Antisemitismus

Von antisemitischen Ausfällen, sogar aus der Bundestagsverwaltung, habe ich ja schon vor zwei Jahren geschrieben. Was aber angesichts des neuerlichen Kriegs in Gaza publiziert wird, ist nicht weniger schlimm. Dabei geht es gar nicht darum, dass Israel nicht kritisiert werden darf. Im Gegenteil: Das Vorgehen der Armee ist in vielen Fällen mehr als fragwürdig. Und es ist unerträglich, dass bereits Hunderte von Zivilisten ums Leben gekommen sind. Aber vergessen wir bitte nicht, dass es die Hamas mit ihren Raketen war, die diesen Krieg begonnen hat. Sie ist es auch, die ihre Raketenstellungen in Wohngebiete aufbaut, eben damit es bei Angriffen darauf zivile Opfer gibt. Diese werden dann medienwirksam öffentlich ausgeschlachtet.
Wie anders sollte Israel darauf reagieren? Einfach weiterhin die eigenen Städte bombardieren lassen? Kein Staat der Welt würde das tun!

Doch der Krieg ist für die Antisemiten nur der Vorwand, um ihrem Judenhass mal wieder freien Lauf zu lassen. Sie schreien ja nicht nur Parolen gegen Israel, sondern vor allem gegen die Juden. Sie greifen in Berlin religiöse Passanten an, wegen des Tragens einer Kippa oder eines Abzeichens. In Paris zerstören sie jüdische Geschäfte und prügeln die Inhaber durch die Straßen wie einst die SA. Arabischstämmige Demonstranten gröhlen am Kudamm Parolen gegen Juden, wie es die Neonazis nicht besser könnten. In Neukölln wurde vergangenen Freitag von einem moslemischen Prediger zum Mord an Juden aufgerufen: „Tötet sie bis zum Letzten“.

Doch nicht nur fanatische Muslime und deutsche Rechtsextremisten hetzen gegen Juden, immer wieder sind es auch „Antifaschisten“. Hier hat die Gleichsetzung Juden = Israel schon Tradition. Natürlich wird bewusst „Israelis“ gesagt, wenn Juden gemeint sind. Am Montag erklärte der Landesverband NRW der Linkspartei, der Krieg sei von rechtsradikalen Israelis provoziert worden. Von Hamas-Raketen auf Israel ist in der ellenlangen Erklärung kein einziges Mal die Rede. Selbst der Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn sprach von beschämendem Antisemitismus im NRW-Landesverband.
Die Online-Bürgerbewegung Avaaz verschickt ihre Propaganda an Mitglieder und Unterstützer, in der sie behauptet, dass Israel der einzige Aggressor ist. Und wie früher wird wieder zum Boykott aufgerufen. In Zeiten der Eskalation zeigt sich, wessen Geistes Kind manche einer ist.

Wenn am kommenden Freitag in Berlin die jährliche Al-Quds-Demonstration stattfindet, wird es vermutlich wieder zu antisemitischen Parolen und Übergriffen kommen. Jüdische Passanten werden wieder ihren Davidstern und ihre Kippa verstecken, damit sie nicht angegriffen werden. Dass sie sich auf die Polizei nicht verlassen können, haben die Vorfälle der letzten Tage ja gezeigt. Allerdings wird es diesmal zwei Gegenkundgebungen geben, auf dem Adenauerplatz und an der Kreuzung Kudamm/Schlüterstraße.
Leider muss man auch heute noch festhalten: Juden sind in unserem Land auch 70 Jahre nach dem Holocaust nicht sicher.

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