Moabiter Hefte

Der Tatare Mussa Dshalil (auch: Musa Cälil) wurde 1941 im Alter von 35 Jahren als Polit­of­fi­zier in die Rote Armee einbe­ru­fen. Ein Jahr später kam er in deut­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft und wurde in eine Einheit der Wehr­macht gezwun­gen, die gegen die Sowjet­union kämp­fen musste. Inner­halb dieser Einheit grün­dete Dshalil eine geheime Gruppe, die sich an Sabo­ta­ge­ak­ten gegen die Deut­schen betei­ligte. Als diese Akti­vi­tä­ten im August 1943 aufflo­gen, wurde er verhaf­tet und ins Zellen­ge­fäng­nis Lehr­ter Straße gebracht. Am 12. Februar 1944 wurde Dshalil mit zehn ande­ren Tata­ren vom Reichs­kriegs­ge­richts wegen „Zerset­zung der Wehr­kraft, Feind­be­güns­ti­gung und Kriegs­ver­rats“ zum Tode verur­teilt und am 25. August dessel­ben Jahres in Plöt­zen­see hinge­rich­tet.

Die Gedichte, die in den Moabi­ter Heften stehen, sind Lieder aus dem Gefäng­nis. Aus der sehr verherr­li­chen Beschrei­bung des Verlags von 1977:

Sie sind gemacht von einem Mann, der in einem kurzen Leben zur Größe des anti­fa­schis­ti­schen Sängers und Solda­ten aufstieg, die um so tiefer ergreift, als er sie mit dem Tod besie­gelte. Mussa Dshalils “Lieder unterm Fall­beil” diktierte, wie der Dich­ter formu­lierte, die “Flamme, die auf Geheiß des Herzens und des Volkes brennt”. Talent und Inti­mi­tät des Volks­poe­ten wurzeln im Boden seiner tata­ri­schen Heimat, und die Tapfer­keit dieses Herzens, das für die Frei­heit schlug, erstarkte im Feuer von Revo­lu­tion, von Bürger­krieg und Aufbau­werk. Sein “stäh­ler­ner” Glaube an eine bessere Ordnung in der Welt, auch für “das Land, in dem einst Marx geschrie­ben”, das aber den tata­ri­schen Vereh­rer deut­scher Kultur so “brutal gefes­selt und geprü­gelt” hat, offen­bart die hohe Gesin­nung des Inter­na­tio­na­lis­ten.
Wort und Tat haben Mussa Dshalil unsterb­lich gemacht.

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Zufallstreffer

Kein Paradies

Erst Herbst

Nach­mit­tag. Noch einmal holen warme Sonnen­strah­len die Erin­ne­rung hervor. An einen heißen Sommer. Erin­ne­run­gen an dauer­lau­fende Venti­la­to­ren. An durch­ge­schwitzte Laken. An kurze Hosen. An das Stöh­nen der Menschen, egal wo man ist. An die Sehn­sucht […]

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