Fast Food & Drink

Die Currywurst aus dem Imbisswagen ist in Berlin längst zur Seltenheit geworden. Die meisten Bezirke verlängern ablaufende Konzessionen dafür nicht mehr und wer sich dann keinen Laden leisten kann, hat eben Pech. Den Hype um Döner, Falafel, Sushi und schließlich Edel-Burger haben die meisten Wurstverkäufer sowieso nicht überlebt. Manche steuerten mit guter PR-Arbeit gegen, so dass bei Konnopke und Curry 36 oft lange Schlangen von wartenden Kunden stehen. Daran, dass die Teile dort außergewöhnlich gut schmecken, kann es jedenfalls nicht liegen.

Seit zwei Jahren boomt nun das Geschäft mit den Würsten wieder. Allein im Dreieck Rosenthaler Platz, Hackescher Markt und Bhf. Friedrichstraße haben sieben neue Läden eröffnet. Auch in Kreuzberg, Schöneberg oder Charlottenburg, überall entstehen neue Wurstbuden mit bunter Leuchtreklame, sie suggerieren, dass die Wurst das neue In-Fast-Food ist. Die „neue Currywurst-Kultur“ ist oberflächlich, ohne Seele.

Am Nolli aber hat der erste Laden schon wieder geschlossen. Die „Total verrückte Currywurst“ musste der nächsten Mode weichen. Jetzt gibt es dort „Bubble Tea“. Mega hip und innerhalb nur weniger Monate zum neusten Trend ausgerufen, sprießen die Läden derzeit überall aus dem Boden. Kalter, extrem überteuerter Tee mit undefinierbaren Kügelchen drin, die optisch und geschmacklich an Popel erinnern.
Na ja, wer’s mag… Es soll ja schließlich nicht schmecken, sondern trendy sein.

Ich steh aber noch auf die alte Art: Am Kottbusser Tor hab ich schon 1981 bei Anni an der Bude gestanden, wenn draußen die Polizei Hausbesetzer jagte. Und noch immer schneidet sie dort die Wurst mit der Schere und serviert sie auf Porzellantellern. Und wenn jemand ein Trinkgeld gibt, dann kommt es in das alte Sparschwein und Anni pfeift eine kurze Melodie. Das ist Kultur!

Anni am Kottbusser Tor
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7 Kommentare

  1. Aufm Hermannplatz steht, wenn Markt ist, auch eine Currywurstbude, mit zwei sehr netten Damen drin, die Currywurst (mit und ohne Darm ) schmeckt großartig, aber das wissen leider ziemlich viele Leute, deshalb bilden sich zeitweise längere Warteschlangen.

  2. ich habe dieses bubble tea zeug noch nicht probiert. aber woher wollen sie denn wissen dass es den leuten nicht auch schmeckt die das trinken?

    das erinnert mich an das geschimpfe über das „modegetränk“ latte macchiato“ (dank der prenzlmütter nun ein richtiges feindbild). was so schlimm daran ist, milchkaffee oder anderes aus nem pappbecher unterwegs zu trinken, habe ich nie begriffen. mir gefällt diese kultur und ich bin ganz bestimmt nicht hip und trendy.

    kultur verändert sich eben auch im laufe der zeit. in 20-50 jahren werden die heute 20jhrigen dann sicher genauso ihrer kultur hinterher trauern. :)

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