Kollegengespräche

Was reden Taxifahrer eigentlich miteinander, wenn sie irgendwo herum stehen? Natürlich drehen sich die Gespräche meist um den Berufsalltag. Über besondere Fahrgäste, über Umleitungen, über Gewerbepolitik. Und immer wieder um Fußball. Klar, Hertha und die Nationalmannschaft, Expertenmeinungen über Spieler, Trainer und Spielsituationen.
Immer wieder gibt es auch die Spezialisten, die mit ihren angeblichen Superumsätzen herum prahlen. Über die hat sich mein Kollege Sash mal Gedanken gemacht.
Diese Gespräche sind oft ermüdend, vielleicht werden sie nur geführt, damit man überhaupt etwas sagt. Da mir das nichts bringt, stehe ich normalerweise nur schweigend daneben. Zu manchen Themen hätte ich zwar durchaus was zu sagen, verspüre dazu aber wenig Lust. In diesen Momenten ist mir sehr deutlich, wie wenig ich mit den Kollegen zu tun habe. Dem oberflächlichen Rumgeprolle oder den hundert und tausend mal gehörten Klagen gegen „die da oben“ bin ich so überdrüssig. Sie sind der Versuch, der Einsamkeit im Arbeitsalltag etwas entgegenzusetzen, und sei es nur die Fiktion von sozialem Austausch. Auch ich wünsche mir das ja, ein, zwei Kollegen, mit denen man sich um Mitternacht mal für eine halbe Stunde trifft, über Erlebnisse redet, über das was einen gerade bewegt. Solche Gespräche gibt es manchmal, selten, mit Fahrgästen, doch da fehlt die Vertrautheit und am Fahrtziel sind sie wieder vorbei. Das ist natürlich kein Ersatz.
Wie gut, dass ich wenigstens meinen Blog habe.

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4 Kommentare

  1. Bei uns wird immer rumgejammert über kurze Fahrten und niedrige Umsätze. Oder es wird eine besonders lukrative Fahrt, die man mal anno soundso hatte, aus dem Gedächtnis gekramt ;)

    Sehr schöner Artikel, trifft die Sache auf den Punkt.

  2. Das könnte man mit ein wenig Umgestaltung auch über uns LKW Kutscher schreiben. Mir geht es auch so, ich halte mich abseits von den ganzen Helden und bin deswegen das „Kollegenschwein.“ Und da man von mir ja privat nichts erfährt werden Gerüchte in die Welt gesetzt.

  3. Tja, es wird bevorzugt über etwas gesprochen, was alle irgendwo nachvollziehen können (gemeinsamer Nenner). Schlimm sind Familienfeiern ab einem bestimmten Altersdurchschnitts, dann unterhält sich die ganze Blase über nichts anderes mehr als über ihre Krankheiten und Wehwehchen.

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