Liebe Touristen

Ich freue mich sehr, wenn Ihr unsere Stadt besucht. Schon allein deshalb, weil Ihr so dafür sorgt, dass ich einen Teil meiner Miete zahlen kann. Aber: Weil es natürlich schwer ist, sich in fremden Städten und Kulturen zurechtzufinden, benehmt Ihr Euch manchmal etwas daneben. Deshalb hier einige Hinweise, wie Ihr künftig durch Berlin kommt und Euren Spaß haben könnt, ohne ständig von Schlägen und Pöbeleien bedroht zu sein.

  1. Klar ist verreisen in der  Gruppe schöner, trotzdem müssen auf dem Bürgersteig nicht alle nebeneinander laufen.
  2. Anders an Fußgängerüberwegen: Dort ist es es durchaus sinnvoll, dass man möglichst geschlossen rüber läuft und nicht jeder einzeln, so wie die Wildschweine durch den Wald.
  3. Dies gilt übrigens auch für das Verlassen eines U-Bahn-Waggons!
  4. Nein, die meisten Taxifahrer sprechen kein spanisch, koreanisch und erst recht kein texanisch, das man selbst in den USA außerhalb von Texas nicht versteht.
  5. Nein, die meisten akzeptieren auch keine Dollar, Pesetas oder Øre.
  6. Ich weiß, dass Italien ein lautes Land ist. Hier ist es aber anders und deshalb müsst Ihr im Taxi bei Unterhaltungen nicht so laut brüllen, als würde jeder von Euch in einem anderen Auto sitzen.
  7. Nein, Taxifahrer freuen sich weder über 100- oder 200-Euro-Scheine, noch über einzeln abgezählte Cents.
  8. Bitte glaubt mir und meinen Kollegen, dass man vom Alex zum Potsdamer Platz nicht „immer am Wasser lang“ fährt. Jedenfalls nicht, wenn es die kürzestes Strecke sein soll.
  9. Bitte hört auf damit, uns Taxlern nach den Spezialitäten vom Borchardt oder der Gendarmerie zu fragen – woher sollen wir das wissen? Wir können uns das Essen dort nämlich nicht leisten.
  10. Wir wissen auch nicht im Einzelnen, wie die Frauen in den diversen Nachtclubs und Bordellen sind.
  11. Glaubt uns ruhig, dass es in Berlin noch keine Gulags gibt, trotz rot-rotem Senat und einem schwulen Bürgermeister. Auch wenn man sich das in Niederbayern kaum anders vorstellen kann.
  12. Nein, unter der letzten Regierung von Eberhard Diepgen war nicht alles besser.
  13. Ja, wir Taxifahrer sind froh, dass sie unsere Dienste in Anspruch nehmen. Trotzdem muss man es uns während einer Tour nicht fünfmal sagen.
  14. Nein, ich finde nicht, dass man halb Berlin abreißen sollte, weil es hier angeblich „überall so dreckig“ ist. Gegenvorschlag: Fahrt einfach wieder zurück in Euer klinisch sauberes Zuhause.
  15. Nein, Trinkgeld ist kein Almosen, für das sich Taxifahrer mit Tränen in den Augen mehrmals bedanken sollten. Für die moderaten Berliner Taxipreise könnt Ihr in anderen Hauptstädten gerade mal die Hälfte der Strecke fahren.
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10 Kommentare

  1. Hinweise für Taxifahrer:

    1. Wenn der Gast kein Deutsch versteht hilft auch laut und deutlich Sprechen nicht

    2. Speziel bei asiatischen Gästen bringt das Zeigen des Preises mit den Fingern außer Verwirrung nichts

    3. Schulenglisch reicht meißt nicht

    4. In vielen Ländern ist es normal das der Taxifahrer außsteigt und die Türen öffnet, wenn also mal wieder Leute wartend vor eurem Auto stehen …

    5. Touristen kommen oft mit großen Scheinen weil sie im Heimatland Geld wechseln, und da ist in aller Regel der 50er die kleinste Einheit, also nicht meckern sondern mehr Wechselgeld mitnehmen

    hth

  2. @impetrare
    Zu 1:
    Das heißt was?
    Zu 2:
    Das mit den Fingern verstehe ich nicht ganz. Der Fahrgast sieht außerdem ja den Preis auf dem Taxameter.
    Zu 3:
    Taxifahrer sind Taxifahrer, keine Dolmetscher. Daher reicht Schulenglisch in der Regel schon.
    Zu 4:
    Das heißt was?
    Zu 5:
    Den ersten und zweiten 50er kann ich auch wechseln. Aber was glaubst du denn, wieviel Wechselgeld man bei durchschnittlich 100 Euro Umsatz pro Schicht dabei haben sollte?

