Der Tiergarten

Der Tiergarten ist der Central Park Berlins. Seine Entstehungs­geschichte geht auf das Jahr 1530 zurück. Kurfürst Joachim I. erwarb dafür Ackerland von Bürgern der Stadt Cölln, insgesamt umfasste das Gelände ca. 250 Hektar und diente vor allem dem Adel zur Jagd. Es war komplett umzäunt, damit das Wild nicht auf die umliegenden Äcker laufen konnte. Drei sogenannte „Stakensetzer“ waren dafür zuständig, den Zaun stets in Ordnung zu halten. 1655 wurde das Gelände durch Zukäufe im Norden bis über die heutige Straße Alt-Moabit hinaus vergrößert. Diese Gegend gehörte damals noch zur Jungfernheide.

In den 1690er Jahren änderte sich das Erscheinungsbild: Als Verlängerung der Straße Unter den Linden wurde der alte Feldweg nach Lietzow ausgebaut, 1697 wurde die Straße zur Lietzenburg (heute Schloss Charlottenburg) fertiggestellt. Zu dieser Zeit entstand auch der Große Stern. Friedrich II. ließ die Umzäunung entfernen und den Wald von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffumgestalten, 1784 wurde zusätzlich das Schloss Bellevue errichtet. Wesentliche Umgestaltungen fanden von 1832 bis 1840 statt, Gartenbaudirektor Peter Josef Lenné schuf einen Landschaftspark, Sümpfe wurden trockengelegt, Spazier- und Reitwege angelegt.

Der Tiergarten entwickelte sich zum Ausflugsort. Südlich der Spree, rund um die heutige John-Foster-Dulles-Allee entstanden Biergärten für mehrere zehntausend Besucher. Die Straße selber wurde „In den Zelten“ genannt, da viele der Gaststätten in großen Zelten untergebracht waren.
Im Jahr 1881 ging der Tiergarten vom königlichen Besitz in das Eigentum der Stadt Berlin über. In diesen Jahren wurde vor allem der nördliche Teil des Parks immer mehr verkleinert, parzelliert und die Grundstücke an Investoren verkauft. Vom einstigen Tiergarten nördlich der Spree blieb nur noch ein Grünstreifen mit dem Namen „Kleiner Tiergarten“ übrig.

Im extrem kalten Winter 1948 sägten die Berliner einen Großteil des Baumbestandes ab, weil Heizmaterial knapp war. Auf den einstigen Rasenflächen wurden Kartoffeln und Gemüse angepflanzt, weil die katastrophale Versorgungssituation eine Selbstversorgung der Menschen nötig machte.
Erst Anfang der 50er Jahre konnte mit dem Wiederaufbau des Tiergartens begonnen werden. Unter der Leitung des Gartenbaudirektors Willy Alverdes kam es zu einer Wiederaufforstung, die Wege wurden erneuert sowie einige der Denkmäler wieder aufgestellt.
Jahre später ankerten am westlichen Ende des Parks, in einem Seitenarm des Landwehrkanals, mehrere Hausboote, die bis heute dort liegen.

Durch den Mauerbau war die westlich des Parks verlaufende Ebertstraße für den Nord-Süd-Verkehr auf der West-Berliner Seite unterbrochen. Innerhalb von sechs Wochen wurde eine Entlastungsstraße gebaut, vom Kemperplatz aus quer durch den Tiergarten über die Straße des 17. Juni bis zum Platz der Republik. Seit 1995 entstand parallel der Tiergartentunnel, der 2006 öffnete. Gleichzeitig wurde die Entlastungsstraße geschlossen.
Danach konnte der gesamte östliche Teil des Tiergartens neu gestaltet werden. Dabei ist auch der Schneckenberg an der Ecke Ebert-/Lennéstraße teilweise abgetragen worden, der Jahrzehnte lang im Dickicht des Parks verborgen lag und den meisten nur von Theodor Fontane bekannt war.

Heute ist der Park ein unverzichtbarer Ort der Erholung mitten in der Stadt. Einige Areale werden für besondere Aktivitäten genutzt, es gibt den Fitness-Parcour, einen großen Spielplatz, das Café am Neuen See und das Gay Cruising Area. Im wasserreichen westlichen Teil des Park existiert zudem eine Insel, die bis in die 90er Jahre hinein begehbar war. Aus Gründen des Naturschutzes wurde die Brücke dorthin jedoch gekappt.

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