“Ich arbeite im Grand Hotel”

Das Hotel “Westin Grand” in Mitte wurde im Septem­ber 1987 als “Grand Hotel” eröff­net. Es war mit fünf Ster­nen eines der feins­ten Hotels in der Haupt­stadt der DDR. Jeder Ange­stellte erhielt eine 74-seitige Broschüre, mit der er über die Philo­so­phie des Hauses, den Umgang mit den Gästen und die Geschichte der Gegend aufge­klärt wurde. Hier einige Auszüge aus dem Heft “Ich arbeite im Grand Hotel”:

Wer ist ein VIP-Gast?
Die Auswahl der VIP (very important person — sehr wich­tige Person) oder Vipi (very important person indeed)-Gäste erfolgt auf der Grund­lage einer Nomen­kla­tur­liste, die sich im Bereich Gastro­no­mie und Hotel/Gastronomie etwas unter­schei­det.
VIP-Gäste des Hotel­be­reichs: Präsi­den­ten von Hotel­ket­ten und Flug­ge­sell­schaf­ten, Botschaf­ter bzw. Mitglie­der auslän­di­scher Regie­run­gen, wich­tige Persön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens, wich­tige Stamm­kun­den, die keine Rabatt­sätze bean­spru­chen, Künst­ler und Kultur­schaf­fende in expo­nier­ter Stel­lung.
VIP-Gäste des gastro­no­mi­schen Bereichs: Mitglie­der und Kandi­da­ten des Polit­bü­ros des ZK der SED, Mitglie­der des Staats­ra­tes, Mitglie­der des Minis­ter­ra­tes, Minis­ter und Staats­se­kre­täre, Vorsit­zende und Gene­ral­se­kre­täre von Parteien, Gewerk­schaf­ten und Natio­nal­rat, Mitglie­der des Präsi­di­ums der Volks­kam­mer, 1. Sekre­täre der Bezirks­lei­tun­gen der DDR, ZK-Mitglie­der, wich­tige Hotel­gäste, Gäste des Direk­tors, Stamm­gäste gastro­no­mi­scher Einrich­tun­gen.
Trotz Nomen­kla­tura gehen wir grund­sätz­lich davon aus, dass jeder Gast für uns ein VIP-Gast ist, d.h. er wird wie ein VIP-Gast behan­delt. Prak­tisch umge­setzt bedeu­tet es, jeder Gast muss so umsorgt werden, dass er das Gefühl einer bevor­zug­ten, indi­vi­du­el­len Betreu­ung hat.

Gastro­no­mi­sche Leis­tun­gen
In den Küchen kommen auch Gerä­te­sys­teme und Ausrüs­tun­gen zum Einsatz (z.B. Mikro­wel­len­herde, Garan­t­au­to­ma­ten, Kontakt­plat­ten­herde, moderne Konser­vie­rungs­tech­nik), die inter­na­tio­na­les Spit­zen­ni­veau verkör­pern, eine umfang­rei­che Rohstoff­ver­ede­lung und ratio­nelle Küchen­tech­no­lo­gie sichern. Aber auch hier gilt, die Spit­zen­tech­no­lo­gie ist nur ein wich­ti­ges Hilfs­mit­tel für den Erfolg.
Auch hier ist es wieder der schöp­fe­ri­sche Mensch, der mit seiner Phan­ta­sie und Flexi­bi­li­tät auf der Grund­lage bestän­di­ger, sozia­ler, mensch­li­cher Werte die Spezia­li­tä­ten unse­rer Küche auf inter­na­tio­na­les Niveau hebt und stän­dig nach Verbes­se­run­gen strebt.

Wenn man jeman­den anre­den möchte…
Minis­ter kapi­ta­lis­ti­scher Länder: Exzel­lenz oder Herr Minis­ter
Minis­ter soz. Länder: Genosse Minis­ter
Botschaf­ter kapit. Länder: Exzel­lenz oder Herr Botschaf­ter
Botschaf­ter soz. Länder: Genosse Botschaf­ter
Graf: Graf … (ohne “von”) oder: Herr Graf
Frei­herr: Herr von …
Frei­frau: Gnädige Frau
Baron: Baron … (ohne “von”)
Baro­nin: Gnädige Frau oder: Baro­nin … (ohne “von”)
Baro­nesse: Gnädi­ges Fräu­lein
Kardi­nal (kath.): Eminenz
Bischof (kath.): Exzel­lenz
Bischof (ev.): Herr Bischof

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