Interview: Im Knast

André H. hat ist im Herbst 2011 wegen gefähr­li­cher Brand­stif­tung fest­ge­nom­men worden und wurde im Früh­jahr 2012 zu sieben Jahren Gefäng­nis verur­teilt. Im vergan­ge­nen März ist er auf Bewäh­rung entlas­sen worden. Nach dem Inter­view über seine Straf­ta­ten haben wir auch über seine Zeit im Knast gespro­chen.

Nach der Verhaf­tung, warst Du ja erst­mal im Unter­su­chungs­ge­fäng­nis Moabit. Wie lange warst du da?

Ich war ein Jahr und ein Monat in Moabit. Nach der Fest­nahme im Novem­ber 2011 begann dann Ende März, Anfang April 2012 der Prozess. Also ziem­lich schnell. Noch eine Weile nach der Verur­tei­lung war ich in Moabit. Am 19. Dezem­ber 2012 bin ich dann nach Tegel über­stellt worden.

Wie war das für dich, als du das Urteil bekom­men hast?

Man redet sich das selber ein biss­chen schön. Nicht so schlimm, bin ja schon ein halbes Jahr hier, sind ja nur noch sechs und ein biss­chen. Die Zeit vergeht doch irgend­wie, der Fern­se­her läuft. Lohnt sich auch nicht, sich so viel Gedan­ken zu machen, dann scheiß Wetter drau­ßen, war ja im Winter. Man denkt da nicht viel nach, lohnt sich ja nicht. Aber so denkt fast jeder.
Und dann ging‘s rüber nach Tegel, Einwei­sungs­stelle. Dann erzäh­len sie eben was. Da gibt’s die Sotha, Sozi­al­the­ra­peu­ti­sche Anstalt, da muss man aber eine Bewer­bung schrei­ben für.
Aber erst­mal habe ich gerech­net: 2012, da läuft die Fußball-EM gerade, 2014 die Welt­meis­ter­schaft, 2016 noch­mal die EM und erst 2018 wieder die WM. Also wenn ich da erst raus­komme, das finde ich echt zu spät. So waren meine Gedan­ken, so habe ich gerech­net.
Innen hab ich dann die Leute kennen­ge­lernt. Hilmar, der wohnt jetzt in Schö­ne­weide, da haben wir Umschluss gemacht. Kaffee­runde, Kuchen, da kann man sich umschlie­ßen lassen. Man kommt dann zu einem ande­ren in die Zelle, drei, vier Stun­den. Die holen einen, brin­gen einen zum ande­ren, und schlie­ßen hinter dir wieder zu. So läuft das da in Tegel.

Wie war das, als du ankamst im Knast, also in Moabit und später in Tegel?

Zuerst dachte ich, erst­mal keinen zu nah ranlas­sen. Sind ja alles Krimi­nelle da und viel­leicht noch Schlim­mere. Aber dann kam ich doch rela­tiv schnell in Kontakt mit ande­ren.

Hattest du dort eine Einzel­zelle?

Norma­ler­weise schon. In der ersten Nacht war ich in einer Begeg­nungs­zelle und da lief im Fern­se­hen ein Beitrag über mich. Ich hatte da einen Zellen­ge­nos­sen, der war da, weil er beim Schwarz­fah­ren erwischt wurde und den Kontrol­leur ange­grif­fen hatte. Der hat das aber nicht geschnallt, dass ich das bin, um den es da ging. Ich weiß noch, da hat die Vize-Poli­zei­prä­si­den­tin gespro­chen: Erfolg, Erfolg, und tralala. Ich dachte nur noch. Schluss, Fern­se­her aus und Ruhe.

Und dann nur Einzel­zelle?

Ja, die ganze Zeit.

Macht man sich im Knast Pläne, wenn man das erst­mal reali­siert hat?

Ja. Ich habe erst­mal gedacht, irgend­was arbei­ten, aber alles locker ange­hen. Dann bin ich nach Tegel gekom­men, konnte aber auch nicht gleich arbei­ten, das hat vier Monate gedau­ert erst mal. Wegen den Kapa­zi­tä­ten. Und dann: Warum ist derje­nige verur­teilt, kann man den über­haupt mit den ande­ren Leuten zusam­men­set­zen? Nicht dass der da durch­dreht oder den Laden abfa­ckelt. Oder ein ande­rer, der schnell mal die Hand am Messer hat, kann man den in der Küche einset­zen, ohne dass er jeman­den gleich ein Messer in den Hals sticht? Das sind so Aspekte, es gibt so eine Art Sicher­heits­prü­fung im Gefäng­nis, also ob derje­nige auch taug­lich ist, ob man den da und da einzu­set­zen kann.

