Man kennt das riesige Kriminalgericht in der Turmstraße und viele haben auch schon Erfahrungen darin gemacht. Ob als Angeklagte, Zeugen, Besucher oder Juristen. Zu letzten gehörte die Strafverteidigerin Helene Bode, die 2023 im Alter von 87 Jahren gestorben ist. Seit 1960 war sie dem Gerichtskomplex verbunden und natürlich hat sie im Laufe der Jahrzehnte unzählige Prozesse mitgemacht und Erfahrungen gesammelt. Darunter sind natürlich auch so einige, die wirkliche Schicksale waren.
45 davon hat sie aufgeschrieben und in einem Büchlein veröffentlicht. Und die Texte haben es in sich. Pointiert schreibt sie über Mandanten, die aus allen möglichen Milieus kommen und sich in ihrem Leben verheddert haben. Sie half ihnen manches Mal heraus, doch nicht immer ist das gelungen. Ihr oft witziger Schreibstil, aber auch ihre Menschlichkeit, machen das leider viel zu schmale Buch zu einem Lesevergnügen.
Zum Totlachen ist auch die letzte Geschichte, in der sie Anfang der 1990er Jahre Neonazis verteidigen musste. Aber die stolzen Recken wurden mit Roma-Jugendlichen eingesperrt, die eine Flucht planten. Die haben es auch geschafft — nur Jungnazis waren zu langsam und wurden erwischt.
Interessant sind auch die Einblicke, die Helene Bode in den Juristenalltag bietet, zum Beispiel die Verständigung zwischen Verteidigern, Richtern und Staatsanwälten.
Das Buch “Putengeschnetzeltes und das Urteil am Telefon” ist 2016 erschienen und leider nur noch antiquarisch zu beziehen.
Schreibe den ersten Kommentar