„Was hast Du für’n Problem?“

Es ist schon komisch, worüber sich manche Menschen aufregen. Vor allem, weil in der Summe der Aufregungen der Herzinfarkt stehen kann.
Ein davon bedrohtes Exemplar traf ich in Schöneberg. Nachdem ich von der Potsdamer in die Kurfürstenstraße eingebogen war, kam mir nach etwa 50 Metern von vorn ein Kleinwagen entgegen, der plötzlich wendete und mich dabei fast gerammt hätte. Natürlich hupte ich, weil es die Naturgesetze nun mal nicht zulassen, dass sich zwei feste Stoffe (in diesem Fall Autos) zur selben Zeit am gleichen Ort befinden. Gerade hier hat man oft Autofahrer, die mit den Augen nicht auf der Straße sind, sondern bei den Damen am Rand, die aussehen, als würden sie auf den Bus warten.
Mein Hupen nahm sich der Fahrer jedoch so zu Herzen, dass er aggressiv wurde. Während ich die Kurfürstenstraße entlang fuhr, gab er immer wieder Gas und fuhr fast auf mich auf. Zwischendurch wollte er mich überholen, wobei er beinahe im Gegenverkehr gelandet wäre. Nach dem Einbiegen in die Einemstraße kam er schließlich am Nollendorfplatz neben mir an der Ampel zum Stehen.

„Was hast du für’n Problem?“, schrie er zu mir rüber. Auf meine Frage, was er will, kam wieder der gleiche Spruch. Ich fuhr weiter und stellte mich an die Taxihalte, er hielt direkt neben mir. Und wieder: „Was hast du für’n Problem?“ Ich antwortete nur noch, dass ich mit ihm nicht per Du bin.
Aber er gab nicht auf: „Du weißt wohl nicht, mit wem du dich hier anlegst. Wie heißt du? Sag mir deinen Namen!“ Er gab nicht auf und als ich vorrückte, zog er sogar mit. Demonstrativ sah er sich die Werbung an der Taxitür an und tippte etwas in sein Handy. Bervor er wieder weg fuhr, rief er noch, dass das Ärger mit dem Chef gäbe – und düste dann weg.
Zurück blieb ein ratloser Taxifahrer, der nur einen Tag nach dem Erlebnis mit dem Diplomaten wieder nicht fassen konnte, wer so alles auf Berlins Straßen unterwegs ist.

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4 Kommentare

  1. Wenn ich die Geschichten von euch Berliner Kollegen lese nehme ich an, daß bei euch entschieden mehr Idioten auf der Straße unterwegs sind als hierzulande. Das ist zwar traurig für den Rest des Landes, dem die Stories fehlen, aber man muß es einfach neidlos anerkennen. :-(

  2. Das geht auch andersrum. Ich fahre irgendwann mal in die Kurfürsten rein und dort relativ gesittet lang (sollte man, ansonsten macht irgendwas Leichtbekleidetes plötzlich eine ungefragte Unterbodeninspektion bei Deinem Auto) und ein Taxi hinter mir hupt wie bekloppt, gibt dann Gas, überholt und muß an der nächsten roten Ampel halten. Und der Fahrer schimpft wie ein Rohrspatz, als ich links neben ihm zum Stehen komme (er wollte in die Genthiner abbiegen). Ich habe das getan, was man in diesem Moment tun muß: freundlich gewunken und gelächelt.

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