Live von der Grenze Israels zum Gazastreifen

Vor einigen Tagen begann die israelische Armee auf die Hunderte von Raketen zu reagieren, die in den vergangenen Monaten von der Hamas in Gaza abgeschossen wurden. Die Weltöffentlichkeit hat sich bisher vornehm zurückgehalten, erst jetzt, wo Israel zurückschlägt, beginnen die üblichen Verdächtigen zu mahnen. Diese Doppelmoral ist den Menschen in Israel längst bekannt.
Tag und Nacht sind die Reporter der ARD vor Ort, sie berichten ständig in Radio- und TV-Schalten nach Deutschland, aus Tel Aviv, von der Grenze und manchmal sogar aus Gaza. Die Journalisten dort schreiben auch ein Blog, in das sie nicht nur ihre gesendeten Beiträge stellen, sondern auch darüber hinaus gehende Informationen und Gedanken. Und sie lassen uns an ihrem derzeitigen Arbeitsalltag teilhaben:

„Was ist Luxus? Die Antwort ist in solchen Zeiten ganz einfach: im eigenen Bett schlafen zu können, den Morgenkaffee zu genießen, ehe es wieder raus geht, in den Süden.
Wer weiß, wie sich dieser Konflikt noch entwickelt, ob ich in den nächsten Tagen und möglicherweise Wochen immer im eigenen Bett schlafen kann oder ich sonstwo sein werde.  Und mittlerweile kommt noch eine andere, neue Frage dazu: Da ich im Süden Tel Avivs lebe und eine der Raketen, die auf die Stadt abgefeuert wurde, in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung heruntergekommen ist, kommt so langsam auch die Frage auf, ob ich abends, so ich denn heim komme,  mein Zuhause noch vorfinden werde…
Sicher, im Augenblick ist die Frage ein wenig übertrieben, denn wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht wirklich daran, daß etwas geschehen kann. Aber warum glaube ich nicht dran? Weil ich nicht dran glauben w i l l? Weil ich versuche, solch einen Gedanken schlicht zu verdrängen, weil dies bedeuten würde, daß wir hier einen Krieg in noch nie dagewesener Form erleben würden, wenn meine Wohnung in Tel Aviv ernsthaft so gefährdet wäre, daß ich ernsthaft Angst haben müßte, daß ich abends möglicherweise zu einem Trümmerhaufen zurückkehren könnte? Ich kann mich erinnern, wie das war, damals im Golfkrieg 1991, als die Scud-Raketen auf Tel Aviv fielen.  Das war die bislang größte Bedrohung für die Stadt Tel Aviv, es wurden Wohnungen, Häuser zerstört… aber irgendwie hatte man sich daran gewöhnt und nahm – allerdings erst nach Tagen – die Möglichkeit, Tel Aviv könnte ernsthaft gefährdet sein, nicht mehr wirklich ernst. Oder ist diese Vorstellung, meine Wohnung könnte ein Trümmerhaufen sein schlicht übertrieben, weil die Islamisten in Gaza, egal wieviel Raketen sie vielleicht noch haben, gar nicht in der Lage sind, Tel Aviv ernsthaft zu gefährden? Weil wir hier eine ungleichen, asymetrischen Krieg erleben?“
Weiter…

ARD-Blog aus Israel

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