Alles Rassisten oder was?

In den vergangenen Wochen tut sich mal wieder etwas Merkwürdiges im deutschen Medienmarkt. Die Political Correctness greift um sich. Damit meine ich nicht die Mutter der Nation von der Leyen, die sich um die Moral „unserer Kinder“ sorgt, sondern eine ganz andere Spezies: Immer wieder finden sie „Beweise“ des Rassismus und Sexismus in unserer Gesellschaft und prangern diese an. Zum Schutze der Minderheiten oder der Frauen oder auch nur ihres eigenen Weltbildes, das offenbar von Verfolgungsängsten geprägt ist, wenn auch nur in Stellvertreterfunktion. Weh dem, der Worte wie Neger benutzt oder zu konsequent vergisst, immer ein „innen“ hinten anzuhängen. Man ist schnell verdächtig, ein böser Mensch zu sein, erst recht, wenn man männlichen Geschlechts ist. Aber auch als weißer Deutscher sitzt man schon fast automatisch auf der Anklagebank.
Vorauseilenden Gehorsam bewies jetzt das Internetprojekt Mister Wong, das Lesezeichen online stellt. Weil es in ihrem US-amerikanischen Bereich Proteste gab, die Abbildung eines asiatischen Gesichts wäre rassistisch. Ich habe keine Ahnung, was für Assoziationen sich bei den Beschwerdeführern auftaten und ob das auch selber Asiaten waren (wohl eher nicht). Dass nun aber die deutschen Betreiber von Mister Wong Selbstzensur betreiben, finde ich völlig unverständlich und peinlich. Dazu gibt es auch einige Diskussionen im Netz.

Ähnlich wie bei der Unicef-Kampagne, die im Mai gestartet und gleich wieder beendet wurde. Hier wurden Kinder im Gesicht mit brauner Farbe bemalt, sie sollten damit afrikanische Kinder symbolisieren, die keine Möglichkeit haben, eine Schule zu besuchen. Dazu gab es Parolen wie „In Afrika kommen die Kinder nie zu spät zur Schule. Sondern überhaupt nicht“ oder „Manche Lehrer sind blöd. Gar keine Lehrer sind noch blöder“. Doch Unicef hatte nicht bedacht, dass die Form über den Inhalt geht und jede Äußerung aufs genaueste von den GralshüterInnen der Moralkeule beobachtet wird. Schnell wurde diese Kampagne beendet, man will ja nicht als rassistisch gelten.
Die SaubermännerInnen des Internets prangern jede vermutete oder behauptete Entgleisung an. Eine ihrer Websites ist „der braune mob„, wobei nicht klar ist, ob sie damit sich selber meinen (eher nicht) oder all diejenigen, deren „Verfehlungen“ sie anprangern (z.B. Unicef, Sat1, Media Markt, Langenscheidt-Verlag oder den Zoo in Augsburg). Bei der Lektüre der Website bekommt man schnell den Eindruck, dass jeder Weiße ein Rassist sei. Abgesehen davon, dass das Schwachsinn ist, bezieht sich die Kritik vom „braunen Mob“ selbstverständlich nicht gegen den schwarzen Rassismus. Gibt es den in ihren Augen nicht oder finden sie ihn ok? Oder gibt es „guten“ und „bösen“ Rassismus?

Mir ist durchaus klar, dass viele Ausländer und Schwarze in Deutschland rassistisch diskriminiert werden und ich lehne das ab. Genauso, wie ich es ablehne, dass Frauen, Schwule oder Lesben sexuell diskriminiert werden. Aber solche Initiativen wie die gegen Mister Wong oder diese Alle-Deutschen-sind-Rassisten-Propaganda gehen eher nach hinten los: Sie stellen die wirklichen Opfer von Rassismus auf eine Stufe mit plump ideologisch gefärbten Propagandisten, deren Intention so offensichtlich ist, dass man sie nicht ernst nehmen kann. Wer glaubt dann aber noch einem Opfer, wenn es wirklich diskriminiert wird?

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1 Kommentar

  1. hallo.
    Ich wollte nur kommentieren, dass die Empörung über die Plakate erstens durchaus inhaltlich ist, und zweitens mindestens in zwei der vier Plakate auch berechtigt ist:
    Eine Formulierung „dass keine Kinder in Afrika“ zur Schule gehen würden, ist nunmal grundfalsch und verstärkt das sehr einseitige Bild, dass in der deutschen Öffentlichkeit von den vielen so unterschiedlichen afrikanischen Ländern vorherrscht. 70% aller Kinder in Afrika gehen zur Grundschule, in den am wenigsten entwickelten Ländern sind es noch 40% (Human Development Report 2006 der UN).
    Das Stereotyp des ungebildeten Afrikaners ist fast genauso stabil, wie die saudumme Aussage, in Afrika würden „uralte Stammesfehden“ Kriege auslösen.
    Und es muss doch möglich sein, Kampagnen zu machen, die nicht strunzdumm und irreführend sind.

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