Schlechter Tag

Schon von Weitem sah ich, wie der Möbelwagen in der  zweiten Spur stand – dummerweise neben dem Taxi, das ich gerade zum Arbeiten abholen wollte. Ich bat also  einen der Möbelträger, das Auto innerhalb der nächsten  fünf Minuten ein paar Meter vorzufahren, solange  brauchte ich noch, um die Schicht vorzubereiten. Auch  dem Mann, der vorn auf dem Beifahrersitz des  Lastwagens saß, sagte ich bescheid. Das sollte wohl reichen. Tat es aber nicht.

Nach fünf Minuten, als ich los wollte, stand der LKW immer noch da. Nochmal sprach ich zwei Männer an, die mich aber mit „Ja, ja…“ abfertigten. Da der Laster noch halb voll war, würde es noch eine Weile dauern, und zwar eindeutig zu lang. Zu warten war mir zu doof und ein Ausweichen auf den Bürgersteig war auch nicht möglich. Also hielt ich einen der vielen Polizeiwagen an, die hier ständig vorbei kommen, und bat um Unterstützung. Aber als sie ihrerseits einen der Arbeiter zum Wegfahren aufforderten, wurden sie genauso ignoriert wie ich zuvor.
Nun wurden die Polizisten sauer und das ist meist nicht gut. Sie fragten den nächsten Möbelträger, wer der Fahrer des Lastwagens sei und als der ohne was zu sagen mit den Schultern zuckte, gingen die Beamten zum LKW und schlossen die Ladetür. Auf einmal kam doch noch Bewegung in die Mannschaft und plötzlich war sogar der Chef da – und der regte sich fürchterlich auf. Ständig müsse er den Wagen vor oder zurück fahren, die Polizei solle ihn gefälligst in Ruhe lassen und überhaupt kotzt ihn alles an. Dass ihm währenddessen ein Strafzettel wegen Parkens in der zweiten Spur ausgefüllt und überreicht wurde, verbesserte seine Laune nicht wirklich. Er zerknüllte den Zettel und warf ihn auf den Boden, dabei brüllte er was von Schikane und Willkür. Das kostete ihn nun ein weiteres Bußgeld, auch wegen des Zettels.
Auf die Aufforderung der Polizistin, den Lastwagen endlich wegzufahren, reagierte er nur pampig: „Und wenn nicht, knallen Sie mich dann ab?“
„Nein, aber ich lasse den Wagen dann abschleppen und das wird für Sie noch mal richtig teuer!“
Es folgte eine kurze Diskussion darüber, dass die Umzugsfirma vorher auch Halteverbotsschilder hätte aufstellen können, was dem Spediteur aber zu aufwändig und teuer gewesen ist. Ich schaltete mich ein, dass ich endlich mal losfahren möchte, da schnauzte er mich an: „Halt die Fresse!“
Nun reichte es auch der Polizistin. Über Funk rief sie einen LKW-Abschleppwagen. Endlich stieg der Choleriker in seinen Laster und fuhr ein paar Meter vor. Als er ausstieg und wieder zurück kam, sagte die Polizistin, er müsse den Lastwagen komplett wegfahren, da er in der zweiten Reihe nicht halten darf.
In der Zwischenzeit war ihr Kollege auf die andere Straßenseite gegangen, wo ein PKW in der Einfahrt stand, quer über den Bürgersteig. Er heftete auch dort einen Strafzettel an und wieder war es der Spediteur der protestierte: „Lass die Scheiße, reicht Euch nicht die Kohle, die Ihr mir hier schon ergaunert?“ Darauf sprang nun wieder die Polizistin an, aber wie es weiter ging, weiß ich nicht, da ich endlich losfahren konnte.
All den Stress hätte sich der Mann sparen können, wenn er am Anfang den Lastwagen einige Meter zur Seite gefahren hätte.

[Dieser Beitrag erschien zuerst am 27. Juni 2012]

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3 Kommentare

  1. Schade, dass du nicht noch da bleiben könntest… Der Ausgang hätte mich sehr interessiert. Man kann sich halt unglaublich dumm anstellen, wie die Möbelleute beweisen. Da müssen die mal einen rein kriegen, sonst lernen die es nie…

  2. Ja, diese verdammten Drogen!! Einer nimmt Heroin und ein anderer wiederum braucht Adrenalin. Zum ersteren verhilft der Local-Dealer und zum zweiteren die Polizei! Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

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