Merkels Beule

Dass der Berliner Verkehr nicht einfach ist, das weiß man. Vor allem in der Innenstadt gibt es unzählige Fallstricke. Wie z.B. in der Nürnberger Straße, der Einemstraße oder an der Gotzkowskybrücke, wo aus zwei oder sogar drei Fahrspuren unvermittelt nur eine einzige wird. Kein Schild weist darauf hin, Vollbremsungen und Blechschäden sind dort keine Seltenheit.
Ebenfalls tückisch ist eine Stelle in der Spandauer Straße in Mitte, schräg hinter’m Roten Rathaus. Aus zwei Fahrspuren werden drei, allerdings schwenken die beiden etwas nach links. Wer geradeaus weiter fährt, kommt also in die Parallelspur – ganz schlecht, wenn sich dort gerade ein anderes Auto befindet.
SpurenSo war es auch bei mir: Ich fuhr mit meinem Taxi von der Jannowitzbrücke kommend Richtung Karl-Liebknecht-Straße. Noch vor der Kreuzung am Molkenmarkt sah ich, wie in der Parallelspur neben mir zwei große, schwarze Autos ankamen, sie hielten links neben mir. Das Blaulicht auf dem Dach war ausgeschaltet, der Beifahrer trug eine Polizeiuniform. Kein Zweifel, hier war wohl ein Minister oder anderer hoher Politiker mit seinem Begleitschutz unterwegs. Das ist in Berlin nicht ungewöhnlich, erst recht nicht in dieser Gegend, und so bin ich davon ausgegangen, dass der Fahrer in der Protzlimousine mit dem Verkehr hier vertraut ist. Dies war aber ein Irrtum.
Als es Grün wurde, fuhren  wir los, überquerten die Kreuzung, und – fast hätte es gekracht. Der Polizist fuhr nämlich stur geradeaus weiter, während ich in meiner Spur blieb, die eben einen Schlenker nach links machte. Er hupte, ich zog etwas nach rechts, er nach links, so dass es nicht zum Unfall kam. Der Fahrer gab Gas, ich sah noch, wie mir der Mann neben ihm die Faust zeigte. Eine Sekunde später konnte ich durch die hintere Scheibe das beleuchtete Gesicht der Kanzlerin sehen, die erschrocken heraus schaute. Im selben Moment wurde beim zweiten Fahrzeug das Blaulicht angeschaltet, der Wagen beschleunigte und fuhr fast auf den vorderen auf, der nun ebenfalls mit hoher Geschwindigkeit losraste. Weil an dieser Stelle wegen der U-Bahn-Baustelle die Straße mehrmals aufgerissen und nur provisorisch geflickt worden ist, sollte man dort auf keinen Fall schneller als 20 bis 30 Stundenkilometer fahren. Ansonsten ist es recht wahrscheinlich, dass man mit dem Kopf gegen das Autodach stößt. Da Merkels Wagen mit ca. 60-70 km/h auf den Asphaltmüll raste, dürfte es unter dem Kanzlerinnen-Haupthaar eine Beule gegeben haben.
Mein Kopf dagegen blieb unterverletzt und ich bin nur froh, dass die Beamten nicht gleich ihre Waffen gezogen und losgeballert haben…

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3 Kommentare

  1. Bei dem Klops, den sich der Fahrer des ersten Wagens leistete vermute ich mal, daß er sich wahrscheinlich schon etwas früher schwer am Kopf verletzt hat. :-)

  2. Vermutlich haben Taxis so etwas nicht drin.
    Aber mein Auto hat ein Luftfahrwerk, bei dem du dir sicher sein kannst, dass niemand sich den Kopf stößt.
    Ähnlich wird es vermutlich bei der Kanzlerin sein…

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