Sweineglübte

Ich werde in diesem Arti­kel nieman­den outen, keine Geheim­nisse verra­ten. Auch wenn es da ein paar Dinge gibt, für die mich die Schund­presse sicher gut bezah­len würde. Die im Taxi zur Beweis­si­che­rung einge­baute Kamera würde sich sehr schnell amor­ti­sie­ren.
Natür­lich bin ich der Meinung, dass auch Promi­nente ein Recht auf Privat­sphäre haben. Ande­rer­seits könnte man sicher darüber disku­tie­ren, dass Taxis auch öffent­li­che Orte sind und man sich nicht wundern muss, wenn ein bestimm­tes Verhal­ten dort dann auch öffent­licht bekannt wird. Aber so soll es nicht sein.

Partei­freunde

Oft sind es Poli­ti­ker, die nach einem langen Tag mit anschlie­ßen­dem Knei­pen­be­such im Taxi redse­lig werden. Ein Mensch aus dem Bundes­tag erzählte mir mal, “die Juden bestim­men die Poli­tik, sie halten die Fäden in der Hand!” Leider waren wir schon am Ziel ange­langt, so dass ich ihn nicht mehr raus­schmei­ßen konnte.
Ein ande­rer, bis vor weni­gen Jahren Funk­tio­när der SPD, fing im Auto an, über die Türken und Araber zu schimp­fen. Natür­lich hätte er ja nichts gegen Auslän­der, aber wenn er jeden Tag durch Neukölln fährt, könne ihm regel­mä­ßig schlecht werden, bei dieser “Saubande”. Leider dürfe man ja nicht, wie es nötig wäre. Mir fehlte in diesem Moment die Lust, nach­zu­fra­gen, was genau seiner Meinung nach notwen­dig wäre. Aber ich bin sicher, dass mir die Antwort nicht gefal­len hätte.

Glei­che Partei, sehr hoher Funk­tio­när, erst vor ein paar Tagen: Auf dem Weg von einer Veran­stal­tung zu ihm nach Hause reden wir ein biss­chen. Ich frage ihn, ob er ernst­haft glaubt, dass die SPD bei der Wahl im Herbst eine Chance hat. “Eine Chance, völlig abzu­stür­zen? Auf jeden Fall!”, antwor­tete er zynisch. “Mit diesem Kandi­da­ten und auch mit dem Vorsit­zen­den kann es nur in eine Rich­tung gehen, nach unten. Frau Merkel, die macht es rich­tig. Erst hat sie sich die CDU unter­tan gemacht und nun kommen auch noch wir dran.”
“Und warum haben Sie nicht verhin­dert, dass das so kommt? Es ist doch bekannt, wie Stein­brück und Gabriel sind, deren Verhal­ten ist doch eigent­lich keine Über­ra­schung.”
“Da haben Sie recht. Aber Poli­tik, und vor allem Partei­po­li­tik, das hat mit Logik nicht immer was zu tun. Und diese Macht­spiele sind wahn­sin­nig ermü­dend.”

Über­haupt Poli­ti­ker: Drei CSU-Leute, lästern gegen einen ande­ren. Als der erste ausge­stie­gen ist, begin­nen die beiden gegen ihn herzu­zie­hen, was er doch für ein Weichei wäre. Nach­dem wir den zwei­ten abge­setzt hatten, fing der Letzte an, mir zu erzäh­len, wie unfä­hig der wäre. Ich habe das abge­blockt und mir nur gedacht: Partei­freunde sind doch was Schö­nes…

