Online-Nachrichten nur noch gegen Cash?

Im Internet gibt es alle Informa­tionen zum jedem Thema. Egal ob man etwas über die Augenfarbe von Waldameisen erfahren will oder die ersten 10 Millionen Nachkomma-Ziffern der Zahl Pi lesen möchte. Bezahlt wird nur für Pornos und bei Online-Bestellungen, aber ganz sicher nicht für Nachrichten.
Sicher nicht?
Es gibt kaum noch ein Printmedium, das seine Inhalte wenigstens teilweise nicht auch im Netz verfügbar macht. Die großen Zeitungen genauso wie das Vereinsblatt. Und auch dies war bisher kostenlos. Ob Spiegel oder Gelnhäuser Tageblatt, man konnte sich günstig durchs Nachrichtenangebot klicken. Die Verlage versuchten seit Jahren, ihre Webseiten durch Werbung zu finanzieren, meist war das aber ein Zuschussgeschäft. Manche Magazine und viele Fachzeitschriften boten bisher einen Teil der Nachrichten gratis an, Hintergrundberichte sind jedoch kostenpflichtig.
Mit dem News für lau kann aber bald Schluss sein. Schon vor der Wirtschaftskrise konnte kaum ein Verlag online Geld verdienen, mittlerweile hat sie sich aber voll auf dem Anzeigenmarkt niedergeschlagen. Und die Konsequenz heißt: Infos nur noch gegen Cash. Der weltgrößte Medienunternehmer, Rupert Murdoch, hat immer wieder Vorstöße unternommen, die Inhalte seiner Zeitungen im Netz nur noch gegen Bezahlung anzubieten und damit einen Sinneswandel auch bei anderen Großverlagen zu bewirken. Jetzt hat er die Chance, das in breitem Rahmen zu verwirklichen. In Deutschland hat der Axel-Springer-Verlag schon damit begonnen, für bestimmte Rubriken in seinen Blättern Geld zu verlangen. So kann man im Regionalteil der Berliner Morgenpost nur noch die Schlagzeilen und ein, zwei Zeilen lesen. Wer mehr will, braucht ein Online-Abonnement für 4,95 EUR im Monat, beim Hamburger Abendblatt kostet das Abo sogar 7,95 Euro. Noch in diesem Jahr will auch Deutschlands drittgrößter Zeitungsverlag DuMont-Schauberg (Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau) nachziehen. Der Spiegel ist ein besonderer Fall: Hier kann man bisher alle Artikel seit 1947 kostenlos lesen – außer aus den jeweils letzten drei Ausgaben. Doch für diese müssen selbst Abonnenten der Druck-Ausgabe noch etwas dazu zahlen.

Mit der New York Times hat jetzt auch eine der weltweit größten und einflussreichen Zeitungen angekündigt, ihre Online-Inhalte ab 2011 nur noch gegen Cash anzubieten. Sie gilt als Vorreiter: Wenn sie damit erfolgreich ist, wird der größte Teil der Zeitungen, nicht nur in den USA, den gleichen Weg gehen. Dies würde das Aus für kostenlose Nachrichten im Internet bedeuten.

Ein Risiko ist es auf jeden Fall, denn es ist längst nicht klar, dass sich dieses Geschäftsmodell trägt. Wenn von Gratis- auf Bezahl-Inhalte gewechselt wird, werden die Besucherzahlen stark fallen – und mit ihnen die Preise für Online-Anzeigen, die ja dann nur noch von viel weniger Nutzern gesehen werden. Parallel dazu werden sich vermehrt Weblogs bilden, die den verborgenen Inhalt der Zeitungen bei sich publizieren. Damit findet nur eine Verlagerung der Nachrichten statt, was den Verlagen auch nicht gefallen wird.

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