefbrunnen und kann trotz fieberhafter Bemühungen der Feuerwehr nur noch als Leiche geborgen werden. Dieser Vorfall, der den Schriftsteller Kurt Ihlenfeld zu seinem „Kommt wieder, Menschenkinder“ anregt, veranlasst die Behörde, den alten Tiefbrunnen nachzuspüren und sie zu verfüllen. Im Laufe der Jahre werden besonders in den Außenbezirken Tausende dieser Brunnen entdeckt und beseitigt.
2.-10. Juni: 700-Jahr-Feier des Wedding.
1. Juli: Beginn der Arbeiten zur Anlage der Panke-Promenade.
11. August: Sommerbad im Humboldthain eingeweiht.
16. November: Der 100jährige Glasermeister Falkenstein stirbt im Jüdischen Altenheim.
Einwohnerzahl: 244.000

1952

Neubau des Verwaltungsgebäudes der Schering AG in der Müllerstraße.
Oldenburger Hof, Müllerstraße 53, der letzte Gasthof mit Ausspannung auf dem Wedding, wird zu Gunsten eines Kino-Neubaus abgerissen.
Juni: Fertigstellung des Neubaus des Französischen Gymnasiums am Kurt-Schumacher-Platz.
14. September: Humboldthöhe fertiggestellt. Sie ist mit 86 Metern über Normalnull der höchste Trümmerberg im Stadtgebiet.
Oktober: Fertigstellung der größtenteils zerstörten Hauswirtschaftlichen Berufsschule und der neuen Turnhalle in der Böttgerstraße.
Wiederaufbau des Mittelteils und des linken Flügels der Schulen in der Tegeler Straße 18-20.
Die Egemi beliefert 800 Milch-Einzelhändler und erreicht einen Jahresumsatz von 1,2 Milllionen Mark.

1953

25. März: Neubau des Warenhauses Held, Brunnen- Ecke Stralsunder Straße (Arch. Soll), der Öffentlichkeit übergeben.
Kirche St. Louis es Francais der französischen Schutzmacht am Kurt-Schumacher-Damm erbaut (Arch. Raymond Joly).
April: Bau des Altersheims in Plötzensee.
24. Mai: Einweihung der „Wedding-Alster“.
17. Juni: Demonstrationsmarsch der Hennigsdorfer Arbeiter durch den Wedding an die Sektorengrenze.
Die Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni werden auf dem Friedhof an der Seestraße feierlich beigesetzt.
Bau einer Turnhalle für die Grundschule in der Demminer Straße.
26. Oktober: Erster Rammschlag für die neue U-Bahn-Linie nach Tegel.

1954

30. Januar: Fertigstellung der neuen Schwimmhalle im Stadtbad.
21. März: Alte Nazarethkirche, ein Schinkelbau von 1835, nach Wiederherstellung eingeweiht.
31. Mai: Nettelbeckplatz nach Umgestaltung dem Verkehr übergeben.
6. Juni: Kinderheim „Frohsinn“, Nordufer 24-25, eingeweiht.
20. Juni: Auf dem Courbièreplatz wird das „Mahnmal für den Wiederaufbau“ enthüllt.
1. Oktober: Einweihung der Ernst-Reuter-Siedlung in Anwesenheit des Bundespräsidenten Theodor Heuss.
Errichtung des Sportplatzes und der Tennisplätze am Nordufer.
30. November: Neubau der Hauptbücherei, Schulstraße 99-100, eröffnet.
Einwohnerzahl: 239.000

1955

15. Januar: Ernst-Reuter-Schule, Stralsunder Straße, fertiggestellt und bezogen.
23. Februar: Bezirksbürgermeister Walter Röber wiedergewählt.
25. Februar: Die Altentagesstätte in der Schulstraße wird von Otto Suhr eingeweiht.
15. Mai: Baubeginn der Großsiedlung Schillerhöhe (3.000 Wohnungen).
Bau von Terrassen und neuen Sitzgelegenheiten in der Freilichtbühne Rehberge.
16. August: Errichtung des Sportplatzes und der Umkleidegebäude in der Lüderitz- Ecke Transvaalstraße.
26. Oktober: Innensenator Lipschitz übergibt der Bezirksverordneten-Versammlung das durch Beschluss des Senats vom 7. Februar festgesetzte neue Bezirkswappen: In rotem Schild hängt ein schräglinks aufwärts gelegter goldener, geflügelter Pfeil.

1956

Helmut Mattis, bisher Stadtrat für Jugend im Bezirk Schöneberg, löst den altershalber zurückgetretenen Walter Röber ab.
Neue Kindertagesstätten in der Graun-, Osloer und Wattstraße.
Mai: Eröffnung der Blindentagesstätte in der Schönstedtstraße.
3. Mai: Erster Teilabschnitt der U-Bahn Seestraße bis Kurt-Schumacher-Platz eröffnet.
16. Juni: Errichtung des Schulsportplatzes Ofener Ecke Edinburger Straße.
Juli: Fertigstellung des wieder aufgebauten Röntgen- und Strahlen-Instituts im Virchow-Krankenhaus.
19. November: Einweihung der Doppelschule an der Guineastraße, des Heims der Rehberge-Schule und der Goethepark-Schule.
Einweihung der neuen katholischen Kirche St. Aloysius.
Einwohnerzahl: 232.000

1957

Neue Kindertagesstätten in der Euler-, Amrumer, Reinickendorfer und Schönwalder Straße. Neue Altentagesstätte in der Armenischen Straße und am Nordufer. Errichtung der Gartenarbeitsschule in der Seestraße.
Im Virchow-Krankenhaus Anschluss an die Wärmeversorgung und Umstellung der Eigenstrom- auf Drehstrom-Versorgung.
Oktober: Der Bau des Kursaales der Freien Universität auf dem Gelände des Virchow-Krankenhauses wird vollendet.
November: Einweihung des neuen Verwaltunggebäudes der Hermann Meyer AG in der Brunnenstraße.
22. Dezember: Die 1835 von Karl Friedrich Schinkel erbaute Paulskirche, Bad- Ecke Pankstraße, nach Behebung der schweren Kriegsschäden (Arch. Wolf Grohmann) eingeweiht.