Gigolo

Die Tanz­ver­an­stal­tung war zu Ende, drau­ßen stand ein mittel­al­ter Mann im schi­cken Anzug, umringt von wesent­lich älte­ren Damen. Offen­bar schrieb er Auto­gramme. Dann noch einige Küss­chen und er ging schnel­len Schrit­tes zu meinem Taxi.
Auf der Fahrt nach Hause fragte ich ihn, was er denn für eine Berühmt­heit sei, dass er Auto­gramme verteilte. Sein Name sagte mir nichts, auch sein Gesicht kannte ich nicht. Kein Wunder, denn er kommt aus dem Bereich der Volks­mu­sik, was nun wirk­lich nicht mein Fall ist. Das sagte ich ihm auch und er antwor­tete, dass er privat auch was ande­res hört. Er ist vor allem nicht so auf die Küss­chen erpicht, aber in dieser Bran­che ist alles nur Kulisse, der Schein muss gewahrt blei­ben.
“Sie sind schwul?”, fragte ich ihn ganz direkt.
“Ja, aber das wissen nur wenige. Mir wäre es ja egal, früher habe ich sogar offen schwul gelebt. Aber das geht jetzt nicht mehr.”
“Glau­ben Sie wirk­lich, die Leute würden Sie dann nicht mehr hören, wenn sie es wüss­ten?” Ich fand das absurd.
“Das glaube ich nicht nur, ich bin mir sicher. Ich spiele denen eine heile Welt vor und darin haben Schwule oder Lesben keinen Platz. Was glau­ben Sie, wie manche von denen über Wowe­reit lästern, nur weil er schwul ist. Selbst noch zehn Jahre nach seinem Coming Out.”
“Also müssen Sie Privat und Geschäft total tren­nen?”
“Ich würde gerne mit meinem Freund zusam­men­le­ben, aber wenn das jemand mitkriegt, wäre es gar nicht gut. Und heut­zu­tage ist immer irgendwo eine Handy­ka­mera zur Stelle.”
Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn bedau­ern soll. Letzt­end­lich ist es aber sein Leben und wenn er das Risiko so hoch einschätzt, muss er auch damit leben.

Lady in Blond

Die promi­nente Schau­spie­le­rin erkannte ich nur, weil der Name bei der Bestel­lung auf dem Display stand. Sie war schon mehr als ange­trun­ken, setzte sich auf den Beifah­rer­sitz und wollte, dass ich losfuhr. Meine Frage nach dem Fahr­ziel beant­wor­tete sie nur mit “gera­de­aus.”
So etwas mache ich nicht, auch nicht bei ihr. Ohne Ziel wird nicht gefah­ren. Außer­dem weigerte sie sich anfangs, sich anzu­schnal­len. “Ich werde mich über sie beschwe­ren. Sie wissen wohl nicht, wer ich bin!” Stimmt das weiß ich nicht, log ich, nur um sie zu ärgern. Wütend schnallte sie sich an, gab das Fahrt­ziel an und los ging’s. Die Fahrt verlief dann recht ruhig, bis sie plötz­lich anfing, dass ihr Freund ein Arsch wäre, dass sie ihn hassen würde und er es sowieso nicht brächte. “Er macht auf jung und kriegt schon lange kaum noch einen hoch!” So genau wollte ich es nicht unbe­dingt wissen. Dann legte sie ihre Hand auf meinen Ober­schen­kel und fragte: “Und Du?”
“Nehmen Sie Ihre Hand da weg!”
“Mein Gott, sind Sie zickig. Seien Sie doch froh, wenn Ihnen mal jemand etwas näher kommt. Sie sind auch nicht gerade ein Adonis.” So deut­lich, wie es sich hier liest, sprach sie aller­dings nicht mehr.
Ich musste grin­sen, denn hätte sie sich jetzt im Spie­gel gese­hen, wäre es ihr sicher pein­lich.  Wenigs­tens packte sie ihre Hand wieder an den rich­ti­gen Platz. Und dann schmollte sie. Plötz­lich lallte sie wieder los: “Aber nicht, dass Sie was weiter­erzäh­len! Sie wissen schon: Swei­n­egl­übte!”
Diese Vorlage ließ ich mir natür­lich nicht entge­hen. “Ich habe kein Schwei­nege­l­übte abge­legt. Und eine Schwei­ge­pflicht habe ich auch nicht, falls Sie das meinen. Ich bin nämlich weder Pries­ter noch Arzt.”
“Aber ein Arsch, das sind Sie!” Sprach es, zahlte und wankte in ihr Wohn­haus.

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2 Kommentare

  1. Das klingt ja als hättest du fast jeden Tag solch unter­halt­same Fahr­gäste! Da würden andere Leute viel Geld für zahlen ;-)

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