Schwindende Freundschaft

Er ist ja nicht tot, nein, nein, er lebt. Und trotzdem geht er langsam immer weiter weg. Es ist, als wenn er schwebt, nur langsam, aber stetig. Seit 16 Jahren sind wir befreundet, es gibt niemanden, der mich so gut kennt wie er. Damals noch fast ein Kind, und heute eigentlich immer noch, manchmal. Wenn er traurig ist, zieht mich das auch runter, ist er froh, freue ich mich ehrlich darüber. Es gibt so viele Rituale, Stichworte, Gesten, die nur wir beide kennen, die uns verbinden. Und vor allem das gemeinsam Erlebte. Ein paar Jahre haben wir sogar zusammengelebt, wir sind gemeinsam verreist, sind unzählige Male in der Stadt herumgestreunt, haben uns in leisen Gesprächen über unsere Liebschaften beraten. Es gab Momente, in denen wir zusammen geweint und uns getröstet haben. Es war immer ein Grundverständnis da, eine Ebene, auf der wir über alles sprechen konnten, egal wie abgedroschen das klingt. Selbst über Dinge, die man sonst nur wirklich mit sich selbst ausmacht. Und in all den Jahren haben wir uns nie gestritten. Als wir zusammengezogen sind, haben wir vorher vereinbart, dass wir uns auch bei Streits immer korrekt verhalten wollen und uns nicht gegenseitig verletzen. Doch in den fünf Jahren gemeinsamen Alltag gab es nie einen Streit, es war schon fast unheimlich.
Gemeinsame Pläne gibt es nicht mehr, und wenn, dann werden sie nicht mehr verwirklicht. Ich könnte die Freundin dafür verantwortlich machen, die sehr dominant alles an sich zieht. Aber auch vorher gab es Frauen in seinem Leben, sie haben unsere Freundschaft nicht beeinflussen können.
Doch seit ein paar Monaten verschwindet die Vertrautheit. Im Gespräch darüber streitet er es ab, ich weiß nicht mehr, ob er es wirklich nicht sieht oder nicht zugeben will. Er ist lange ein wichtiger Pfeiler in meinem Leben gewesen, jetzt aber ahne ich, dass es vorbei ist. Und ich weiß nicht mal, warum. Ich bin nur hilflos und es tut ziemlich weh.

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5 Kommentare

  1. Weisst du Aro, diese Texte sind es, die mich dazu veranlassen, darüber nachzudenken, ob wir nicht mal zusammen was trinken gehen sollten… egal ob du nun Alkohol zu dir nimmst oder nicht.

  2. Ach Oldieman, ich würde wirklich gerne für ein paar Tage in den Süden kommen. Aber es geht nicht. Ich komme finanziell gerade so über die Runden. Aber es ist keine Absage, ich werde mal Lotto spielen, vielleicht klappts ja.
    ;-)
    Aber Danke und alles Liebe nach Frankistan!

  3. *zu Sash rüber nick*
    Da kann ich nur voll und ganz zustimmen. Auch ein Grund für die ausgesprochene Einladung für ein paar Tage Urlaub in Franken. :-)

  4. Dank für die lieben Grüße… aber wenn dann bitte Unter-Frankistan, da sind die Eingeborenen hier recht eigen.
    Aber das wissen wir „Preussen“ ja nicht ;-)

    Und sollte das mit dem Lottern klappen, dann kauf ich dir gerne das Gewinnlos für nen Euro oder so ab *zwinker*

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