Wer heute an der Ausfahrt „Kemperplatz“ des Tiergartentunnels steht, findet nur eine große Kreuzung. Einen Platz sucht man dort vergeblich. Aber es gab ihn. Und offiziell existiert er noch heute.
Der Kemperplatz erhielt seinen Namen 1858 durch das hier befindliche Wirtshaus „Kempers Hof“ von Johann Wilhelm Kemper. Der Gasthof nahe des Potsdamer Tores wurde von der „besseren Gesellschaft“ besucht, darunter Philosophen und Redakteure.
Vom Kemperplatz führte die Siegesallee, im Volksmund „Puppenallee“ genannt, zum Königsplatz vor dem heutigen Reichstagsgebäude. Auf dem Foto sieht man im Hintergrund die Siegessäule, die zu dieser Zeit noch auf dem Königsplatz stand.
Ursprünglich war der Kemperplatz kreisrund, gekreuzt von drei Straßen: Der Victoria-/Siegesallee, der Tiergarten-/Lennéstraße sowie der Bellevuestraße/Bellevue-Allee. 1877 wurde in der Mitte des Platzes der spätklassizistische Wrangelbrunnen errichtet. Er wurde jedoch 1902 wieder abgebaut und steht heute in der Grimmstraße in Kreuzberg. Statt seiner entstand der Rolandbrunnen mit einer monumentalen Anlage. Dieser wurde aber im 2. Weltkrieg stark beschädigt und 1950 abgerissen.
Nach dem Mauerbau wurde Richtung Norden die Entlastungsstraße gebaut, die am Kemperplatz ihren Anfang nahm. Schon damals hatte der Ort längst keinen Platzcharakter mehr. Seit der Eröffnung des Tiergartentunnels 2006 ergießt sich eine breite Ein- und Ausfahrt auf den einstigen Platz. Heute führt nur noch ein etwa 20 Meter langes Straßenstück zwischen Tiergarten- und Lennéstraße des Namen Kemperplatz. Er dient noch als Adresse des nordwestlichen Eingangs des Sony-Centers.
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