Bei einer Rede des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski kam es am Donnerstag in der Humboldt-Universität zu Protesten. Etwa 50 Demonstranten aus der Schwulen- und Lesbenszene stürmten den Saal und wollten damit den Auftritt des Präsidenten verhindern, da er eine Politik der Ausgrenzung gegenüber der schwulen und lesbischen Bevölkerung in Polen betreibt. Mit Plakaten und Pfiffen versuchten die Protestierer, die Rede zu verhindern.
„Dieser Mann ist ein Anti-Demokrat, es ist empörend, dass er hier reden darf“, rief einer der Protestierer vom Rednerpult aus. Sie protestierten damit dagegen, dass Kaczynski in den Jahren 2004 und 2005 Demonstrationen von Schwulen in Warschau verboten hatte. Damals war er Oberbürgermeister der Stadt. Nach Angaben der Gruppe „Toleranz auf Polnisch“, die zu den Protesten aufgerufen hatte, war die Polizei im vergangenen Jahr mit brutaler Gewalt gegen die Teilnehmer einer nicht genehmigten Kundgebung von Homosexuellen in Warschau vorgegangen. Polnische Schwulen-Initiativen beklagen die zunehmende Diskriminierung in ihrem Land. Rechtsradikale Gruppen und religiöse Fundamentalisten bedrohen Schwule und Lesben offen mit Gewalt, es kam in den vergangenen Jahren zu schwersten Gewalttaten gegen Schwule. Offenbar fühlen sich die Angreifer von Staat legitimiert.
Die Polizei, die den Auftritt Kaczynskis schützte, räumte den Saal nach den Protesten nicht, weil sich der Rektor der Humboldt-Uni dagegen ausgesprochen hatte. Allerdings wurde die Veranstaltung auch nicht abgebrochen, so dass Kaczynski danach seine reaktionären Ansichten weiter verbreiten konnte. Für ihn sei es unvorstellbar, dass homo- und heterosexuelle Menschen gleichberechtigt seien. Für ihn gebe „es keinen Grund, dass homosexuelle Haltungen gefördert werden“, sagte er nach der Veranstaltung.
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