Selbstmordtour

Als Berufskraftfahrer bin ich täglich ca. 100 km mit dem Auto unterwegs, privat fahre ich lieber Fahrrad. In der Auseinandersetzung auf den Straßen kenne ich also beide Seiten. Zu den Selbstverständlichkeiten gehört bei mir, bei rotem Ampellicht zu halten, ausreichende Beleuchtung und funktionierende Bremsen zu haben. Das gilt fürs Taxi wie für das Fahrrad.
Dann solche Nachricht: An der Kreuzung Unter den Linden Ecke Glinkastraße wurde ein Radfahrer von einem Taxi erfasst, er starb einige Tage später an seinen Verletzungen. Der Radfahrer war bei Rot über die Kreuzung gefahren, so wie es an dieser Stelle bei fast jeder Ampelphase zu beobachten ist. Es war der 39. Verkehrstote in diesem Jahr, der 12. tote Radfahrer. Die meisten von ihnen kamen ums Leben, weil sie von abbiegenden Autofahrern übersehen wurden. Doch zahlreiche Unfälle gehen auf das Konto von Fahrradfahrern selbst, die meinen, dass Verkehrsregeln nur für Autos gelten. Während einer normalen Taxischicht habe ich mindestens einmal die Situation, dass ich eine Vollbremsung machen muss, weil ein Radfahrer trotz Rotlicht in die Kreuzung fährt oder die Spur wechselt, ohne zu schauen oder Zeichen zu geben.

Sicher, die Schuld bei Unfällen liegt meistens beim Autofahrer. Es gäbe jedoch viel weniger gefährliche Situationen, Unfälle und Tote, wenn sich die Radfahrer im Verkehr vernünftiger bewegen würden. Leider sieht das der Allgemeine deutsche Fahrradclub (ADFC) offenbar anders: In seiner Berliner Zeitschrift „Radzeit“ findet man viele Schuldzuweisungen an Autofahrer, die eigene Klientel jedoch, die Radler, genießen Narrenfreiheit. Anstatt auf seiner Leser einzuwirken, sich verkehrsgerecht zu verhalten, wird pauschal gegen Autofahrer geschossen. Das geht soweit, dass der „Feind“ wie in der letzten Ausgabe als hysterischer Schwuler hingestellt wird, der im Slip auf Radfahrer Jagd macht. Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis auf die Hakennase, um die Geschmacklosigkeit auf die Spitze zu treiben.
Wer mit solchen Mitteln eine Auseinandersetzung entfacht, braucht sich nicht zu wundern, wenn seine Leser auf der Straße Krieg führen – und ihn unweigerlich verlieren. Vielleicht wäre es angebracht, dass sich beide Seite auf ein altes Sprichwort besinnen: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.

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5 Kommentare

  1. Eine andere typische Situation ist auch: Auf dem Fahrradweg kommt dir ein Fahrer in falscher Richtung entgegen und pocht auch noch auf viel Platz. Ich habe meine Radel-Genossen schon mehrmals auf dieses Verhalten und das Fahren bei Rot (oft auch noch zusammen mit Kindern) hingewiesen. Meistens wird man dann doof angemacht und gefragt warum man bei Rot stehen bleibt, man würde ja den Verkehr behindern. Sicherlich gibt es auch viele rücksichtslose Autofahrer. Aber man sollte immer daran denken, dass ein Fahrrad gegenüber einem Auto im Nachteil ist. Und deshalb ist es schon ziemlich blöd sich durch nicht korrektes Fahren in Gefahr zu bringen.
    Gute Fahrt!

  2. Wenn alle Verkehrsteilnehmer ob Fahrrad,Auto oder zu Fuß nicht so egoistisch und Rücksichtslos wären, bräuchten wir nicht soviele Gesetze oder Regeln. Miteinander, nicht gegeneinander. Ups das Wort zum Sonntag.

  3. Naja, man muss das Bericht nicht so eng sehen — sollte nur eine Erfahrung darstellen. Hatte aber auch eine Debatte losgetreten, und ich fande es auch etwas deplaziert. Meine Frau sagt immer: Radfahrer hassen Autofahrer und Autofahrer hassen Radler. Ich finde das stimmt. Paul der Gaul hat’s eigentlich auch richtig.

    Wollte eigentlich nur mal was posten damit du nicht denkst, niemand liest dein virtuellen krickel-krackel.

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