Verwalter der Juden-Ausplünderung

Das Gebäude Alt-Moabit 143–145 befin­det sich am östlichs­ten Ende der Straße. Heute beher­bergt es die Poli­zei- und Feuer­wa­che des Regie­rungs­vier­tels. Während der NS-Zeit befand sich dort jedoch die Ober­fi­nanz­di­rek­tion Berlin-Bran­den­burg.

Mit der 11. Verord­nung zum “Reichs­bür­ger­ge­setz” vom 25.11.1941, Para­graph 3, wurde vom Reichs­in­nen­mi­nis­ter verfügt, dass das Vermö­gen von jüdi­schen Bürgern, die geflo­hen waren oder depor­tiert wurden, dem Deut­schen Reich zufällt. Die Opfer wurden vor ihrer Ermor­dung noch ausge­raubt.

Die Einzie­hung des Vermö­gens hatte der Chef des Sicher­heits­diens­tes der SS zu orga­ni­sie­ren, die Verwal­tung oblag dem Ober­fi­nanz­prä­si­den­ten zu Berlin. Jeder sich legal in Berlin und Bran­den­burg aufhal­tende Jude wurde hier regis­triert, damit nach seiner Flucht oder Depor­ta­tion sein Hab und Gut zu Geld gemacht werden konnte. Denn es ging um jede Form von Vermö­gens­wer­ten, nicht nur um Geld. Bis ins Detail war gere­gelt, wie mit dem jüdi­schen Eigen­tum umzu­ge­hen ist.

Vor seiner Depor­ta­tion musste jeder Einzelne, egal ob Erwach­se­ner oder Kind, eine Vermö­gens­er­klä­rung abge­ben, darin genau vermerkt jeder mögli­che Wert, von einzel­nen Wäsche­stü­cken, Möbeln, Büchern, Porzel­lan, Besteck oder Küchen­ge­schirr bis zu Wert­pa­pie­ren, Geld­kon­ten und Immo­bi­lien.

Beamte inspi­zier­ten dann die leere Wohnung, vergli­chen die Listen mit den vorhan­de­nen Gegen­stän­den. Das eins­tige Hab und Gut der Depor­tier­ten wurde wegge­schafft und verstei­gert. 1994 wurde am Gebäude eine Gedenk­ta­fel aus Porzel­lan ange­bracht, jedoch nach Protest des Präsi­den­ten der Ober­fi­nanz­di­rek­tion wieder entfernt. Später wurde sie doch noch aufge­stellt.

Foto: Bundes­ar­chiv, Bild 183‑2007-0719–501, CC-BY-Sa 3.0

print

Zufallstreffer

Weblog

Sommer vorm Balkon

Die kürzeste Nacht, der längste Tag des Jahres, Sommer­an­fang. Aber hier auf meinem Balkon, morgens um Vier, merke ich vom Sommer nicht viel. Vor einer Stunde noch war ich auf der Straße, es nieselte und […]

Schreibe den ersten Kommentar

Hier kannst Du kommentieren

Deine Mailadresse ist nicht offen sichtbar.


*