Der erste Computer der Welt kam aus Berlin

Kreuzberg, Methfesselstr. 10-12: Hier wurde die Maschine erfunden, die es Ihnen heute ermöglicht, diesen Text zu lesen: Der Computer. Ohne ihn sind das öffentliche Leben, die Wirtschaft und auch große private Bereiche nicht mehr denkbar. Mit atemberaubendem Tempo wachsen die Anwendungsmöglichkeiten, die Speicherkapazitäten und die Rechengeschwindigkeiten.
Dabei ist es den meisten Anwendern nicht bekannt, dass die Computer in Berlin erfunden wurden. Konrad Zuse war ein sogenannter „Erfinder“, der schon als Kind bemerkenswerte technische Leistungen vollbrachte: Bereits im Alter von zehn Jahren soll er aus Blech und Nägeln eine funktionierende Treppenlichtschaltung gebastelt haben.
Als 22-Jähriger hatte er die Vision eines „mechanischen Gehirns“, das monotone, immer wiederkehrende Rechenaufgaben bewältigen sollte.1935 beschrieb Zuse eine programmgesteuerte Rechenmaschine auf der Zahlenbasis „2“, dem Binärsystem. Daraus entstand 1936 der Z 1, der erste programmgesteuerte, digitale Computer der Welt. Er bestand aus mechanischen Schaltgliedern. Das war 1932. Sieben Jahre später baute er die Z 2 mit einem Rechenwerk aus elektromagnetischen Relaisschaltern.
Im Mai 1941 wurde dann der erste funktionsfähige, freiprogrammierbare Rechners der Welt – der ZUSE Z 3 – fertiggestellt. Dieser Rechner arbeitete bereits mit Dualzahlen und Gleitkommadarstellung.
Zwischen 1942 und 1947 erarbeitete Zuse dann noch die erste universelle, algorithmische Programmiersprache der Welt, das 300-seitige „Plankalkül“. Damit wollte er schwierige Ingenieursaufgaben, wie z.B. im Bauwesen, in Programme fassen.
Ihm folgten zahlreiche zusätzliche Erfindungen, wie 1956 der sehr genau arbeitende automatische Zeichentisch Graphomat Z 64, einer der ersten Plotter der Welt.
Eine – heute wieder sehr aktuelle – Idee entwickelte Zuse Ende der 1960er Jahre: die Idee des „Rechnenden Raums“. Darin beschrieb er den Kosmos als einen physikalischen aus Punkten, die gleiche Abstände zueinander haben und ein räumliches Gitter bilden. Jeder Punkt ist ein Datenspeicher, dessen Daten sich in einer festgelegten Taktzeit verändern. Dabei entstehen „Digitalteilchen“, d.h. Muster, die sich als submikroskopische Computer erweisen können. Die Visualisierung physikalischer Vorgänge mit Hilfe solcher theoretischer Automaten ist ein grundlegender Bestandteil heutiger Wissenschaft.
Noch als über 80-jähriger hatte er ständig neue Ideen wie z.B. einen drehbaren, d.h. sich nach dem Wind ausrichtenden Helix-Turm zur besseren Ausnutzung der Windenergie.

Anders als z.B. die US-Firma IBM, die staatliche Subventionen erhielt, musste Konrad Zuse die hohen Entwicklungskosten für seine Rechner durch den Verkauf seiner Produkte selbst auftreiben. Dabei war der deutsche Heimatmarkt an ihm kaum interessiert, da sich die westdeutsche Industrie erst im Aufbau befand. Erst ab 1955 erhielt er vermehrt Aufträge aus der Bundesrepublik Deutschland; seit den 1960er Jahren lieferte er auch in die Tschechoslowakei, die Sowjetunion und in die DDR.

Foto: Nachbau des Z3. Venusianer, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

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