Taxifahrer für Recht und Ordnung

Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die die Gesetze 150-prozen­tig beach­ten. Natür­lich laufe ich auch mal bei Rot über den Fußgän­ger­über­weg, wenn gerade kein Fahr­zeug kommt und keine Kinder dabei sind. Und mit dem Taxi bin ich nachts auch mal schnel­ler als die erlaub­ten 50 km/h unter­wegs, wenn die äuße­ren Umstände es zulas­sen. Trotz­dem bin ich niemand, der Vorschrif­ten grund­sätz­lich miss­ach­tet, aber sie soll­ten schon sinn­voll und nach­voll­zieh­bar sein.
Es gibt aber auch Zeit­ge­nos­sen, die das anders sehen. Dies­mal meine ich nicht dieje­ni­gen, die mich im freien Taxi über­ho­len, Aufträge von Kolle­gen abzo­cken oder ähnli­ches. Einige Taxi­fah­rer neigen auch zum ande­ren Extrem, sie geben sich so über­kor­rekt, dass es schon weh tut. Das allein wäre noch nicht schlimm, wenn sie nicht versu­chen würden, andere damit zu missio­nie­ren.
Ein paar Erfah­run­gen:

Ich komme aus Steglitz, über die Bundes­al­lee Rich­tung Norden unter­fahre ich die Berli­ner Straße durch den Tunnel, mein Ziel ist die Taxi­halte Trau­tenau. Kaum hab ich dort Anker gewor­fen, hält neben mir ein ande­res Taxi. Der Fahrer steigt aus, kommt an mein Fens­ter und belehrt mich: Es sei nicht erlaubt, als freies Taxi durch den Tunnel zu fahren, da ich eine Beför­de­rungs­pflicht habe und deshalb dem poten­zi­el­len Fahr­gast meine Dienste zur Verfü­gung stel­len muss. Deshalb müsse ich oben lang­fah­ren und nicht durch den Tunnel, es könnte oben ja jemand auf ein Taxi warten. Ich fand das absurd und habe kurz mit ihm darüber disku­tiert. Aber erfolg­los. Also ließ ich ihn abblit­zen, aller­dings nicht, ohne ihn noch darauf hinzu­wei­sen, dass das Halten in der zwei­ten Spur eben­falls nicht erlaubt ist.
Er wurde sauer und notierte sich demons­tra­tiv meine Konzes­si­ons­num­mer. Von meinem Chef erfuhr ich später, dass die Argu­men­ta­tion mit dem Tunnel auf jeden Fall Blöd­sinn ist.

Auch der Kollege am Haupt­bahn­hof wähnte sich im Recht: Von der zwei­ten Rücke fuhr ich links herum zur ersten und stellte mich als etwa 10. Wagen hinten an. Der letzte Meter meines Taxis stand außer­halb des markier­ten Halte­be­reichs, das Hinter­rad war also noch knapp vor dem Taxi­schild. Das ist nicht schlimm, weil dadurch niemand behin­dert wird und meist steht da nicht nur der Hintern eines Taxis, sondern gleich mehrere komplette Wagen.
Plötz­lich trat ein Mann an mein Fens­ter: “Komm doch bitte mal raus, Kollege!” Natür­lich dachte ich an etwas Erns­tes, einen Scha­den am Auto oder so. Er zeigte aber auf das Schild und behaup­tete, durch das “verbo­tene” Halten würde ich nicht mehr auf dem Taxi­stand stehen und müsste deshalb jetzt den Platz verlas­sen.
Geht’s noch? Er meinte es tatsäch­lich ernst und als ich ihn nur auslachte und wieder einstieg, schrieb auch er meine Konze auf und machte sogar ein Foto vom “Tatort”. Damit aber nicht genug: Nebenan kam gerade ein Fahr­zeug von der Bundes­po­li­zei an, er stürmte sofort auf die Beam­ten los. Mitt­ler­weile fuhren vor mir mehrere Taxis weiter zum Haupt­ein­gang, ich natür­lich hinter­her. Und weil dieser Mensch noch immer versuchte, den Poli­zis­ten mein schänd­li­ches Verhal­ten zu erklä­ren, blockierte sein Auto die Ausfahrt der hinte­ren Rücke. Die Kolle­gen hupten bereits, weil sie nicht weiter vorrü­cken konn­ten. Anstatt aber endlich einzu­stei­gen, rannte er noch­mal zu mir nach vorn und brüllte: “Das hat ein Nach­spiel!”

In die glei­che Kate­go­rie fällt der Kollege am Bahn­hof Zoo. Nennen wir ihn Eins. Er stand mit ausge­schal­te­tem Taxi­schild brav in der Reihe, wahr­schein­lich hatte er verges­sen, es nach dem letz­ten Auftrag wieder anzu­ma­chen. Aber da hat er nicht mit Kollege Zwei gerech­net. Als vorn nämlich zwei Taxen wegfuh­ren, scherte Zwei aus, über­holte Eins (der gerade vorzie­hen wollte) und setzte sich vor dessen Wagen. Der ging natür­lich nach vorn und protes­tierte laut­stark, aber Zwei blieb stur. Wer die Fackel aus hat, ist nicht mehr frei und darf deshalb über­holt werden, auch auf der Halte. Da sich kurz danach eine größere Gruppe von Fahr­gäs­ten auf beide Taxis aufteil­ten, haben die beiden sich spätes­tens am Fahrt­ziel sicher wieder­ge­trof­fen.

Ich hoffe nur, dass ich niemals so werde, wie diese Kolle­gen. So recht­ha­be­risch und verbit­tert.

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7 Kommentare

  1. Hallo,
    täuscht es oder ga es da früher mehr Gelas­sen­heit? Ich glaube ja, dass derar­ti­ges Verhal­ten auch daher rührt, dass die Kutscher einfach mehr frus­trie­rende Warte­zeit am Stand haben. Da gibts es dann einfach zuviel Zeit, sich mit derar­ti­gem Quatsch zu beschäf­ti­gen.

  2. Also der mit dem Tunnel ist schon gut. Nur noch mit ausge­schal­te­ter Fackel durch den Tier­gar­ten­tun­nel. Oder halt durch’s Regie­rungs­vier­tel. :-D

  3. Das kenne ich, genau so ist es mir am Haupt­bahn­hof auch passiert. Mir sagte er noch, daß ich als Frau sowieso nicht Taxi fahren dürfte. Dieser Mann ist ideo­lo­gisch oder reli­giös verblen­det.

  4. Ich persön­lich tippe bei dieser Art Verhal­tens­wei­sen auf eine beson­dere Form des Hormon­staus. Man sollte mal mit deren Part­ne­rin­nen reden.

  5. “Also ließ ich ihn abblit­zen, aller­dings nicht, ohne ihn noch darauf hinzu­wei­sen, dass das Halten in der zwei­ten Spur eben­falls nicht erlaubt ist.”

    Ich lachte herz­haft. :-)

  6. Bei der Bundes­po­li­zei kann er lange petzen, die sind für solcher­lei “Ordnungs­wid­rig­kei­ten” nämlich nicht zustän­dig.

    Erst bei einer “Gefahr für die öffent­li­che Sicher­heit und Ordnung” ergibt sich eine Eilkom­pe­tenz des Bundes — nied­rig­schwel­li­gere Verstö­ße­sind Länder­sa­che — aber das wusste der Kollege-Hobby­ord­nungs­hü­ter wohl nicht.

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