Spionagestadt Berlin

Schon seit 1890 ist Berlin eine Stadt der Agenten. Den Anfang machte die mysteriöse „Sektion III b“, der Geheimdienst des preußischen Großen Generalstabes sowie 1907 die Staatspolizei-Centralstelle (C.St.) beim Königlichen Polizeipräsidenten von Berlin. Die Aufgaben gingen von der Beobachtung feindlicher Staaten wie Frankreich und Russland bis zur Ausforschung der Sozialdemokraten im eigenen Land.
Die nächsten Geheimen waren dann die Gestapo und die anderen Nazi-„Sicherheitsdienste“. Gefürchtet das Prinz-Albrecht-Palais, wo heute die Topografie des Terrors steht.
Doch erst nach dem Ende des Faschismus ging es richtig los mit der Spitzelei. Im Kalten Krieg war Berlin die Frontstadt, in der sich die beiden Systeme Kommunismus und Kapitalismus gegenüberstanden. Zahlreiche und oft tödliche Aktionen gab es zwischen Gründung der DDR und Bundesrepublik und der Wiedervereinigung 41 Jahre später. Legendär war auch die Überwachung der DDR-Bevölkerung durch das Ministerium für Staatssicherheit.
Naturgemäß weiß man erst später, was Geheimdienste tun, so dass deren aktuellen Aktivitäten eher im Dunkeln liegen. Und doch: Einiges ist bekannt. So der Großangriff auf deutsche Regierungs-Computer im Jahr 2007, der offensichtlich von China aus geführt wurde. Oder die unsägliche Überwachung des Soziologen Andrej Holm, der aufgrund falscher Verdächtigungen einer terroristischen Gruppe anzugehören über ein Jahr lang rund um die Uhr bespitzelt wurde.

Geheimdienste haben meist zwei Aufgabenbereiche. Erstens Spionage und die Verhinderung „feindlicher“ Spionage anderer Staaten. Während es im Kalten Krieg vor allem um politische und militärische Auskundschaftung ging, steht heute die Wirtschaftsspionage im Mittelpunkt. Natürlich ist speziell Berlin durch die Funktion als Regierungshauptstadt auch noch für die politische Spionage interessant, aber sicher weniger als noch vor 25 Jahren.
Zum  anderen wollen Geheimdienste Andersdenkende überwachen. Das können rechts- oder linksextreme Organisationen sein, aber durchaus auch Gruppen, die überhaupt nicht radikal sind, aber der jeweiligen Regierung trotzdem nicht passen. Auch die Beobachtung z.B. von religiösen Extremisten gehört dazu.
Schließlich gibt es auch staatliche Strukturen, die zwar offiziell nicht als Geheimdienst gelten, die aber trotzdem deren Methoden anwenden. Das ist vor allem das Bundeskriminalamt bei der Überwachung von Drogen- und Waffenhandel und der Organisierten Kriminalität.

Die Stadt als Zentrum des NS-Staates sowie später als Frontstadt zwischen Ost und West ist das Thema einer neuen, kleinen Serie bei Berlin Street. Los geht’s in der kommenden Woche.

print

2 Kommentare

  1. Gerade wollte ich in die Tasten hauen, dass das doch ein sehr, sehr grober Umriss ist. Immer erst zu Ende lesen, Klaus. ;-)
    Jetzt bin ich doch sehr gespannt auf deine Detailberichte. Interessantes Thema!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*