Wer kiffen will, darf keine Angst haben

Derzeit läuft in Berlin die Grüne Woche. Norma­ler­weise ist das für Taxi­fah­rer nicht so lukra­tiv wie die Funk­aus­stel­lung oder die Mode­mes­sen. Aber man nimmt, was man kriegt. Und das sind gerade bei der Bauern­messe manch­mal merk­wür­dige Gestal­ten. Wie vor ein paar Jahren die grünen Jungs oder letz­tes Jahr die vier Bauern, die groß­mäu­lig ins größte Bordell der Stadt woll­ten. Je näher wir kamen, umso ruhi­ger wurden sie und als wir dort anka­men, hatten drei von ihnen plötz­lich keine Lust mehr. Tja, wenn man sonst nur Sex mit dem eige­nen Vieh hat…

Dies­mal waren es aber zwei Frauen, nachts um 1 Uhr am Tier­gar­ten. Sie rann­ten aus einem Hotel auf mich zu und wink­ten mit den Armen, als gäbe es nur ein einzi­ges Taxi in Berlin. “Wie gut, dass wir sie erwischt haben!”, freu­ten sie sich. “Kennen Sie Kreuz­berg?”
“Ich habe schon mal davon gehört, ja. Es soll hier irgendwo in Berlin sein”, grinste ich zurück.
Die beiden waren sehr aufge­dreht, schau­ten nun aber etwas skep­tisch: “Verar­schen Sie uns gerade?”
Ich ging nicht drauf ein und wollte wissen, wohin es in Kreuz­berg gehen sollte. Aber das woll­ten sie mir nicht so rich­tig sagen. Es soll da irgendwo so einen Park geben, wo man aber nicht hinge­hen sollte, schon gar nicht nachts und erst recht nicht als Frau.
“Dann wissen wir ja schon mal, wo wir nicht hinfah­ren”. Ich machte mir einen Spaß daraus, dass sie sich nicht trau­ten, mir das wirk­li­che Ziel zu sagen. Offen­sicht­lich woll­ten sie zum Görlit­zer Park, um dort Haschisch zu kaufen. Aber sie rück­ten nicht mit der Spra­che raus.
“Doch, doch, fahren Sie mal da hin! Aber vorher müssen wir noch an einen Geld­au­to­ma­ten.”

Also fuhren wir erst­mal zum Kott­bus­ser Tor, damit die Damen das künf­tige Drogen­geld abhe­ben konnte. Auf dem Weg erzähl­ten sie, dass sie ja für eine Phar­ma­firma arbei­ten würden und die Grüne Woche zum Kotzen wäre. Und erst recht ihre Kolle­gen, die auch hier in Berlin wären.

Nach­dem sie erfolg­reich ihr Geld gezo­gen haben, drucks­ten sie wieder herum. Es gäbe da so eine dunkle Straße, direkt am Park, ich wüsste doch schon, was sie meinen. Da stehen “so Schwarze” herum.
“Falls sie Canna­bis kaufen wollen, wird das wohl der Görlit­zer Park sein”.
“Wenn Sie meinen…”
“Viel­leicht wollen Sie ja auch irgendwo Scham­pus kaufen. Den gibts um diese Zeit eher im Spät­kauf, als im Park.”
“Nein, nein, viel­leicht haben sie ja recht.”
Oh man, denken die denn, ich fahre sie zur Poli­zei, weil sie was zum Kiffen kaufen?

In der Görlit­zer Straße ange­kom­men hielt ich direkt vor dem mitt­le­ren Eingang. Dort ist es wirk­lich sehr fins­ter und ich rech­nete nicht damit, dass sie sich trauen, in den Park zu gehen. Tatsäch­lich schau­ten sie erst­mal nur rein, tuschel­ten mitein­an­der und versuch­ten sich gegen­sei­tig Mut zu machen. “Da sind so dunkle Gestal­ten drin”, sagte die eine zu mir. “Es sind wohl Schwarze. Kommen Sie mit uns mit?”
Das lehnte ich aber ab. Wenn sie kiffen wollen, müssen sie sich schon selbst trauen. Ich bin zwar auch manch­mal nachts im Park, aber nicht bei minus 3 Grad.

“Wir gehen da jetzt rein. Aber bitte warten Sie hier auf uns. Bitte nicht wegfah­ren, ja? Das müssen Sie uns verspre­chen!”
Gleich­zei­tig reichte sie einen 20er nach vorn und ich gelobte, hier zu warten.

Ich weiß nicht, was sie solange da drin gemacht haben, jeden­falls kamen sie erst nach 10 Minu­ten wieder raus. Und sie waren ziem­lich aufge­löst. “Ich hatte solch eine Angst, als er mich so ange­schaut hat. Er sah aus, wie ein rich­ti­ger Drogen­dea­ler.”
Sie meinte das ernst, aber ich musste jetzt lachen. “Sie wollen Haschisch kaufen, aber nicht bei einem Dealer? Wie soll das funk­tio­nie­ren?”
Jetzt lachte auch die andere Frau. Und dann ging die Fahrt zurück nach Tier­gar­ten. Dort stan­den dann 24 Euro auf der Uhr. Sie reichte mir einen Fünf­zi­ger und wollte 20 zurück. Das ließ ich mir gefal­len und wünschte den beiden noch viel Spaß.

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Da ich mein Privat­auto selten nutze, aber es mich auch ohne zu fahren pro Jahr trotz­dem 400 EUR kostet, werde ich es demnächst abschaf­fen. Das gesparte Geld für Steu­ern, Versi­che­run­gen, Benzin sowie demnächst fällige Repa­ra­tu­ren […]

2 Kommentare

  1. Moin, moin
    gibt’s denn wirk­lich keine andere Quelle um an Dope zu kommen? Ich würde vermu­ten, du kennst andere Stel­len, die nicht so bedroh­lich sind, oder?
    So hattest du schon deinen Spaß, oder?
    PS: zum Thema Sex kann ich nur sagen, dass ich mich an sehr schöne Land­ju­gend­fe­ten erin­nere.…..!! Da sind wir auch aus der Kreis­stadt gerne hinge­fah­ren.
    Vorm Puff knei­fen kenne ich aber auch aus mancher Nacht­schicht. Oft kam dann die Bitte auf eine Cola mit rein zu kommen.
    Gruß Frank

  2. Na klar gibts auch andere Quel­len. Aber das ist nicht meine Aufgabe, ein paar aufge­scheuchte Hühner da hinzu­brin­gen, wenn sie unbe­dingt zum Görlit­zer Park wollen. Und ja, ich hatte meinen Spaß :-)

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