Bloß keine Diskussion

Während wir aus Japan die schrecklichen Bilder von den Folgen des großen Erdbebens, des Tsunamis und der Katastrophe im AKW Fukushima sehen, beginnt in Deutschland schon die Abwiegelung, vor allem was den Atom-GAU betrifft. Bundeskanzlerin Merkel und Umweltminister Röttgen beschwichtigen in zahlreichen Erklärungen, dass es ist Deutschland nicht zu einem solchen GAU kommen könnte. Die gleichen Sprüche kennen wir noch von vor 25 Jahren, damals war es das AKW Tschernobyl, das ja nicht „modernen Ansprüchen“ genügt hätte. Und heute? Ist Japan nicht eines der höchsttechnisierten Staaten weltweit? Was ist heute die Ausrede?

Röttgen macht sich in seinen Erklärungen die Argumentation des Deutschen Atomforums zu eigen, das in seiner Pressemitteilung schreibt: „Eine Verkettung eines derart schweren Erdbebens und eines schweren Tsunamis ist in Deutschland nicht vorstellbar.“ Erstens ist das eine Lüge, weil es auch in der Bundesrepublik zu Erdbeben kommen kann, wenn auch nicht in diesem Ausmaß wie jetzt in Japan. Und auch ein Tsunami ist nicht ausgeschlossen.
Außerdem geht es nicht um die Ursache des GAUs, sondern um seine Möglichkeit. Und da nach bisherigen Erkenntnisse in Japan nicht das Erdbeben oder der Tsunami an der Fukushima-Katastrophe Schuld waren, sondern der darauf folgende Stromausfall, ist es unverantwortlich zu behaupten, so etwas könne bei uns nicht geschehen!
Merkel und Röttgen sagen, es sei jetzt nicht die Zeit, über Konsequenzen zu reden. Sie diffamieren die Atomkritiker, dass diese parteipolitisch argumentieren würden. Haben sie es noch immer nicht begriffen? Es geht hier nicht um Parteien, es geht um die Sicherheit der Bevölkerung. Dass die Regierung selbst mitten in der Katastrophe, die Reihen fest geschlossen mit der Atomindustrie marschiert, zeigt wie selten zuvor, dass die Sicherung der Profite wichtiger ist als der Schutz der Menschen.
Niemand kann ausschließen, dass es in deutschen AKWs zu einer ähnlichen Katastrophe kommt. Wenige Stunden nach Fukushima begann aber schon eine massive PR-Kampagne der Atomlobby zur Abwehrschlacht der Kritiker. So wird süffisant darauf hingewiesen, dass durch Verkehrsunfälle viel mehr Menschen sterben, als durch die Atomkraft. Merkel und Röttgen lassen sich wie gewohnt von ihnen einspannen. Wie soll man diesen Leuten vertrauen, dass sie verantwortungsvoll mit solchen Situationen umgehen? Vor allem, wenn es irgendwann mal nicht um Japan geht, sondern um eine ähnliche Katastrophe in Deutschland? Diese Vorstellung ist unerträglich.

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2 Kommentare

  1. Das jetzige Verhalten von unserer Physikerin und Ihren Dillentanen in ihrer Mannschaft, wie z.B. Herr Röttgen, wird Ihr nicht bekommen. Nach einem Supergau wie jetzt in Japan bei der Tagesordnung zu bleiben und die Laufzeitverlängerung nicht sofort rückgängig zu machen, die alten Meiler nicht sofort abzuschalten ist mit Sicherheit Wahnsinnig. Die Bürger werden diese verantwortungslosen Irren sicher bei den nächsten Wahlen abstrafen. Hoffentlich.

  2. Paule war nur geringfügig zu schnell mit seinem Kommentar damals. „Unsere Physikerin“ hatte reagiert und nur 8 Jahre später macht selbst die Betreiberindustrie einen Haken darunter (finanziell ist es kein grosser Schaden für sie geworden…). Aber diesen Komikerverein „WerteUnion“ sollte man im Auge behalten!
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/akw-betreiber-gegen-laengere-laufzeiten-die-nutzung-der-kernenergie-hat-sich-erledigt/24422262.html

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