1958

Neue Sporthalle am Louise-Schroeder-Platz.
Bau einer Turnhalle, eines Gymnastikraumes und einer Lehrküche für die Schulen in der Lütticher Straße.
9. Juni: Inbetriebnahme der gesamten U-Bahn-Strecke bis Tegel. Einstellung der Straßenbahn-Linien 28, 29 und 68.
24. Juni: Beginn des Baus der U-Bahn-Linie G.
15. Juli: In der Schönwalder Straße wird eine Altentagesstätte und ein Neubau für die Volksbücherei (27. Juli), in der Lüderitz- Ecke Kongostraße eine Gymnastikhalle (13. September), in der Ghanastraße eine Kindertagesstätte errichtet.
1. Dezember: Einweihung der Otto-Suhr-Bücherei in der Schönwalder Straße durch den Regierenden Bürgermeister Willy Brandt.
Einwohnerzahl: 223.000

1959

Eröffnung der Universitäts-Asthma-Poliklinik im Virchow-Krankenhaus.
10. Januar: Der Neubau für Gesundheits-Fürsorge in der Reinickendorfer Straße 60a-60b wird fertig gestellt.
3. April: Die Schulen in der Guineastraße erhalten eine Aula und eine Doppel-Sporthalle (14. August), ebenso die Schule in der Wiesenstraße eine einfache Turnhalle.
1. Oktober: Neues Jugendfreizeitheim in der Edinburger Straße.
18. Dezember: Turnhallen-Anbau in der Lütticher Straße 47 und Einweihung des neuen evangelischen Gemeinde-Zentrums St. Kornelius.
Eröffnung der Berufsschulen für elektrotechnische Berufe in der Osloer Staße.

1960

31. März: Vollendung des 2. Bauabschnitts der Berufsschule für Elektriker und einer Turnhalle in der Osloer Straße.
Instandsetzung des Schulgebäudes Müllerstraße 158.
Anlegung des Hockey-Rasenplatzes und der Leichtathletik-Übungsstätte in der Ungarnstraße.
Durch neuzeitliche Handelsmethoden und straffe Rationalisierung wird der Umsatz der Egemi bei 200 Milch-Einzelhändlern auf zwölf Millionen DM Jahresumsatz gesteigert.
30. Juni: Eröffnung des Autobus-Betriebshofs Müllerstraße im umgebauten Straßenbahnhof von 1927.

1961

Bau einer Turnhalle für die Schulen in der Strelitzer Straße. Beginn des 1. Bauabschnitts der Grundschule in der Ungarnstraße.
24. April: Eröffnung der Altentagesstätte in der Swinemünder Straße.
Mai: Grundsteinlegung zum Altenwohnheim in der Cambridger Straße.
10. Mai: Die alten Betriebsräume der Egemi in der Müllerstraße 128 sind unzureichend geworden. In der Turiner Straße 31-37 wird eine modern ausgebaute eigene Betriebsstätte mit einer Lagerfläche vom 8.000 qm bezogen.
1. August: Eröffnung des Obdachlosen-Heimes mit Kinderbetreuung in der Sellerstraße.
Neubau eines achtgeschossigen chirurgischen Bettenhauses mit Behandlungstrakt im Virchow-Krankenhaus.
Im städtischen Kinderkrankenhaus wurden von 1949-1961 über drei Millionen Mark aufgewendet.
Neubau des Ernst-Reuter-Studenten- und Lehrlings-Wohnheims am Sparrplatz von 400 Betten.
Ende des Chronik

Die BVV des Verwaltungsbezirks Wedding protestiert gegen die unmenschliche Blockade. Fast 240.000 wehrlose Menschen im Wedding müssen zusehen, wie Kranke und Kinder unter Stromsperren, Sperrung der Frischmilch-Zufuhr und anderen Einschränkungen zu leiden haben. Weitere Folgen wie Arbeitslosigkeit und völlige Verarmung können eintreten.
Diese kriegsähnlichen Maßnahmen drei Jahre nach Niederlegung der Waffen sind die grausamsten Methoden, der Bevölkerung des Bezirks Wedding fremden politischen Willen aufzuzwingen. Die Bevölkerung des Bezirks Wedding wird getreu ihrer freiheitlichen und demokratischen Überzeugung trotz Not und Entbehrung den ihr aufgezwungenen Kampf um ihre Selbstbehauptung weiterführen und sich durch keine Drohungen und falschen Versprechungen von diesem Ziel abbringen lassen.
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3 Kommentare

  1. Hallo, ich suche Frau Schwell, eine Mitarbeiterin des Kinderheim Frohsinn (Nordufer 24-25) Ende der 1970er Jahre. Hat jemand Kontakt zu ihr?

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