Was war dann dein Job?

So ne Art Haus­ar­bei­ter, mit Trep­pen wischen und Essen ausge­ben. Dabei habe ich dann auch Steve wieder­ge­trof­fen. Den kenne ich noch aus der Ober­schul­zeit, über zehn Jahre vorher, und dann tref­fen wir uns im Knast wieder. Das ist schon verrückt, 1998 oder so gese­hen das letzte Mal. Zu der Zeit als ich unter­wegs war, gabs ja noch eine andere Obser­va­ti­ons­gruppe. Damals sind eine Weile immer mal Geld­au­to­ma­ten in die Luft geflo­gen. Da war er Mittä­ter. Es gab wohl vor allem Sach­schä­den, weil da das Gas nicht rich­tig einge­lei­tet war. Die haben meis­tens Post­bank­fi­lia­len genom­men, in Steglitz und Char­lot­ten­burg. Wenn dann mal was war, haben sie auch von meinen Leuten welche zu denen abge­zo­gen und haben die dann obser­viert.
Er hat dann fünf­ein­halb Jahre Haft gekriegt, ein biss­chen weni­ger als ich.
Wir sind dann zusam­men zur Arbeit gegan­gen, gemein­sam durchs Haus gelau­fen, und auch zusam­men in die Sotha. Man hat sich die Zeit eben versüßt, den einen oder ande­ren kennen­ge­lernt.

Warst du in Tegel auch in Einzel­haft?

Ja, da ist alles Einzel­haft, diese Grup­pen­haft gibt‘s gar nicht mehr. Das war mal im Haus 3, aber das gibt’s nicht mehr.

Wie ist das mit der Hier­ar­chie dort? Es sind ja auch Leute dort, die nicht nur wegen Schwarz­fah­ren dort sind, sondern rich­tige Gewalt­tä­ter, wegen Mord, Totschlag.

Ja, als Neuan­kömm­ling wird man natür­lich schon gefragt, warum man da ist. Nicht irgend­was mit Kindern? Ne, ne, um Himmels­wil­len. Was mich betrifft hat es sich schnell rumge­spro­chen da. Es gab natür­lich auch hartes Klien­tel. Manche haben sich dort verschul­det, wegen Kaffee, Tabak, Drogen, das ist so die Währung im Knast. Wenn man dann nicht bezahlt, gibt’s auch Schläge. Da habe ich schon die eine oder andere Schlä­ge­rei mitbe­kom­men, dass es knallt. Intern sozu­sa­gen, das passiert auch.
Aber dass da so einer Schutz­geld oder so kassiert, das habe ich nicht erlebt. Das würde eher so auf die Sitten­de­likte zutref­fen, Pädo­phile oder so, da kann sowas tatsäch­lich mal vorkom­men. Da gabs auch öfter mal eine gebal­lert, das hab ich mitbe­kom­men. Mario zum Beispiel, der wurde mal wegen Sachen mit Kindern verur­teilt, und da gabs immer wieder mal Über­griffe, Stress, er konnte dann seine Arbeit nicht mehr machen, wurde immer wieder verprü­gelt.
Einen ande­ren, der hatte auch ein paar Jahre, weil er zusam­men mit seiner Frau Kinder miss­braucht hat, bei dem haben sie ein ille­ga­les Handy in der Zelle gefun­den. Und da waren dann auch wieder Kinder­por­nos drauf. Diese Leute sind krank, das ist ein Verhal­ten, das kann man nicht weg tickern. Es gibt ja Thera­pien, die sind erfolg­reich, dass die Leute von diesen Taten wegkom­men. Aber bei vielen ist die Rück­fall­ge­fahr sehr groß, muss man deut­lich sagen. Ein ande­rer, den haben sie ein halbes Jahr nach seiner Entlas­sung wieder gekriegt. Bei manchen nützt auch die Thera­pie nichts, wirk­lich geheilt ist der nicht.
Da gibt’s ja noch die Abtei­lung Sotha 2, das sind fast nur Kinder­schän­der, ein paar Frau­en­ver­ge­wal­ti­ger mal. Bei mir war das so, da war ja fast alles vertre­ten: Bank­räu­ber, Auto­brände, Frau­en­mör­der. Da ist auch ein ganz bekann­ter, der 2001 dieses Mädel umge­bracht hat, in Bran­den­burg. Der hat auch lebens­läng­lich und die beson­dere Schwere der Schuld.

