Der Gorilla im Krankenhaus

Das 2001 geschlos­sene Kran­ken­haus Moabit war für manche Geschichte gut. Es sah promi­nente Pati­en­ten und Ärzte, war poli­ti­scher Spiel­ball der jewei­li­gen Zeit — und hatte einige Monate einen Pati­en­ten, wie es ihn sonst in keinem ande­ren Berli­ner Kran­ken­haus gab: Einen klei­nen Gorilla. Das Baby war im Jahr 1957 eigent­lich für den Zoolo­gi­schen Garten vorge­se­hen und wohnte vorüber­ge­hend beim berühm­ten Prof. Grzimek in der Wohnung. Über eine Boule­vard­zei­tung wurde in einem Preis­aus­schrei­ben sein Name fest­ge­legt: Knorke. Ein wahr­haft Berli­ner Name.
Dumm nur, dass der Affe an Salmo­nel­len litt und deshalb die Wohnung sofort verlas­sen musste, in der auch noch andere Tiere lebten. In den Käfig des Zoos durfte er aber auch nicht, eben­falls wegen der Anste­ckungs­ge­fahr.

Leitende Ärzte im Kran­ken­haus Moabit erfuh­ren von der Misere und so beschlos­sen mehrere Stati­ons­lei­ter und Chef­ärzte, Knorke für einige Zeit in der Klinik aufzu­neh­men. Unter ihnen auch der Chef­arzt der Kinder­ab­tei­lung, was Sinn hatte, denn Knorke war ja noch ein klei­nes Kind, mit gerade 7 Kilo Gewicht. So kam Knorke im Januar 1957 nach Moabit und erhielt ein klei­nes Zimmer im Kran­ken­haus. Die Anteil­nahme der Berli­ner und auch der Presse war natür­lich groß, selbst die Wochen­schau berich­tete in einem Film­bei­trag über den unge­wöhn­li­chen Pati­en­ten. Täglich kamen die Menschen zum Fens­ter des Zimmers, das prak­ti­scher­weise im Erdge­schoss lag.
Eine Kran­ken­schwes­ter und ihr Assis­tent kümmer­ten sich um den klei­nen Gorilla, bis dieser im Juni endlich in den Zoo umzie­hen konnte.

Aller­dings war ihm kein langes Leben beschert, bereits 1963 starb Knorke im Alter von nur sieben Jahren. Sein Nach­fol­ger im Zoo bekam den glei­chen Namen und wurde zu einer promi­nen­ten Persön­lich­keit, die nicht nur 39 Jahre alt wurde, sondern sogar noch ein eige­nes Denk­mal erhielt. Dafür aller­dings hatte er nie ein Appar­te­ment im Kran­ken­haus Moabit.

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