Partyjäger

(Berli­nale 08)
Wenn es Nacht wird über der Berli­nale, dann kommen die Jungen und Wilden, die sorg­fäl­tig Unra­sier­ten, die Freunde der Promis, auf der Jagd nach der rich­ti­gen Party. Jede Nacht sind irgend­wel­che “Loca­ti­ons” ange­mie­tet, irgend­ein Filme­ma­cher, eine Produk­ti­ons­firma, ein Spon­sor lässt dort auflau­fen. Die Partys begin­nen meist um Mitter­nacht, sie stehen in keinem Programm­heft, sie sind Bück­ware, werden unter der Hand weiter­ge­reicht.

Ein Pärchen steigt zu mir ins Taxi. Erst­mal muss ich heraus krie­gen, ob sie deutsch spre­chen, das ist nur bei der Hälfte der Fall. Meist wird mir dann ein Black­berry gereicht oder ein Handy mit SMS-Text, oder auch nur ein Zettel. Manch­mal muss ich auch selber ans Handy, dann sagt jemand: “Fahren Sie in die Heide­straße am Hambur­ger Bahn­hof. Suchen Sie die Nummer XY, fahren Sie dort auf das Gelände hinter der Lager­halle.” So war es vorhin, in der Heide­straße empfing uns der alte Regis­seur Wim Wenders auf einem Werk­statt­ge­lände. Nie hätte hier jemand eine Promi-Film­party vermu­tet.
Manch­mal aber ist der Ort noch versteck­ter. Dann wird der poten­zi­elle Party­gän­ger per Handy gelotst. Oder er jammert und bettelt am Tele­fon nach der konkre­ten Adresse. So auch heute Nacht wieder. Er wusste, dass es irgendwo an der Torstraße eine Party geben sollte und auch, wer sie veran­stal­tet. Doch seine Kumpels am Tele­fon woll­ten ihm nicht sagen, wo es lang geht. Wir sind dann auf gut Glück alle Quer­stra­ßen abge­fah­ren und schließ­lich ist er in der Berg­straße im Edel-Restau­rant Maxwell gelan­det. Ich war mir sicher, dass das nicht der rich­tige Ort ist, Unter­grund­par­tys gibt es hier keine, nicht mal, wenn die Fete nur als Unter­grund getarnt ist. Er ist jeden­falls raus, ich fahre weiter und eine Minute später werde ich in der Acker­straße gewun­ken: Zwei Frauen stei­gen ins Auto und erzäh­len, dass sie gerade von der Party kommen. Tja, so nah und doch so fern. Dies ist das Schick­sal der (manch­mal eben verhin­der­ten) Party­gän­ger.

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Morgens um sechs Uhr hämmert es an der Tür. Sie brül­len “Aufma­chen, sofort”. Eben noch warst du mit deinem Traum am See. Voll Panik springst du aus dem Bett. Du weißt nicht genau, was gleich […]

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