Blaulicht trifft Rotlicht

Kurz nach der Eröffnung von Berlins modernstem Unfallkrankenhaus in Marzahn hatte ich eine Taxi-Tour nach Strausberg. Auf dem Rückweg nach Berlin überholte mich ein Krankenwagen mit Blaulicht und bremste mich aus. Der Fahrer kam nach hinten zu mir gerannt: Ob ich wohl das neue UKB kennen würde? Sie kämen aus Brandenburg und wüssten nicht, wo die Warener Straße in Berlin ist. Ich konnte. Navigationsgeräte gab es vor zehn Jahren in den Krankenwagen offenbar noch nicht. Also gab mir der Mann den Auftrag, ihn als Lotsenfahrt dort hinzuführen und so fuhr ich die Landsberger nach Berlin rein, verfolgt von einem Krankenwagen mit Blaulicht. Wenn wir in der Stadt an eine rote Ampel kamen, schaltete er sein Martinshorn an und ich fuhr vorsichtig über die Kreuzung. Es war des Taxifahrers Traum: Keine rote Ampel mehr, die einen aufhielt! Dazu konnte ich auch noch laut meine Musik hören, weil kein Fahrgast im Auto saß und ich nicht auf den Funk achten musste. Am Krankenhaus angekommen wurde mir die Fahrt sogar noch mit Trinkgeld bezahlt.

Andere Situation: Immer wieder beobachte ich, wie panisch manche Autofahrer auf das Auftauchen von Polizei oder Feuerwehr reagieren, die mit Blaulicht und Sirene von hinten näher kommen. Manche gehen vor Schreck voll auf die Bremse, würgen dabei sogar noch ihr Auto ab. Anstatt die Straße frei zu machen, blockieren sie sie damit erst recht.
Am Schlimmsten aber sind diejenigen, die weit rechts – oder manchmal sogar links – heranfahren und dort stehen bleiben. Das haben sie mal in der Fahrschule gelernt, dass man eine Gasse bilden soll und nun wird das angewendet, selbst wenn vor ihnen alles frei ist und sie den Verkehr nach hinten blockieren. Dass das mit der Gasse innerhalb der Stadt und schmalen Straßen eventuell ziemlich dumm ist, soweit denken viele nicht. Bis dann über den Außenlautsprecher die wütende Durchsage aus dem Einsatzwagen kommt, dass sie gefälligst weiterfahren sollen.

Heute Nacht nun hatte ich mal ein ganz neues Blaulichterlebnis. Offenbar lernten einige blau-weißen Frischlinge rund um den Potsdamer Platz, wie man sich als Fahrer eines Mannschaftswagens im sogenannten Eil-Einsatz verhält. Immer wieder fuhr die Wanne mit eingeschaltetem Blaulicht schnell auf die Kreuzung zu, bremse dann ab und tastete sich durch den wartenden Verkehr. Das ging über eine halbe Stunde so, dann stand anscheinend das Abbiegen auf dem Programm. Beim ersten Mal klappte das noch nicht so gut, die Wanne legte sich dermaßen weit nach außen, dass einige Passanten aufschrien und zur Seite rannten. Ich erwartete ebenfalls, dass der Wagen umfiel, aber meine bösartige Hoffnung wurde nicht erfüllt. Der Fahrer konnte ihn noch fangen, allerdings wackelte er ein paarmal dermaßen, dass die armen Insassen bestimmt seekrank wurden.
Danach gab es wohl eine Standpauke, denn die nächsten Versuche liefen schon geschmeidiger. Der Test endete, als es ein Zusammentreffen gab zwischen der Wanne mit dem Polizeischüler und einem echten Blaulichteinsatz des Krankenwagens. Der hatte Grün und fuhr sehr schnell auf die Kreuzung zu. Doch unser Jungpolizist achtete offenbar nicht richtig drauf und plötzlich hörte man das laute Quietschen von zwei Autos bei einer Vollbremsung. Der Kranke im Feuerwehrwagen dürfte wohl von der Trage gefallen sein.
Und ich schätze, dass der Polizeischüler jetzt erstmal im Auto-Scooter weiter übt.

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4 Kommentare

  1. Ohjeohje…na DER Polizeischüler hatte es aber drauf! LOL Klingt so, als wäre da erstmal ein allgemeines Fahrtraining, ggf. ergänzt um ein ADAC Fahrsicherheitstraining dran gewesen. Aber der Staat muß ja sparen, und bei der Polizei (dürfen ja, glaube ich nicht einmal streiken) spart es sich halt am einfachsten! Und wenn es der Polizei mal zu blöd wird, hat sie ja immernoch die Taxifahrer, an denen sie sich abreagieren kann. ;o) Das mit der Blaulichtproblematik bringt mich auch immer wieder auf die Palme – die Leute fürchten (zu unrecht, denn es ist ja erlaubt) einen Strafzettel, weil sie, um den Sanka vorbei lassen zu können, mal über die rote Ampel fahren MEHR, als daß da hinten in der Kiste womöglich jemand verreckt wegen ihrer dilettantischen Blockiererei! Hirn für a Fünferl – wenn überhaupt! Andererseits darf man nicht vergessen, daß TATSÄCHLICH ein signifikanter Teil der autofahrenden Bevölkerung autofahrerisch unglaublich inkompetent ist. Beispielsweise die berühmten „middle lane morons“ auf der Autobahn: Viele von denen fahren DESHALB in der Mitte, weil sie extreme Angst vor Spurwechseln haben – die „trauen sich das nicht zu“. LOL Und neulich las ich eine schockierende Statistik, derzufolge etwa 40% der Frauen, die mühsam und für Tausende von Euros ihren Führerschein gemacht haben, ihn danach ÜBERHAUPT NICHT NUTZEN, weil sie so viel Angst vor dem Autofahren haben! Ich persönlich glaube ja, daß Frauen nicht grundsätzlich schlechter Autofahren MÜSSEN – doch bei vielen hapert es schlichtweg an der Fahrpraxis (und viele lassen sich obendrein noch von ihrem machomäßigen Fahrlehrer verunsichern). Darum mein ernst gemeinter Tipp, wieder und wieder: Fahrsicherheitstraining beim ADAC! Hilft viel, macht kompetenter, verleiht Selbstvertrauen. Tagespaket um die 150.- Euro. Ein Schnäppchen, für das was man dort bekommt – und was man damit womöglich vermeiden kann!

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