Man kennt sie aus den Fernsehkrimis, die Gerichtsmediziner, die am Tatort schon halbe Gutachten abgeben. Dass dies nicht realistisch ist, kann man sich denken. In Wirklichkeit werden die Opfer und vermeintlichen Opfer von Gewalttaten oder Unglücksfällen erstmal gründlich untersucht.
Dies geschieht in Berlin im „Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin“, etwas versteckt auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Moabit. Nachbarn sehen täglich, wie die Leichenwagen von der Birkenstraße auf das Gelände fahren. Hier landen die Opfer von Morden, unbekannte Tote oder die Verstorbenen, deren Todesursache erst noch geklärt werden muss, auf einem der fünf Seziertische. Jährlich werden rund 6.000 Leichen angeliefert und untersucht.
Bis 2006 befand sich das Institut in der Invalidenstraße 59 neben dem Polizeistützpunkt, nun in der ehemaligen Pathologie des Krankenhauses. Dort werden Obduktionen durchgeführt, „komplette“ Leichen oder auch nur Teile untersucht.
In der Invalidenstraße gab es auch noch das klassische Leichenschauhaus. Heutzutage werden aber unbekannte Tote nicht mehr öffentlich ausgestellt, so dass auch dieser Begriff nun verschwunden ist.
Die Rechtsmedizin arbeitet im Auftrag der Staatsanwaltschaft, allerdings nicht nur mit Toten. Auch Täteruntersuchungen und ‑begutachtungen stehen auf der Tagesordnung.
In der Abteilung Forensische Toxikologie können sehr unterschiedliche Substanzen, die bei einem Menschen zu einer Vergiftung oder sogar zum Tode geführt haben, nachgewiesen werden. Gerichte und Verwaltungsbehörden geben toxikologische Gutachten in Auftrag, dabei kann es auch um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, die Straßenverkehrsordnung oder die Prüfung der Berufsfähigkeit gehen.
Die Kriminalpolizei fordert Gutachten an zur Frage der Vernehmungsfähigkeit von Personen oder deren Unterbringung zur Beobachtung. Strafgerichte und Staatsanwaltschaften zur Haftfähigkeit, Verhandlungsfähigkeit, Unterbringung im Maßregelvollzug oder zur strafrechtlichen Verantwortungsreife und Jugendreife.
Neben dem Institut für Gerichtsmedizin gibt es hier auch das Institut für Rechtsmedizin der Charité, das auch zahlreiche forensische Dienstleistungen erbringt. Vom Eingang Birkenstraße aus erreichbar ist zudem die Gewaltschutzambulanz der Charité. Deren Grundidee war die Schaffung eines niederschwelligen Angebots für Gewaltopfer, um erlittene Verletzungen rechtsmedizinisch untersuchen und dokumentieren zu lassen. Dies ist auch ohne polizeiliche Anzeige und kostenfrei möglich. Dabei geht es um häusliche Gewalt in (ehemaligen) Paarbeziehungen, Verletzungen nach interpersonellen Gewaltdelikten und sexualisierter Gewalt, Gewalterfahrung am Arbeitsplatz und Kindesmisshandlung.
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