Habt ihr unter­ein­an­der über die Sachen gespro­chen, weswe­gen ihr sitzt?

Ja, manch­mal, es hängt von der Person ab. Manche reden nicht so viel. Von vielen wusste man es auch schon, es wird da viel hinter’m Rücken getu­schelt. Aber dass man gezielt auf die Taten ange­spro­chen wird, das weni­ger. Dann natür­lich solche wie Ali, der einen SEK-Beam­ten erschos­sen hat, der ist natür­lich ne super Größe im Knast. Und selbst der ist wieder raus­ge­kom­men, sogar schon nach 15 Jahren.

Was ist die Sotha?

Das ist ne sozi­al­the­ra­peu­ti­sche Einrich­tung, da sind Psycho­lo­gen. Entwe­der kommen die aus dem Maßre­gel­voll­zug, aus der Klaps­mühle, es sind auch Quer­ein­stei­ger. Es gibt viele Frauen, die den Job machen, so etwa Hälfte-Hälfte kann man sagen. Aber die kommen und gehen, kommen und gehen. Es gibt da viele Wech­sel, das ist wohl nicht so beliebt.

Aber dort warst du erst später?

Ja, zuerst bin ich in Tegel in die Teil­an­stalt 2 gekom­men, TA 2, norma­ler Straf­voll­zug. Da hab ich gemerkt, da war mehr Bewe­gung. Die Zellen waren manch­mal länger offen, ein, zwei Stun­den, aber auch immer unter­schied­lich. Meis­tens so von 11 bis 13 Uhr und nach­mit­tags auch noch­mal, so ab 16 Uhr zwei Stun­den oder so.

Und offen heißt was?

Na, du konn­test dann durch die ganze Abtei­lung laufen, auch durchs ganze Haus oder hattest Hofgang. Da gab es dann immer mal Ärger, Schlä­ge­reien, Drogen­han­del, Dusche kaputt geschla­gen, sowas. Deswe­gen haben sie es dann abschnitts­weise wieder getrennt.

Und als du da ankamst, hast du also deine Fühler ein biss­chen ausge­streckt, mit wem du kannst?

Ja, genau. Ich habe ja dann den Steven wieder­ge­trof­fen, und Hilmer, der kam aus Moabit auch da hin. Dann hat man sich zum Kaffee einge­la­den, hier und da gequatscht, dann Spiel­stunde, und so ging ganz schnell auch das nächste Jahr wieder rum. Ich dachte: Irgend­wie geht das ja doch alles ziem­lich zügig hier. Man hat dann auch noch manch­mal seinen Besuch gehabt.
Aber am Anfang hat man schon gelit­ten, die erste Zeit. Aber irgend­wie ist man auch wieder auf andere Gedan­ken gekom­men. Ich habe mir dann gedacht, es gibt noch andere krimi­nelle Karrie­ren und die haben auch noch was aus sich gemacht. Dago­bert ist auch wieder raus­ge­kom­men, der hat sich auch nicht umge­bracht. Oder die Bank­räu­ber von Zehlen­dorf, die haben zehn, zwölf Jahre gekriegt, aber da sieht man ja, die leben auch weiter.
Aber es gibt auch die ande­ren. Da hört man dann, die Freun­din drau­ßen hat einen verlas­sen und die zünden dann ihre Zelle an oder hängen sich auf. Solche Geschich­ten habe ich mehr­fach da gehört, da gabs schon einige, habe ich mitge­kriegt. Der Rudow-Bomber, der damals den Brief­kas­ten hoch­ge­jagt hat und eigent­lich seine Schwes­ter tref­fen wollte, dann aber dieses Mädchen getrof­fen hat, der hat Ende Mai 2014 in der TA 2 Selbst­mord began­gen, der lebt auch nicht mehr. Der hatte auch Ärger mit den Beam­ten gehabt, immer Stress. Er war auf der Sicher­heits­sta­tion, B 1, Isolier­sta­tion, Hofgang nur für sich.
Mensch­lich hab ich mir immer erst­mal selber ein Bild gemacht. Man hört ja so eini­ges, Prosti­tu­ier­ten­mör­der, der hat dies und das gemacht, der da ist scheiße und mit dem da kannste nicht reden. Ich habe sehr unter­schied­li­che Erfah­run­gen gemacht. Manche sind sehr offen, zum Kaffee einge­la­den, Kuchen, mal was ausge­ge­ben. Es ist ja so ein Geben und Nehmen.

