Schon die beeindruckende Eingangshalle lässt es erahnen: Im Berliner Kriminalgericht wird Schicksal geschrieben. So, wie es bewegte Geschichte in sich trägt, ist es von bewegter Geschichte umgeben.
Erbaut im Jahr 1906, hat es den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den Zweiten Weltkrieg und die ihm folgenden langen Jahre der deutschen Teilung miterlebt.
Das Kriminalgericht ist nicht nur ein Ort reicher Historie. Es vereint auch menschliche Gefühle unterschiedlichster Natur unter seinem Dach: Für den einen Ort der Hoffnung, der Genugtuung, des Zuspruchs oder auch der Enttäuschung, für den anderen eine Instanz der Lehre, der Zurechtweisung und der neuen Chancen. Im Kriminalgericht entscheiden sich Schicksale von Tätern, aber auch von Opfern. So unterschiedlich wie die Emotionen, die die Institution hervorruft, sind auch die Menschen, die das Gebäude betreten. Die einen als Bedienstete — ob Wachtmeister, Staatsanwalt, Justizsekretär, Reinigungskraft oder Richter‑, andere als Angeklagte, Opfer, Zeuge oder Verteidiger. Jeder hat eigene Erwartungen beim Betreten des Gebäudes und wieder neue, wenn er es verlässt.
Viele, die diese Erfahrungen kennen, haben in diesem Buch ihre Eindrücke geschildert oder dargestellt, was sie am Kriminalgericht interessiert, fasziniert, begeistert oder irritiert. So ist ein buntes Porträt entstanden, das von Statistiken über geschichtliche Darstellungen, Skurrilitäten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Einrichtungen für Verfahrensbeteiligte bis hin zum benachbarten Untersuchungsgefängnis die Normalitäten und Besonderheiten des Kriminalgerichts beinhaltet.
Erschienen ist dieses Buch als Festschrift zum 100. Geburtstag des Kriminalgerichts im Jahr 2006 im Berliner Wissenschafts-Verlag. Herausgeber: Alois Wositzka
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