  3. @aro
    1: Wenn er dich leise nicht versteht wird er es auch nicht tun wenn du ihn anbrüllst

    2: http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Zahlendarstellung#Handzeichen_zum_Ausdruck_chinesischer_Zahlen

    3: Also ich hatte mit Schulenglisch das erste mal im Ausland mit Schulenglisch echt Probleme da ich die meisten Vokabeln schlicht nicht kannte. In Taxas habe ich mich auch noch Jahre später gewundert warum ich überall mit „doing“ begrüßt wurde.

    4: das der Fahrer mal austeigen sollte wenn die Leute wartend vor seinem Auto stehen?

    5: Genug?

  4. @impetrare
    Ich habe keine Ahnung, was du meinst, sorry. Wer brüllt denn Fahrgäste an, weil sie kein Deutsch verstehen?

    Wenn ich jedesmal aussteigen würde, wenn Leute am Taxi stehen, wäre ich ja ständig am Rein- und Rausrennen. Natürlich stimme ich dir zu, dass man Fahrgästen beim Einsteigen hilft, wenn sie z.B. gehbehindert sind. Aber das meist du ja offenbar nicht.
    Ich war schon in vielen Ländern unterwegs und nirgendwo habe ich bemerkt, dass es üblich ist, sich neben das Auto zu stellen, wenn man mitfahren will. Man steigt ein.

    „Genug“ ist keine Antwort. Was ist deiner Meinung nach genug Wechselgeld? Ich muss den nächst höchsten Schein wechseln können, auch mehrmals und das ist auch angemessen. Aber ausreichend Wechselgeld für z.B. 6 x 50er wechseln zu können, ist unrealistisch. Leider haben wir nämlich noch ein Sicherheitsprobem und wenn es erstmal bekannt wäre, dass wir 200 EUR oder mehr Wechselgeld dabei hätten, würde es noch mehr Überfälle als jetzt schon geben.

  5. @aro

    Nun sag nicht das typische laut und langsam Sprechen gegenüber Menschen die die Sprache nicht sprechen ist dir noch nie aufgefallen?

    Was das öffnen der Türen angeht, ja, in anderen Ländern (besonders in Asien) ist das gewöhnlich.

    Und sicher ist die Antwort „genug“ auf die Frage des Wechselgeldes richtig. Ich weiß ja nicht wie viel du brauchst aber wenn du das in die List aufnimmst scheint es da ja hin und wieder Schwirgkeiten zu geben.

  6. @impetrare
    – wenn ich im Ausland bin, bin ich froh wenn man mit mir deutlich und langsam spricht, so habe ich wenigstens eine Chance etwas zu verstehen. Das die Leute dabei extra laut reden ist mir NICHT aufgefallen.

    – öffnen der Türen ect.: andere Länder andere Sitten und Gebräuche fällt mir dazu nur ein. Natürlich hilft man wenn Hilfe geboten UND ERWÜNSCHT ist, aber ansonsten sollten sich Touristen doch den Sitten und Gegebenheiten des Landes anpassen in dem sie sich gerade befindet. Das ist doch gerade das schöne und interessante, dass es in anderen Ländern anders ist, deshalb besucht man doch andere Länder. Menschen, z. B. Deutsche, die ins Ausland fahren und dort alles scheiße finden weil es dort kein Eisbein und kein deutsches Bier gibt sind dann doch eher die, die nicht richtig ticken.

    – Wechselgeld: aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man nie „genug“ Wechselgeld bei haben kann, es gibt eben so ne und solche Tage. Ich sehe die Sache auch hier eher andersherum, es versteht sich eigentlich von selbst, dass man als Kunde einen geringen Betrag nicht mit einem großen Schein bezahlt.

    zum Artikel:
    :-) , lustig, und perfekt aus dem Leben gegriffen.

  7. Wie Cäsars Legionäre gegen die Gallier über die Bürgersteige zu laufen, das praktizieren auch die ‚Locals‘ oft und gerne.

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