Du wurdest dann Haus­ar­bei­ter, was ist das genau?

Zum Beispiel Essen ausge­ben, Milch und Obst, Bett­wä­sche zur Haus­kam­mer brin­gen oder vertei­len, da gibt’s dann eine Liste, wer kriegt was. Man verdient aber rela­tiv wenig. Man kann da ein biss­chen Kontakt haben, man arbei­tet was und kommt rum. Für die, die rauchen, Kaffee trin­ken, ist das rela­tiv beliebt, um einen gewis­sen Stan­dard zu haben. Was mit einem Euro pro Tag eben so geht. Mit Miete für den Fern­se­her sind im Monat schon 17 Euro weg.
Etwas mehr als die Hälfte arbei­tet in Tegel, da gibt’s die Tisch­le­rei, die auch Aufträge von drau­ßen machen. Dann gibt’s die Pols­te­rei, die haben Kunden wie die Feuer­wehr. Die brin­gen ihre Notarzt­ta­schen da hin, zur Repa­ra­tur. Es gibt die Gebäu­de­rei­ni­gung, wo man auch eine Ausbil­dung machen kann. Dann die Küche, die Lehr­bä­cke­rei haben sie aber geschlos­sen. Außer­dem die Wäsche­rei, Haus­kam­mer, wo ich auch gear­bei­tet habe. Dort krie­gen die Knackies, die neu ange­kom­men, ihre Erst­klei­dung, Lunch­box, Teller, Uten­si­lien die sie brau­chen, um durch den Knastall­tag zu kommen.

Aber es gibt keine Knast­klei­dung mehr, oder? So mit gestreif­ten Klamot­ten?

Doch, es gibt immer noch Knast­klei­dung, du kannst aber Privat­klei­dung tragen. Das wird rela­tiv locker gehand­habt. In manchen Bundes­län­dern ist das anders.

Als Haus­ar­bei­ter kriegst du sicher auch eine Menge mit.

Ja, die größte Schlä­ge­rei, das Schlimmste, war im Novem­ber 2015. Da gabs ne große Schlä­ge­rei zwischen Hells Angels und Türken oder Arabern, da ging‘s um Drogen­ge­schich­ten. Da haben sie Olli, einen 2‑Me­ter-Hühnen, den haben sie hinter­rücks ange­grif­fen. Er soll aber auch zurück­ge­schla­gen haben, da gabs Verletzte, auch Schwer­ver­letzte. Damals musste von drau­ßen noch die Poli­zei ange­for­dert werden, die Kripo kam auch, einem sollen die Beine gebro­chen worden sein. Das war schon ein Thea­ter.

Es soll im Gefäng­nis ja viel Probleme mit Drogen geben.

Ja, und auch mit Handys. Die werden dann rein­ge­schleust, von Frei­gän­gern, aber auch von Bediens­te­ten. Das ist keine Selten­heit.
2014 zum Beispiel, da musste ich zur Sicher­heit, die interne Sicher­heit, das ist wie eine eigene Poli­zei. Da hatten wir Ingo gehabt und Herrn W., die haben so ein rich­ti­ges Geschäft mit Handys aufge­baut. Herr W. hat sie mit rein­ge­bracht, Ingo hat sie drin­nen verkauft. Aber das wurde dann irgend­wann zu viel und ist aufge­fal­len. Irgend­wann musste ich dann zur Sicher­heit, „Herr H., wir haben da mal ein paar Fragen“. Dann zeig­ten die mir einen Zettel, mit Schreib­ma­schine geschrie­ben, in dem von dem Geschäft berich­tet wurde. Aber ich besitze gar keine Schreib­ma­schine. „Aber haben Sie doch trotz­dem was mitbe­kom­men“, sagten die.
Fragen Sie doch die Leute selber, hab ich denen gesagt. Als Strafe haben sie Herrn W. dann ans Tor versetzt. Ausge­rech­net.

