Die vergessene Geschichte Staakens

Einige Stra­ßen­na­men in Span­dau erin­nern noch daran, dass im äußers­ten Westen des Bezirks mal eine ganz eigene Geschichte gab. Die Zeppe­lin­straße, Am Zeppe­lin­park und der Film­wer­ke­weg sind fast die letz­ten Erin­ne­run­gen daran.

Direkt an und hinter der heuti­gen Berli­ner Stadt­grenze entstand vor hundert Jahren eine mitt­ler­weile längst ausge­stor­bene Indus­trie: Aufgrund einer Anord­nung des Kriegs­mi­nis­te­ri­ums wurden hier ab 1916 Zeppe­line mit mili­tä­ri­scher Ausrich­tung herge­stellt. Insge­samt wurden hier aber nur zwölf Stück gebaut, denn mit dem Ende des Ersten Welt­kriegs war in Deutsch­land die Produk­tion von Luft­schif­fen verbo­ten.
Ab dem August 1919 gab es von Staa­ken aus einen Zeppe­lin-Lini­en­ver­kehr nach Fried­richs­ha­fen, insge­samt waren es jedoch nur knapp über hundert Fahr­ten. Das Areal wurde nun auch für Flug­zeuge ausge­baut worden, die wesent­lich schnel­ler und zuver­läs­si­ger als Zeppe­line waren. Ende Dezem­ber des glei­chen Jahres begann der Lini­en­dienst mit London, aber auch der wurde mit der Fertig­stel­lung des Flug­plat­zes Tempel­hof 1924 wieder einge­stellt.

Die alten Zeppe­lin­hal­len auf dem östli­chen Teil des Flug­plat­zes wurden zu Film-Ateliers umge­baut, hier entstan­den die Film­werke Staa­ken. Die zur Verfü­gung stehende Fläche in der eins­ti­gen Zeppe­lin­halle und der Umge­bung über­traf sämt­li­che Film­pro­duk­ti­ons­flä­chen in Berlin zusam­men um das Acht­fa­che, sie war selbst größer als die ameri­ka­ni­schen Produk­ti­ons­stand­orte. Da der Zeppe­lin­bau hohe Ferti­gungs­hal­len erfor­dert hatte, stan­den nun Räume mit bis zu 28 Metern Höhe zur Verfü­gung, in denen unab­hän­gig von äuße­ren Wetter­be­din­gun­gen gedreht werden konnte. Hier konn­ten selbst Monu­men­tal­filme produ­ziert werden. Mitte der 1920er Jahre entstan­den hier etwa 200 Filme, was etwa ein Drit­tel der gesam­ten deut­schen Film­pro­duk­tio­nen entsprach. Darun­ter “Die Drei­gro­schen­oper”, “Der Schim­mel­rei­ter”, “Mata Hari” und der größte Teil von “Metro­po­lis”. Zum Beispiel entstan­den hier die Szenen mit der sog. Herz-Maschine, die eine wich­tige Rolle in dem futu­ris­tisch ange­hauch­ten Film spielte.
Als sich Ende der Zwan­zi­ger Jahre der Tonfilm durch­setzte, gerie­ten die Staa­ke­ner Studios in finan­zi­elle Schwie­rig­kei­ten. Nur lang­sam konn­ten sie sich den verän­der­ten Bedin­gun­gen anpas­sen und wieder renta­bel arbei­ten. 1934 wurde die Film­pro­duk­tion been­det, zuguns­ten einer mili­tä­ri­schen Nutzung der Hallen.

Der Flug­platz Staa­ken ist nach 1924 nur noch für Übungs­flüge, Privat­flie­ger, Sport­flug­zeuge und beson­dere Flüge genutzt worden.
Während der Olym­pi­schen Sommer­spiele 1936 wurde Segel­flie­gen als Demons­tra­ti­ons­sport­art in das Programm aufge­nom­men. Die dazu durch­ge­führ­ten Wett­be­werbe wurden vom Flug­platz Staa­ken aus gestar­tet.

Direkt nach dem Zwei­ten Welt­krieg nutz­ten die  Luft­streit­kräfte der Sowjet­union den Flug­platz, in dieser Zeit gab es auch zwei Abstürze mili­tä­ri­sche Maschi­nen.
Da der west­li­che Teil des Plat­zes zur DDR gehörte und er somit geteilt war, gab es ab 1951 keinen Flug­ver­kehr mehr. Die dort befind­li­chen Gebäude wurden vom Kreis­kran­ken­haus in Dall­gow-Döbe­ritz genutzt.
Heute befin­det sich auf dem Gelände ein Gewer­be­ge­biet.

Foto: Berndlang­schied CC BY-SA 3.0 DE

print

Zufallstreffer

Berlin

Im Herzen der Bestie

Mit dem Axel-Sprin­­ger-Verlag verbin­det mich eine mehr als 30-jährige Feind­schaft. Seine Zeitun­gen haben mich oft als Chaot und Terro­ris­ten­freund diffa­miert und ich fand auch schon immer die popu­lis­ti­sche Hetze gegen Flücht­linge und Unan­ge­passte wider­lich. Bild […]

Weblog

Sinn und Unsinn

Umwelt­mi­nis­te­rin Svenja Schulze hat ange­kün­digt, Plas­tik­tü­ten verbie­ten zu wollen. Dafür erntet sie viel Lob. Aber warum eigent­lich? Viel­leicht deshalb, weil sie einfach was unter­nimmt. Aber sollte man viel­leicht nicht eher etwas unter­neh­men, was auch sinn­voll […]

Schreibe den ersten Kommentar

Hier kannst Du kommentieren

Deine Mailadresse ist nicht offen sichtbar.


*