Missglückter Trickdiebstahl

Einem alten Hasen streut man nicht so leicht Salz auf den Schwanz. Dieses allge­mein unbe­kannte Sprich­wort kam mir im Nach­hin­ein in den Sinn. Immer­hin habe ich an diesem Tag unge­fähr 150 Euro nicht verlo­ren. Aber von vorn:

Meine Schicht war schon zur Hälfte vorbei und bisher verlief sie ganz posi­tiv. Ich komme manch­mal wochen­lang nicht nach Karls­horst, dies­mal aber hatte ich schon zwei Touren dort hin, einmal mit Anschluss nach Mitte. Meine Geld­börse war voller als sonst um diese Zeit. Alle Taxi­hal­ten am Gendar­men­markt waren besetzt, also cruiste ich lang­sam um den Platz auf der Suche nach Winkern. Als ich bei Rot an der Kreu­zung Fran­zö­si­sche / Char­lot­ten­straße stand, öffnete ein Mann hinten rechts die Tür, dort wo die Fahr­gäste meis­tens einstei­gen. Ich drehte mich, um ihn besser sehen zu können, nach rechts hinten. Aber er stieg nicht ein, sondern fragte mich in gebro­che­nem Deutsch, ob ich ihn mitneh­men würde. Aller­dings müss­ten wir noch einen Moment warten, weil gleich noch ein Kumpel von ihm kommen würde, wir müss­ten auch noch ein paar Meter zurück fahren, und und und… Er war sehr hektisch, ließ mich gar nicht zu Wort kommen und ich bekam das Gefühl, das da was schief läuft.

Ich habe manch­mal eine Ahnung, das irgend­was nicht stimmt, und in der Regel ist es dann auch so. Taxi­fah­rer­instinkt oder sowas. Jeden­falls hatte ich sofort alle Sinne akti­viert und merkte, wie es links neben mir plötz­lich kühler wurde. Norma­ler­weise ist dort meine Tür und die ist zu. Im selben Moment drehte ich mich also nach links, sah wie jemand seinen Arm ins Auto schob und versuchte, meine Geld­börse aus dem Innen­fach der Fahrer­tür zu ziehen. Ohne nach­zu­den­ken zog ich mit einem Ruck die Tür zu. Ich hörte ein Stöh­nen, er zog seinen Arm zurück und verschwand nach hinten. Auch der Mann, der mich zuvor abge­lenkt hatte, rannte weg.

Mein Blick ging erst­mal in das Fach, die Geld­börse war noch da. Bevor ich so rich­tig begriff, was gerade passiert war, kam ein altes Ehepaar auf mich zu und wollte mit einer Kurz­stre­cke nach Kreuz­berg. Ich wendete, fuhr los. Noch während der Fahrt rief ich die Funk­zen­trale an und sie schickte sofort eine Warnung auf die Displays der ange­schlos­se­nen Taxis. Die Dame sagte mir, dass vermut­lich der eine Täter, den ich gese­hen hatte, vor kurzem schon mal mit diesem Trick Erfolg hatte.

Nach­dem ich meine Fahr­gäste abge­lie­fert hatte, was nur wenige Minu­ten gedau­ert hat, fuhr ich wieder zurück. Gleich­zei­tig infor­mierte ich die Poli­zei und wir trafen uns an der Kreu­zung. Auch denen gab ich dann die Beschrei­bung und sie wieder­hol­ten sie eben­falls über Funk. Aller­dings glaube ich nicht, dass sie sie erwischt haben, sonst hätten sie mich wohl wegen einer Gegen­über­stel­lung ange­ru­fen. Das hatten sie bereits ange­kün­digt.

Ich war jeden­falls froh, so schnell aufmerk­sam gewor­den zu sein und genau so reagiert zu haben. Kurz danach bekam ich meine dritte Fahrt in dieser Schicht nach Karls­horst. Ob das auch was zu bedeu­ten hatte?

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1 Kommentar

  1. Gut gemacht. Ja! Genau diese NASE hat mich auch immer vor schlim­me­ren Dingen behü­tet. Das Glück ist bei den Ehrli­chen, meis­tens… Taxi­fah­ren ist eben Gefühls­sa­che. Das unter­schei­det die guten von den schlech­ten (Taxi-)fahrern.

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