Wie ist das Verhält­nis zwischen Knackies und Schlie­ßern?

Da gibt’s natür­lich viele Unter­schiede. Der eine will gar nichts mit denen zu tun haben. Der andere quatscht sehr viel mit denen, vor allem auch über andere Inhaf­tierte.
Zum Beispiel war da Frau R., 2014/2015, die hat auch Handys und Alko­hol für Knackies rein­ge­bracht. Dann gabs Frau G., die soll mit einem gevö­gelt haben stän­dig. Jetzt soll sie drau­ßen mit ihm zusam­men­woh­nen. Aber egal, mensch­lich ist das ja ok, solange es einver­nehm­lich war, was will der Anstalts­lei­ter machen. Die beiden Bediens­te­ten wurde danach versetzt in das Frau­en­ge­fäng­nis nach Lich­ten­berg.
Der Insasse S. hatte auch engen Kontakt mit dem Bediens­te­ten W. und dessen Fami­lie. Er hat sie dann sogar in ihrem Haus besucht und Sie waren zusam­men an der Ostsee. Als das raus­ge­kom­men ist, hat Herr W. natür­lich Ärger gekriegt und wurde für eine Weile in ein ande­res Haus versetzt.

Wie wich­tig ist der Kontakt nach außen?

Also man schließt nicht mit drau­ßen ab, aber man weiß, dass man erst­mal drin ist. Man wird mit der Zeit viel­leicht ein biss­chen träge, ich habe dann auch den einen oder ande­ren nicht mehr zum Besuch einge­la­den. Ich hatte ja einige, die mir viel geschrie­ben haben, habe dann aber gesagt, jetzt bin ich hier erst­mal. War auch ein biss­chen faul dann, habe mich eher mit den Leuten dort ausein­an­der­ge­setzt.

Du hast sieben Jahre Haft bekom­men, durf­test aber vorher schon ab und zu raus.

Ich war zum ersten Mal drau­ßen im August 2016. Alleine, ohne Geld in der Tasche, das kam sehr über­ra­schend. Man muss da erst­mal Vertrau­ens­vor­schuss haben, dann muss das alles bewil­ligt werden, man braucht einige Unter­schrif­ten und so was. Da hinten die Voll­zugs­stelle, dann muss der Teil­an­stalts­lei­ter unter­schrei­ben, und noch einige mehr. Plötz­lich stand ich dann drau­ßen, kein Geld in der Tasche, kurze Hose, kein Handy. Und dann bin ich nach Char­lot­ten­burg gelau­fen von der JVA Tegel, bis zum Kurt-Schu­ma­cher-Damm, an der Kaserne vorbei, neben der Auto­bahn, bis zum Schloss Char­lot­ten­burg. Derje­nige war aber nicht da und deshalb bin ich wieder zurück. In der Zeit hat die Anstalt bei ihm ange­ru­fen, aber er wusste ja gar nicht, dass ich komme. Und als ich wieder zurück war, haben sie eini­gen Trou­ble gemacht, wieso ich über­haupt drau­ßen war und so.
Danach durfte ich aber immer öfter und länger raus, dann am Wochen­ende zehn bis zwölf Stun­den, und Weih­nach­ten konnte ich auch drau­ßen über­nach­ten.
Seit Spät­som­mer 2017 war ich Ausgän­ger, Frei­gän­ger, das heißt, ich durfte vier bis fünf Tage pro Woche raus. Einmal bin ich dann bowlen gegan­gen, am Alex. Und dort: Bediens­tete aus Tegel, wunder­bar, hallo Frau F. Dafür gehe ich dann raus.

Und du bist jetzt auf Bewäh­rung drau­ßen?

Ja, genau. Die ist auf drei Jahre fest­ge­setzt. Wenn ich inner­halb dieser Zeit einen Fehler mache, eine Straf­tat, dann geht’s wieder zurück ins Gefäng­nis. Es kann sogar ein grober Verstoß gegen die Bewäh­rungs­auf­lage sein. Wenn ich zum Beispiel einen Monat den Termin nicht wahr­nehme beim Bewäh­rungs­hel­fer. Dann muss ich die rest­li­che Strafe noch absitzt, knappe acht Monate.

Teil 1: Inter­view mit dem “Feuer­teu­fel”

Foto: Von Olaf Meis­ter — Eige­nes Werk, CC BY-SA 3.0

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